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29.04.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 29. April 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

es ist nicht zu glauben, aber die positiven Meldungen reißen nicht ab. So berichtet Gisela Roelshoff, die nach den Plätzen ihrer Kindheit in Königsberg gesucht hatte, von schönen Erfolgen. Ihre Fragen nach der Baptistenkirche mit dem angrenzenden Häuserkomplex auf dem Unterhaberberg und nach ehemaligen Mitschülerinnen der Moltke-Schule waren kurz vor Weihnachten erschienen, und schon einen Tag vor Heiligabend erhielt sie den Anruf einer Freundin ihrer älteren Schwester, die in der Blücherstraße gewohnt hatte. Diese hatte Gisela Roelshoff schon als Kind gekannt, und so schreibt die Überraschte: "Die beiderseitige Freude und das Gefühl kann ich nicht in Worten ausdrücken. Mir sind Weihnachten immer wieder die Tränen gekommen! Dann erhielt ich einen Tag vor Silvester einen Brief aus Gelsenkirchen. Auch da beschlich mich ein Gefühl heimatlicher Vergangenheit und glücklicher Kindheit im Elternhaus. Es meldete sich nämlich ein Nachbarsjunge vom Unterhaberberg Nr. 12 d. Wir wohnten also im selben Haus, er in der oberen Etage. Auch diese Begegnung hat uns beide stark aufgewühlt. Es ist eben ein Stück Heimat, was man wiederfindet ... Und dann erhielt ich noch von einem Landsmann vom Bodensee Bilder von Königsberg, darunter Postkarten vom Unterhaberberg und der Vorstadt, worüber ich mich sehr gefreut habe."

Leider sind keine Aufnahmen von der Baptistenkirche, der Moltke-Schule und dem Häuserkomplex 12 bis 12 d darunter. Aber man kann ja noch weiter hoffen, denn Erfolge machen Mut, und deshalb hat Frau Roelshoff auch eine neue Frage, die wir aber aus Platzgründen auf eine der nächsten Ausgaben verschieben müssen.

Und Frau Susi Dahlke-von Terzi muß noch einmal Dank sagen für weitere unerwartete Nachrichten und Telefonate, die sie in letzter Zeit erhielt - dank der Vermittlung unserer Ostpreußischen Familie. So meldete sich unter anderem ein ehemaliger Mitschüler ihres älteren Bruders, der mit ihm zusammen die Hindenburg-Oberschule in Königsberg besucht hatte und noch in der Flakstellung der Hindenburg-Schüler in Beydritten Dienst getan hat. Dadurch ergab sich viel Gesprächsstoff, denn auch Frau Susi und ihr Bruder waren Flakhelfer gewesen. Ganz anders fiel dann das Gespräch mit einem weiteren Mitschüler ihres Bruders aus, der im Engadin ein Buch über Schweizer Konditoren, die sich in Königsberg niedergelassen hatten, entdeckt hatte, darunter auch Steiner. Da tauchten auch wieder Erinnerungen auf, denn mit der Tochter des letzten Inhabers der Konditorei war Frau Dahlke-von Terzi zur Schule gegangen, und das damals genaschte Marzipan blieb unvergessen. Sie soll einen Auszug aus diesem Buch bekommen, und ich wäre auch an einer Kopie interessiert - zwar ist Weihnachten noch weit, aber auch eine kluge Frau baut vor!

Kurz und knapp, aber inhaltsreich die Meldung von Johannes Krassowski: Die Familie Schwarz ist gefunden! Es handelte sich um ehemalige Berliner Kinder, die mitten im Krieg nach der Ausbombung nach Nickelshorst, Kreis Sensburg, verschickt wurden. Karl-Heinz Schwarz kam zu der Familie Krassowski. Zwischen ihm und Johannes bildete sich eine enge Kinderfreundschaft, die sich auch auf die beiden Schwarz-Schwestern Vera und Erna übertrug. Kurz nach Kriegsende besuchte Herr Krassowski die Geschwister Schwarz in Berlin, dann riß die Verbindung ab und konnte leider nicht mehr geknüpft werden. Bis jetzt! Obgleich ich etwas skeptisch war, weil die Schwarz-Geschwister, wenn sie noch lebten, sicher nicht unsere Zeitung hielten. Aber eine Leserin aus Berlin hat geholfen, die richtige Adresse zu finden. Und ihr gilt natürlich der herzliche Dank von Johannes Krassowski, dem ich mich anschließe. So wird der Kreis, den unsere Ostpreußische Familie zieht, immer größer.

Aber nun wieder eine von den schwierigen, ja schicksalsbewegenden Suchfragen, die ich am besten so veröffentliche, wie sie mir vorgelegt wurde. Gestellt wird sie von Herrn Hans Sehring aus Bretten, der Zeitzeugen aus der Heimat seiner verstorbenen Frau sucht, die aus Grünwiese, Kreis Heiligenbeil stammt. Herr Sehring schreibt: "Im Jahre 1956 habe ich Eleonore Johanna Mertens, * 12.05.1938 in Grünwiese, in Dreieichenhain, Kreis Offenbach, geheiratet. Ein Jahr später wurde unser Sohn Jürgen geboren, und am 21.09.1958 ist meine Frau nach schwerer Krankheit verstorben. Sie hatte im Frühjahr 1944 mit ihrer Mutter und der kleineren Schwester aus ihrer Heimat fliehen müssen. Beide verstarben an einem bis heute unbekannten Ort. Die Siebenjährige wurde von anderen Flüchtlingen bis an die dänische Grenze mitgenommen. Hier wurde Eleonore später von Onkel und Tante gefunden, die dem Waisenkind in Sprendlingen eine neue Heimat gaben, denn auch der Vater, den sie kaum gekannt hat, blieb in Rußland verschollen. Von ihm liegen mir keinerlei Angaben vor, nicht einmal der Vorname ist bekannt. Wir suchen nun Zeitzeugen, ehemalige Bewohner von Grünwiese sowie Angestellte von dem Rittergut, die sich an den Namen Mertens erinnern und eventuell diese Familie näher gekannt haben. Der Name der Mutter meiner Frau soll Herta Mertens geb. Nehmke gelautet haben, sie soll Schneiderin gewesen sein und auch für die Besitzer des Rittergutes, die Familie Carl Stobbe, genäht haben. Diese Angaben sind jedoch nicht bestätigt. Außerdem wäre von Interesse, wenn sich jemand an den Vater erinnert, um dessen Namen zu erfahren und noch etwas mehr. Der Name der Tante meiner Frau lautete Bettie Mertens (Elisabeth ?), der des Onkels Ernst Mertens. Es gab auch noch einen Bruder Fritz Mertens. Alle sind leider verstorben." Soweit Herr Sehring in seinem Schreiben, dem wir nichts mehr hinzufügen können als die Hoffnung, daß sich Zeitzeugen finden, die etwas Licht in diese Familiengeschichte bringen können. (Hans Sehring, Helga Barth Str. 7 in 75015 Bretten, Telefon 07252 / 86679, Fax 07252 / 80651 oder Jürgen Sehring, Monschauerstr. 177 a in 52355 Düren, Telefon 02421 / 702860, E-Mail juering@arcor.de)

Eure Ruth Geede


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