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25.03.06 / Türken rechtfertigen Völkermord / Demonstranten in Berlin behaupten: Armenier-Genozid war normale Kriegshandlung

© Preußische Allgemeine Zeitung / 25. März 2006

Türken rechtfertigen Völkermord
Demonstranten in Berlin behaupten: Armenier-Genozid war normale Kriegshandlung
von Harald Fourier

Am 15. März 1921 war der Frühling in der deutschen Hauptstadt längst angebrochen. Mehmet Talat Pascha, der frühere türkische Innenminister, ahnt nichts, als er auf der Hardenbergstraße zum Steinplatz gelangt. Pascha war seit dem Ende des Ersten Weltkriegs untergetaucht. Im Gewühl der Millionenmetropole fühlt er sich sicher.

Was der frühere Großwesir nicht weiß: Der Armenier Soghomon Tehlirian hat ihn längst ausfindig gemacht. Er folgt dem Türken. In einem günstigen Moment zieht er seine Pistole. Ein Schuß fällt.

Die tödliche Kugel trifft den Türken. Der Armenier hat blutige Rache genommen: Seine Familie war beim Völkermord an den Armeniern wenige Jahre zuvor ums Leben gekommen. Eine Million Menschen sollen die Türken getötet haben.

Talat Pascha gilt als einer der Drahtzieher des Genozids. Heute befindet sich an der Stelle, an der er ums Leben kam, die Mensa Nord der Technischen Universität. Knapp 2000 Türken kamen dort vergangenen Sonnabend zusammen, um an den Mord an Talat Pascha zu erinnern. Sie legen eine Schweigeminute ein und singen dann ihre Nationalhymne.

Mitten unter ihnen steht Dogu Perinçek. Seine Anhänger haben ihm ein Pappschild ans Revers geklebt, auf dem eine Schleife abgedruckt ist. Sie erinnert an den toten Türken, nicht an die Million toter Armenier.

Groß war im Vorfeld das Interesse der deutschen Öffentlichkeit an der Türkendemo. In nationalistischen Kreisen hatten Perinçeks Anhänger lauthals getrommelt. "Nimm deine Fahne, komm nach Berlin" lautete die Parole, mit der Türken aus ganz Mitteleuropa zusammengerufen wurden.

Bis zuletzt hatte es vor Gerichten Streit wegen des Aufmarschs gegeben. Die Armenier wollten die Leugnung des Genozids verhindern. Die Polizei rückte schließlich mit einem Großaufgebot an. "Wir werden die Veranstaltung sofort unterbinden, wenn die Türken gegen die Auflagen verstoßen", hatte es geheißen. Erst der Karikaturenstreit, dann die Demos vor den dänischen Botschaften in aller Welt - darunter auch in Berlin. Darauf der Erfolg von "Tal der Wölfe" in deutschen Kinos. Und jetzt diese Manifestation von türkischen Nationalisten, die angeblich den Armenier-Genozid leugnen - so hatten sich viele Pressevertreter und Politiker die multikulturelle Gesellschaft nicht vorgestellt.

Auch für manch einen "einfachen" Berliner war das Maß voll. Ein Radfahrer, der den Demonstrationszug in der Budapester Straße passiert, schimpft lautstark über "das Pack". Ein junger Türke ruft ihm nicht weniger ungehobelt hinterher: "Du kriegst gleich auf die Fresse, Alter!"

Solche Rempeleien am Rande bleiben aber die Ausnahme. Nur in der Hardenbergstraße ereignet sich ein Zwischenfall. Ein Armenier hält die Landesfarben seiner Heimat hoch, und eine Frau demonstriert mit einem Anti-Türkei-Button gegen die Türken.

"Die heutige Türkei gehört nicht in die EU" steht auf dem Anstecker von Corinne Vezilan. Als die Türken diesen stummen Protest der Armenier ausmachen, rennen zwei, drei Hitzköpfe los, bullige Kerle, die die zierliche Frau und den Mann allem Anschein nach sofort verprügeln möchten. Ein halbes Dutzend türkischer Ordner verhindert den wenig öffentlichkeitswirksamen Exzeß.

"Ich bin gekommen, weil die türkischen Nationalisten hier demonstrieren. Ich kann das nicht glauben", empört sich die armenischstämmige Französin. Viele ihrer Landsleute sind nach den Übergriffen der Türken nach Frankreich geflüchtet. Dort leben heutzutage weit mehr Armenier als in Deutschland.

Vezilan spricht Deutsch, Englisch und Französisch - mit mehreren Fernseh- und Radioreportern gleichzeitig. "Ich habe mit einem Türken gesprochen, der sagte, das sei eine Lüge. Die verharmlosen den Völkermord." Als hätte es dafür noch eines Beweises bedurft, tritt ein Türke auf sie zu und sagt ihr auf Englisch, sie sei dumm.

Der Zug trottet weiter. Dogu Perinçek, der Chef einer Ein-Prozent-Partei, ist extra aus der Türkei eingeflogen worden. Unter die 2000 Teilnehmer seines "Marsches auf Berlin" haben sich "mindestens zwei Dolmetscher" gemischt, versichert ein Polizeisprecher. Die sollten sicherstellen, daß keine verbalen Straftaten begangen werden (Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener). Dabei leugnen die Türken in Berlin den Genozid nicht einmal. Auf Transparenten - sofern sie deutsch beschriftet sind - stehen eher moderate Forderungen. Und "Nieder mit den USA" zu brüllen, ist nicht verboten und gehört zum ermüdenden Standardrepertoire orientalischer Demos überall auf der Welt.

Die heiklen Informationen werden schriftlich an Pressevertreter verteilt. "Bist du Presse?" fragt einer der Ordner. Ja. "Dann kriegst du Handout", sagt er und reicht einen Stapel Papier - alles auf Deutsch.

Die "Vierzig Tage von Musa Dagh", Franz Werfels Standardwerk über den Völkermord an den Armeniern, sei eine gefälschte "Sex and Crime"-Story, so die Argumentation der türkischen Propagandisten.

Schließlich hätten sich die Armenier selbst als eine kriegführende Nation bezeichnet. Insofern könne die Schlußfolgerung nur lauten: Die Armenier waren an ihrem Schicksal selbst schuld.

Der Völkermord wird also gar nicht geleugnet, sondern gerechtfertigt. Die deutsche Polizei hätte auf den Einsatz von Türkisch-Dolmetschern verzichten können.

"Nimm Deine Fahne, komm nach Berlin": 2000 Türken demonstrierten ihr Geschichtsbild in der deutschen Hauptstadt Foto: HF


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