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08.04.06 / Preußens letzte Landesmutter

© Preußische Allgemeine Zeitung / 08. April 2006

Preußens letzte Landesmutter

Nach der Hochzeit mit Prinz Wilhelm, dem ältesten Sohn des damaligen preußischen Kronprinzen, (vergleiche Ausgabe 7) verlebte Auguste Viktoria als preußische Prinzessin - erst im Potsdamer Stadtschloß, nach der Renovierung dann im Marmorpalais am Heiligen See - die schönsten Jahre ihres Lebens. Statt nach der Hochzeit eine Ernüchterung zu erleben, konnte die junge Prinzessin ihrer Schwester schreiben, daß die Liebe zu ihrem Mann immer stärker werde. Wilhelm erwidert zumindest anfänglich diese Gefühle. "Ich bin überaus glücklich hier in meinem eigenen Heim und mit der süßesten jungen Frau, die man sich wünschen kann", schreibt er im Juni 1881. Daß Wilhelm sich wohlfühlte, ist leicht nachvollziehbar, denn Auguste Viktoria war unbestritten tatsächlich so, wie er sie beschreibt, "so lieb, nett und freundlich, daß jeder, der sie sieht, ganz verrückt nach ihr wird".

Auguste Viktoria war jedoch nicht nur lieb, nett und freundlich gegen jedermann, sondern auch hingebungsvoll. Sie opferte sich auf für andere, für ihren Mann, den sie bedingungslos unterstützte - auch in der sogenannten "Daily-Telegraph"-Affäre - und später auch für die wachsende Schar ihrer gemeinsamen Kinder. 1882 kam Wilhelm, 1883 Eitel Friedrich, 1884 Adalbert, 1887 August Wilhelm, 1888 Oskar, 1890 Joachim und 1892 Nesthäkchen Viktoria Luise. Die liebende Ehefrau und siebenfache Mutter verkörperte das damalige deutsche Frauenideal und beeinflußte es umgekehrt auch wie wohl keine andere Deutsche ihrer Zeit.

Doch nicht nur ihren sieben Kindern galt ihre Fürsorge. Davon zeugt ihr großes und vielfältiges soziales Engagement, das trotz ihrer Bescheidenheit nicht unbemerkt blieb und die überzeugte Patriotin und Christin wie keine andere preußische Königin seit Luise zum Inbegriff einer Landesmutter machte.

Aber auch dieses nicht nur segensreiche, sondern auch populäre Wirken konnte das Ende der Monarchie in Preußen nicht abwenden. Anders als ihrem Mann war ihr freigestellt, auch nach der Novemberrevolution in ihrer Heimat zu verbleiben. Trotz ihrer Heimatliebe zog es sie jedoch zu ihrem Ehemann in die Niederlande, um dort mit ihm das Leben im Exil zu teilen. Doch mit dem Verlust von Krone und Heimat hatten die Schicksalsschläge noch kein Ende. 1920 beging ihr jüngster Sohn Joachim, eine hochsensible Frühgeburt, der ihre besondere Fürsorge galt, Selbstmord. Nach dem Erhalt der Nachricht vom Tode ihres "kleinen Angstkindes" verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand zusehends. Ihre letzte Freude war der Besuch von Joachims Sohn Franz Joseph, doch nach dessen Abreise ging es ihr um so schlechter. Am 11. April 1921 hatte das Leiden der am Ende von Schlaganfällen Gezeichneten ein Ende. Die Heimkehr ihrer sterblichen Überreste und die Beisetzung im Mausoleum beim Neuen Palais wurden eine einzige Demonstration der Beliebtheit der ehemaligen Landesmutter; allerdings der von manchen erhoffte und von anderen wohl auch befürchtete Triumphzug für die Monarchie blieb aus. Manuel Ruoff

Vor 85 Jahren gestorben: Auguste Viktoria Foto: DHM


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