25.04.2024

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13.05.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 13. Mai 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

bunt und blühend ist die Welt geworden, und so zeigt sich auch heute unser "Familiengarten" mit der Vielzahl und Verschiedenheit der Wünsche. Die nur unsere Leserschaft erfüllen kann, denn wohin sollte sich etwa Herr Dr. Ulrich Heitger wenden, der sich in seiner Rundfunkforschung auf den ostpreußischen Rundfunk spezialisiert hat, also auf die alte "Orag" und den nachfolgenden "Reichssender Königsberg". Bei den persönlichen Gesprächen, die wir geführt haben, hat er mich zwar schon ausgequetscht wie eine Zitrone, aber ich habe ja meine erste Sendung "erst" 1934 gehabt, vorher war ich lediglich Hörerin, wenn auch eine eifrige. Es geht bei seinen Fragen, um deren Vermittlung er mich gebeten hat, in erster Linie um die Frauen und Männer aus der frühen Funkarbeit, über die er zwar schon detaillierte Angaben besitzt - nicht zuletzt aufgrund der Mikroverfilmung der ostpreußischen Rundfunkzeitschrift der Jahrgänge 1924 bis 1939 -, aber ihm fehlen doch verschiedene Informationen und vor allem Bildmaterial. An erster Stelle steht da eine der wichtigsten Persönlichkeiten des "Ostmarken-Rundfunks", Fritz Beyse, denn der gebürtige Baltendeutsche und Königsberger Stadtrat übernahm nach seinem Einstieg in die Verwaltung der "Orag" 1924 weitere Positionen, bis er 1931 die Nachfolge des scheidenden Direktors der Sendegesellschaft, Christians, antrat. Sie dauerte nicht lange, denn Fritz Beyse wurde 1933 abgesetzt. Zu diesem Mann, der solch einen entscheidenden Anteil an der Aufbauarbeit des ostpreußischen Rundfunks hatte, benötigt Dr. Heitger Lebensdaten und Angaben über dessen Verbleib nach 1933 sowie Bildmaterial. Das möchte er auch über den Schauspieler Kurt Wernick haben, der vor allem in humoristischen Sendungen mitwirkte und dadurch sehr populär war. Auf der Bühne stand er im Königsberger Stadttheater 1925 als "Auguste" auf der Bühne, einer "Dialektposse" von Dr. Alfred Lau. Eine bedeutende Persönlichkeit im Königsberger Musikleben war Carl (Karl) Ninke, Akademiedirektor, Leiter des Ninke-Konservatoriums und freier Rundfunkmitarbeiter. Sein Name war aus den Programmen nicht wegzudenken, ob als "Karl-Ninke-Trio" oder "Kammermusikvereinigung Karl Ninke". Hierzu werden Angaben über den Verbleib Ninkes und ein gutes Foto benötigt. Den letzten und größten Fragekomplex eingehend zu behandeln, ist leider aus Platzgründen nicht möglich. Ich kann ihn nur anreißen: Es handelt sich um Fotos von den Unterhaltungskapellen, die in der Königsberger Musikszene der 20er Jahre eine Blütezeit erlebten. Allein acht verschiedene Formationen bestritten die Nachmittagskonzerte des Rundfunks. Gesendet wurde aus den Vergnügungsstätten, in denen die Kapellen auftraten, wie Cafes, Salons und Hotels. Einige Namen dieser Tanzkapellen seien genannt: Bullerian, Klinder, Scheffler, Perkull, Seyffert, Berger, Paul Glatzel, Förster. Nach 1930 lösten sich die Ensembles langsam auf. Auch hier wird in erster Linie Bildmaterial gewünscht, bei der Vielzahl der Kapellen werden sich sicherlich Abbildungen finden lassen. Jedenfalls ist für Herrn Dr. Heitger, nachdem er alle zugänglichen Quellen zum Königsberger Rundfunk ausgeschöpft hat, unsere Ostpreußische Familie der letzte Hoffnungsträger. Ihm und seiner auch für uns so wertvollen Dokumentation sei ein Erfolg zu wünschen (Dr. Ulrich Heitger, Robert-Koch-Straße 27 in 59077 Hamm).

Auch für den Architekten Christian Papendick ist unsere Ostpreußische Familie die sicherste und schnellste Informationsquelle, wobei ich bewußt diese beiden Kriterien herausgestellt habe, denn der Neffe der Dichterin Gertrud Papendick führt ihr Erbe, die Bewahrung ostpreußischen Kulturgutes, vor allem mit seinen Heimatreisen und Dokumentationen fort - und eben auf eine diese Reisen begibt er sich noch im Mai. Deshalb bitte ich die Leserinnen und Leser, die etwas aussagen können, sich möglichst umgehend bei ihm zu melden. Gefragt sind in erster Linie die Insterburger, denn die Hauptfrage lautet: Welche Bauten hat der berühmte Architekt Hans Scharoun während seiner Tätigkeit in Ostpreußen in den Jahren 1916 bis 1925 in Insterburg errichtet? Authentisch sind die Wohnbauten am Parkring. Herr Papendick würde auch die flankierenden Wohnbauten vor der Pestalozzi-Schule Scharoun zuordnen, ebenso ein freistehendes Wohngebäude mit vorspringendem abgerundetem Treppenhaus. Es gibt noch ein größeres Gebäude in der Forchstraße, das sicherlich in den 20er Jahren errichtet wurde. Welcher Architekt hat es gebaut (Christian Papendick, Nibelungenweg 1 A in 22559 Hamburg, Telefon 0 40 / 80 31 32, Telefax 0 40 / 80 32 33)?

