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22.04.06 / Verwaistes Baby im Schnee / Vater und Tochter finden Säugling und geraten in einen Sturm der Gefühle

© Preußische Allgemeine Zeitung / 22. April 2006

Verwaistes Baby im Schnee
Vater und Tochter finden Säugling und geraten in einen Sturm der Gefühle

Auf einem Waldspaziergang finden die zwölfjährige Nicky und ihr Vater Robert Dillon ein neugeborenes Baby im Schnee. In Windeseile bringen die zwei den Säugling ins Krankenhaus und retten somit "Baby Doris", wie es später in der Presse genannt wird, das Leben.

Besonders hart trifft Vater und Tochter dieser Fund, da Nickys Mutter mit ihrer Babyschwester Clara vor nicht allzu langer Zeit tödlich verunglückte. Seitdem wohnen Nicky und Robert abgeschieden am Wald, und Robert, der einst so erfolgreiche Architekt, verdient als Tischler den Lebensunterhalt für die beiden.

Nicht lange nach der Babyrettung steht plötzlich eine junge Frau vor der Tür der Dillons. Daß sie nicht gekommen ist, um sich von den Tischlerfähigkeiten Roberts zu überzeugen, wird bald mehr als offensichtlich.

",Ich bin gekommen, um Ihnen zu danken', sagt sie zu meinem Vater. ,Wofür?' Und jetzt ist es sie, die überrascht ist. ,Dafür, daß Sie mein Baby gefunden haben', erklärt sie, und bei dem Wort Baby ist ihre Stimme ganz dünn und leise, als wagte sie es kaum, das Wort auszusprechen ...?"

Aufgrund eines plötzlich einsetzenden Schneesturms fühlt Robert sich dazu genötigt, die junge Frau namens Charlotte erst mal bei sich aufzunehmen.

Nicky ist seelig, endlich wieder eine Frau im Haus zu haben, doch bleibt ihr Vater stur, felsenfest davon überzeugt, Charlotte hätte ihr Baby freiwillig mutterseelenallein im Schnee zurückgelassen.

"Stille über dem Schnee" ist ein anrührender Roman, der die Vater-Kind-Beziehung zwischen Nicky und Robert sehr realistisch darstellt.

Sehr glaubwürdig beschreibt die Autorin Anita Shreve aus der Perspektive der Nicky Dillon die Gefühle und Gedanken einer Zwölfjährigen, die vor nicht allzu langer Zeit Mutter und Schwester verloren hat und sich nun mehr oder weniger um ihren verbitterten und vereinsamten Vater kümmern muß.

Als starker Kontrast in diesem Buch wirkt auf den Leser die stille weiße Schneelandschaft, während drinnen in den Bewohnern des Hauses die Gefühlsstürme wild toben.

Als kleiner Minuspunkt gilt zu verzeichnen, daß das Ende des Romans leider etwas gehetzt wirkt, aber ansonsten ist dieses Buch der US-Bestsellerautorin absolut lesenswert. A. Ney

Anita Shreve: "Stille über dem Schnee", Piper Verlag, München 2005, geb., 328 Seiten, 19,90 Euro


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