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08.04.06 / Ein Platz für Plastik / Das Gerhard-Marcks-Haus in Bremen zeigt Skulpturen von Waldemar Grzimek

© Preußische Allgemeine Zeitung / 08. April 2006

Ein Platz für Plastik
Das Gerhard-Marcks-Haus in Bremen zeigt Skulpturen von Waldemar Grzimek

Da ist nun wieder so einer, der's nicht lassen kann, dem Abenteuer der menschlichen Gestalt nachzujagen", schrieb Freund und Bildhauerkollege Gerhard Marcks über Waldemar Grzimek, den Bildhauer aus Ostpreußen. Auf ein Abenteuer muß sich auch der Betrachter seiner Bronzen und Skulpturen einlassen können. Mitreißend anzusehen sind sie in ihrer Grazie, aber auch in ihrer Erdenschwere, sie tragen Titel wie "Artisten", "Badende", "Ruhender Tänzer", "Fliehender", "Wellenreiter", "Stürzender", "Berserker" oder "Träumende". - "Das Widerspiel zwischen der Schwere des Leibes, die ihn zur Erde hinzieht, und deren Überwindung durch die Bewegungskraft des ihm innewohnenden Geistes ist das Thema, das Grzimek in seinen Skulpturen vielgestaltig variiert", schrieb Eberhard Roters 1979 in seiner Monographie über den Künstler. Auch Mahnmale wie die in Sachsenhausen und Buchenwald, Denkmale wie das von Heinrich Heine in Berlin stammen von Grzimek. Immer wieder aber ist es die menschliche Figur in der Bewegung, die Grzimek meisterhaft gestaltet; oft wirken die Dargestellten wie zu Stein erstarrt, als würden sie - blickt der Betrachter nur eine Sekunde zur Seite - weitergehen, -reiten, -springen, -tanzen. Eindrucksvoll aber auch seine Porträtbüsten. Selbst christliche Motive finden sich im Werk des Bildhauers, so neben Grabgestaltungen auch eine Tür für das Portal des Klosters Unser lieben Frauen in Magdeburg.

Schon früh beschäftigte sich Waldemar Grzimek, der am 5. Dezember 1918 im ostpreußischen Rastenburg geboren wurde, mit der Darstellung von lebenden Wesen. Gips war sein bevorzugtes Material, Tiere seine Motive. Die fand er im Berliner Zoo. 1929 entstand die erste Skulptur, ein Skyeterrier, 1931 gewann der Junge seinen ersten Preis. 1938 entstand die erste menschliche Ganzfigur, ein schreitender Mann. In der Zwischenzeit hatte Grzimek ein Studium bei Wilhelm Gerstel an der Berliner Hochschule für bildende Künste aufgenommen. In diese Zeit fiel auch die Begegnung mit Gerhard Marcks, Gustav Seitz und Fritz Cremer, die sein späteres Schaffen entscheidend beeinflussen sollten. 1942 verbrachte der junge Künstler acht Monate in der Villa Massimo. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, an dem Grzimek in der Marine teilnahm, kehrte er nach Berlin zurück, den zentralen Ort seines Schaffens. Neben seiner Lehrtätigkeit an der Kunstschule Burg Giebichenstein bei Halle, in Berlin-Charlottenburg und in Berlin-Weißensee sowie in Darmstadt arbeitete Grzimek als freier Künstler und fand immer noch die Zeit, sich eingehend für die Erhaltung städtebaulicher Substanz einzusetzen. Nur Eingeweihte werden wissen, daß es Grzimek und Gerhard Marcks waren, die einen Nachguß des Schlüterschen Denkmals von Kurfürst Friedrich III. für Schloß Charlottenburg möglich machten. Das Original befand sich einst in Königsberg, wurde jedoch ein Opfer des Krieges.

"Mit seinen Menschenbildwerken hat Grzimek eine unserer Zeitepoche entsprechende Ausformung am gegenwärtigen Ende einer zentralen bildnerischen Überlieferung gefunden", so Roters. "Seine Skulpturen erschließen sich jedem, der zu sehen versteht, von selbst." Davon kann man sich derzeit in Bremen überzeugen, wo sich seit Jahreswende ein Großteil des bildhauerischen Nachlasses im Gerhard-Marcks-.Haus befindet. Silke Osman

Das Gerhard-Marcks-Haus Bremen, Am Wall 208, zeigt die Ausstellung "Ein Platz für Plastik" mit Werken von Waldemar Grzimek, täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr. Eintritt 3,50 / 2,50 Euro, bis 5. Juni, Begleitbuch 18 Euro.

Gerhard-Marcks-Haus: Blick in die Ausstellung mit Werken von Waldemar Grzimek Foto: Gerhard-Marcks-Haus


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