Gesucht werden Gefährten aus der Heimat, ein kleines Foto hat die Erinnerung an sie bewahrt und soll nun helfen, etwas über die Abgebildeten zu erfahren. Unsere langjährige - und begeisterte - Leserin Elfriede Specht aus Norden hat uns den Wunsch ihrer Heimatfreundin Ruth Gartzke übermittelt. Das Foto zeigt die Familie des damaligen Verlobten von Frau Gartzke, die eine geborene Meißner ist und aus Danzig stammt. Es handelt sich um das Ehepaar Franz und Elisabeth Strehl aus Niedermühl, Kreis Rößel mit einigen ihrer Kinder, der älteste Sohn, der ehemalige Verlobte, ist nicht abgebildet. Vielleicht melden sich jetzt Angehörige der Familie Strehl oder Frau Gartzke bekommt Auskunft über ihr Verbleiben. Elfriede Meißner wohnte in Danzig-Langfuhr, Hochstrieß 20 (Jetzige Anschrift: Ruth Gartzke, Vogt-Körner-Straße 11 in 22880 Wedel, Telefon 04 10 / 8 69 53).

Nach langer Zeit wieder einmal ein Brief von Frieda Luckner aus Orlando. So manche - und sehr schwierige - Frage hat unsere Familie schon für sie lösen können. Und nun hat sie einen neuen Wunsch, und ich erfülle ihn gerne, denn er stimmt heiter. Frau Luckner hatte Besuch aus Deutschland und in fröhlicher Runde wurde eine alte Getränkekarte hervorgeholt - von den Winkler-Stuben aus Königsberg. Die waren berühmt für ihre hochprozentigen Spezialitäten mit kuriosen Namen. Aber wer findet sich heute noch in dieser Getränkekunde zurecht? Bärenfang - klar, Nikolaschka und Pillkaller auch, das sind bekannte Seelentröster. Aber dann kommt's: Nach dem "Tulas" folgen seltsame Mixturen wie Blutgeschwür - Schneegestöber - Sturm mit Luft - Feuerschlange. Sanfter geben sich Abendsonne und Sonnenschein. Aber dann wird es ganz rätselhaft mit Kü-Ko, Strucks, Negus-Negisti - und auch ohne das alles probiert zu haben, wird man "Pschismokatzky" kaum aussprechen können. Wer weiß noch, wie diese Liköre gemixt wurden? Frau Luckner meint, ich sollte die Antworten sammeln und sie dann auf unserer Familienseite bringen, dann würde unser altes Königsberg wieder für einen Augenblick zum Leben erwachen. Und Frau Luckner wäre für jede Auskunft dankbar. Einen schönen Gruß vorweg nach Florida! Wer ihr persönlich schreiben will, hier die Anschrift: Frieda Luckner, 2349 Cilantro Dr., Orlando, Fl. 32837-6799. U.S.A.

"Ob es sich lohnt, so etwas zu bringen?" fragt unser Leser Fritz Steinbacher. Nun gut, das Angebot - und um ein solches handelt es sich - betrifft nicht direkt Ostpreußen, aber unsere Leserschar ist groß, und wir waren ja schon manchmal überrascht, wenn sich Lösungen ergaben, die wir nicht für möglich gehalten hätten. In unserer Ostpreußischen Familie wird eben mitgedacht, nachgefragt, aufgespürt, im persönlichen Umfeld nachgeforscht, auf eigene Faust recherchiert - so kommen die oft ungewöhnlichen Erfolge zustande. Und vielleicht ergibt sich auch in diesem Falle eine Spur, denn bei "so etwas" handelt es sich um ein ehemaliges Einsegnungsgeschenk, ein Neues Testament, das Fritz Steinbacher im März 1945 fand und bis heute bewahrt hat. Es geschah in Stolp, denn bis Pommern war der damals Elfjährige mit seiner Mutter auf der Flucht gekommen. Sie quartierten sich in einer leer stehenden Wohnung in dem Haus Bahnhofstraße / Ecke Friedrichstraße ein, das Türschild wies den Namen "Raschke" auf. Dieser Name steht auch in dem Neuen Testament, das der Junge fand. Es ist einer Elisabeth Raschke "zur Erinnerung an den Tag der Einsegnung und zum täglichen Gebrauch" von der Evangelischen Frauenhilfe St. Petri gewidmet. Datum: 21. März 1937. Unterzeichnet von Geurke, Sup. Den Elfjährigen fesselte das Neue Testament so sehr, daß er sich damit auf den Dachboden verkroch, es von Anfang bis Ende las und es mitnahm, als sie weiterzogen. Als Herr Steinbacher es kürzlich wieder einmal in den Händen hielt, überlegte er, ob man nach der Besitzerin suchen sollte - und das tun wir nun hiermit. Es ist ja durchaus möglich, daß Elisabeth Raschke noch lebt oder daß sich Nachkommen finden, die Interesse an diesem Erinnerungsstück haben (Fritz Steinbacher, Remsstraße 2 in 73655 Plüderhausen, Telefon 0 71 81 / 8 15 39).

Eure Ruth Geede

Elisabeth Strehl aus Niedermühl, Kreis Rößel mit einigen ihrer Kinder: Wer mit den Abgebildeten verwandt ist oder Auskunft über deren weiteres Schicksal geben kann, wende sich an Ruth Gartzke, Vogt-Körner-Straße 11 in 22880 Wedel, Telefon (0 41 03) 8 69 53. Foto: privat


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