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08.04.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 08. April 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

Frau Liselotte Finckenstein hat mir sehr detaillierte Angaben zu der Suchfrage von Herrn Alfred Schmidt nach seinen baltischen Vorfahren Runze aus Riga übersandte. Frau Finckenstein hatte bereits vor zwei Jahren Herrn Schmidt brauchbare Hinweise gegeben, denn sie ist seit zwei Jahrzehnten tätiges - kein ruhendes - Mitglied der Deutsch-Baltischen Gesellschaft und verfügt über umfangreiches Material und fundiertes Wissen. Sie hat nun eine kleine Stammtafel des Herrn Schmidt erstellt, Atlanten gewälzt und nachgedacht und ist zu folgendem Schluß gekommen: Herr Schmidt nennt den Namen Runze oder Runce (in lettisch wird das c wie z ausgesprochen). Christoph R. heiratete Lydia / Lidia Tschepsna orthodox. Runze kann ein deutscher Name sein, muß es aber nicht. Der Mädchenname der Frau ist weder deutscher noch lettischer oder russischer Herkunft - welche Nationalität hatte sie dann? Die Töchter wurden in Riga geboren. Die Kirchenbücher wurden dort ab 1880 in Alt-Russisch geführt, das die heutigen Russen nur mit Mühe lesen können. Herr Runze gibt an, daß die Eltern deportiert seien. Frau Finckenstein: "Deutsche wurden verbannt, nicht deportiert. Das heißt, daß die Menschen sich in großer Entfernung von ihrer Heimat aufhalten mußten. Sind es vielleicht keine Deutschen gewesen? Mein Vater wurde im Ersten Weltkrieg von Livland nach Sibirien verbannt." Frau Finckenstein vermittelt noch viele weitere Informationen wie die über die "freiwillige" Umsiedlung der Deutsch-Balten im Herbst 1939 und die Deportation der 65000 lettischen und estnischen Großbauern und Intelligenz im Juni 1941. Für unsere Leserinnen und Leser erscheint mir interessant, daß bei ähnlich gelagerten Suchfragen die wichtigste Auskunftsstelle die Deutsch-Baltische Genealogische Gesellschaft e. V., Herdweg 70 in 64285 Darmstadt, ist. Dort ist alles an Familienforschung Baltikum zusammen getragen, was es nur gibt, wie die "Aussiedlerlisten", aus denen man entnehmen kann, wer 1939 nach Deutschland kam.

Das so ausführliche, sachliche und informative Schreiben von Frau Finckenstein ist aber für mich wieder ein Beweis, wie stark sich unsere Leserschaft mit den hier veröffentlichten Suchfragen beschäftigt und sich intensiv bemüht, Lösungen zu suchen. So konnte auch Herr Heinz Sternberg, der etwas über seine vermißten Onkel Friedrich Sternberg und Paul Pallat und deren vermutliche Begräbnisstätte, ein Massengrab in Georgenburg, erfahren wollte, den Anruf einer "ganz lieben" Königsbergerin aus Meißen melden, die ihm Ratschläge für die weitere Spurensuche gab, sowie den Erhalt eines Briefes mit Bildern von dem Soldatenfriedhof "KGL Kriegsgefangenenlager Georgenburg 1945-1949". Nun bekam ich ein Schreiben von Frau Dorothea Mensel zu dieser Suchfrage, weil ich entscheiden sollte, ob sie damit Herrn Sternberg helfen könnte. Ich meine ja, auch wenn es sich nur um den Familiennamen Sternberg handelt. Eine Großtante von Frau Mensel vermietete in Insterburg eine Wohnung an zwei junge Damen. Eine von ihnen war die Bankangestellte Anna Sternberg, zu der sich in der Kriegszeit ihre Schwester Ida Schüll geborene Sternberg mit ihren schulpflichtigen Kindern Brigitte und Klaus gesellte, als das Rheinland laufend bombardiert wurde. In den Ferien waren die beiden Schüll-Kinder auf dem elterlichen Bauernhof von Dorothea Mensel, geborene Heinscher, in Karkeln zu Besuch. Der Vater fiel als Offizier, seine Witwe lebte nach der Flucht in Würzburg, dann zog die Familie wohl ins Rheinland, vermutlich nach Dortmund oder Düsseldorf. Anna Sternburg lebte und verstarb in Lauenburg. Sie hatte Frau Mensel einmal erzählt, daß sie aus einer in einem Dorf bei Insterburg lebenden, sehr kinderreichen Familie stammte. In Bezug auf die Familie Schüll wäre nach Klaus Schüll und seiner Sternberg-Verwandtschaft zu fragen, Brigitte dürfte durch Heirat einen anderen Namen tragen. Nun ja, Herr Sterberg - so schrieb ich - würde sich über jeden Hinweis freuen - vielleicht auch über diesen von Dorothea Mensel, Thermalbadstraße 4 in 96476 Bad Rodach?

Ein kurzer Zwischenbescheid von Betty Römer-Götzelmann, einem lieben Geburtstagsgruß an mich beigelegt. Wir hatten im Januar das Foto einer Brosche mit Elfenbeinengelchen veröffentlicht, das sich im Besitz von ihrer Freundin Margarete Woop befindet. Diese wollte es gerne der aus Bartenstein stammenden Pfarrersfamilie Hundsdörfer zurückgegeben, von der sie die Brosche nach dem Krieg bekommen hatte. Nun notiert Frau Römer-Götzelmann: "Zur "Engelchen-Geschichte" geht's rund. Ich wandere mit ihr verschlungene, interessante Wege ... und dieses nach 60 Jahren!" Nun. Da werden wir ja noch Erfreuliches hören! Und da Betty Römer-Götzelmann ja Schriftstellerin ist, wird es sicher eine interessante Geschichte!

Eine ganz kurze Nachricht von Alfred Stanschus, der im Rahmen seiner Familienforschung nach Informationen über Schillgallen suchte, dem Geburtsort seines Vaters und Großvaters. Er nennt mich liebevoll "Familienmutti", und so ist auch seine Kurzmeldung gehalten: "Du hast gute Arbeit geleistet in Sachen Familienforschung. Ich bin gut weiter gekommen, ich habe Fotos bekommen, und im Herbst geht ein Landsmann nach Schillgallen und macht Fotos und alles für mich. Danke, liebe Mutti!" Ein ebenso knapper wie außergewöhnlicher Dank, den ich an meine "Kinder" weiterleite. Na ja, inzwischen kommen in unserer Ostpreußischen Familie auch schon Enkel und Urenkel dazu!

Die Frage nach der Herkunft des kleinen "Otto David" verspricht zumindest ein Teilerfolg zu werden - so meint auch unser Leser Manfred Maurer und belegt dies mit Auszügen aus seinem langen Brief an Herrn David. Zur Erinnerung: Dieser hatte nach seiner Herkunft gefragt, denn er taucht als "registrierte Person" als etwa eineinhalbjähriges Kleinkind in einer Kinderklinik in Dresden auf. Eine DRK-Schwester hatte den todkranken Jungen aus einem Flüchtlingszug geholt und ihn dort eingeliefert. In der Krankenakte ist als Herkunftsort des vermutlich am 7. Juli 1943 geborenen Jungen "Klein Kalau" vermerkt, aber dieser Ort war bisher nicht zu finden. Nun glaubt Herr Maurer, daß es sich um die bei Kalau, Kreis Meseritz, Grenzmark Westpr. Posen, gelegene Försterei Kalau handeln könnte, die vielleicht auch als "Klein Kalau" bezeichnet wurde. 1939 gehörte "Kalau, Forsthaus" zur Gemeinde Schindelmühl, Kreis Meseritz. 1954 tauchen die Orte unter den neuen polnischen Namen auf: Kalau = Kalawa, die Försterei Kalau = Kalawka, was vermutlich soviel wie "Klein Kalau" bedeutet. Da der Suchende nicht weiß, ob er "Otto David" oder "David Otto" heißt, müßte bei der geringen Einwohnerzahl doch festzustellen sein, ob es einen dieser Namen dort gegeben hat. Herr Maurer zeigt in seinen Ausführungen Herrn David einige mögliche Wege zur gezielten Nachforschung auf. "Na, es könnte noch spannend werden!" schreibt Herr Maurer, und das glaube ich auch. Wenn sich tatsächlich die Herkunft des "Otto David" genannten Flüchtlingskindes klären ließe, dann wäre das schon kein "Kleinkrimi" mehr - so bezeichnet Manfred Maurer unsere Suchgeschichten -, sondern ein Sonderfall. Immerhin: Als Miss Marples bin ich auch schon einmal bezeichnet worden! Von einem Engländer, der nach einem ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen unbekannter Herkunft suchte, der "vermutlich Preuße" war. Wir konnten den Fall lösen! Sollte sich nun auch die Suchfrage von Otto David klären lassen, dann müßten wir Herrn Maurer wohl zu einem "Mister Stringer" ernennen!

Eine kleine Korrektur. Wir hatten in Folge 9 den Wunsch unserer Leserin Hildegard Klatt gebracht, die Näheres über den Tod ihrer Mutter, der Königsbergerin Lina Klatt, und ihrer Schwester Charlotte Klatt wissen wollte. Die Familie wohnte Knochenstraße 58, nach der Ausbombung Rudauer Weg 14. Lina Klatt geborene Noack, * 1887, ist am 27. August 1945 in Königsberg-Charlottenburg verhungert und dort in einem Splittergraben beerdigt worden. Von dem Schicksal der Charlotte Klatt, * 1924, die ebenfalls in Königsberg verblieb, ist nichts bekannt. Als ihre Mutter starb, war sie schon sehr schwach, dürfte wohl auch bald verstorben sein, also 1945/46. Diese Ungewißheit beschäftigt die Schwestern Hildegard und Gertrud Klatt noch heute (Hildegard Klatt, Stiftsgraben 20 in 04600 Altenburg, Telefon 0 34 47 / 89 22 49).

Eure Ruth Geede


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