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13.05.06 / Träume zwischen Blüten und Gletschern / Meraner Land und Südtirols Süden: Schnittpunkt der Kulturen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 13. Mai 2006

Träume zwischen Blüten und Gletschern
Meraner Land und Südtirols Süden: Schnittpunkt der Kulturen

Ein außergewöhnlich langer und strenger Winter hat endlich Abschied genommen; der Mai war fast schon gekommen, da hatten die meisten Menschen von Sonnenwärme und Blütenpracht nur träumen können.

Solche Träume lassen sich beschreiben, sie lassen sich sogar mit der Kamera einfangen. Dafür muß man reisen, zur rechten Zeit, vor allem aber an den rechten Ort. Ein solcher "rechter Ort" - übrigens fast zu jeder Jahreszeit - ist, wie unser Schmuckfoto auf dieser Seite eindrucksvoll bestätigt, das Meraner Land in Südtirol. Hier zeigen sich Frühling und Frühsommer früher als in nördlicheren Regionen, die eben nicht das Glück haben, vor hochalpiner Kulisse von mediterranem Klima beeinflußt zu werden. Denn das ist es, was diese gesegnete Region so einmalig macht: eine in üppigsten Farben blühende Pflanzenwelt, eingebettet in eine von historischen Bauten geprägte Kulturlandschaft und gekrönt von den aus der Ferne grüßenden (vielleicht auch mahnenden) Eisriesen der Ötztaler Alpen.

Dank seiner geschützten Lage hat das Meraner Land nahezu ganzjährig ein mildes Klima. Daher ist es vor allem bei Senioren als Urlaubsziel sehr geschätzt. Die Region will - und kann - aber mehr sein: Ferien für die ganze Familie, für Wanderer, für Rad- und sonstige Sportler. Für sie alle haben der Tourismusverband Meraner Land und die angeschlossenen örtlichen Organisationen ein breitgefächertes Spektrum an Veranstaltungen und Angeboten zusammengestellt - im angeblichen "Altersheim Meran" (wie böse Zungen früher behaupteten) wird es niemandem langweilig.

Auch Kulturreisende kommen voll auf ihre Kosten. Zumal, wenn sie die Gelegenheit nutzen und sich den gesamten Süden Südtirols erschließen. Diese südlichste deutschsprachige Urlaubsregion Europas ist der Schnittpunkt der Via Claudia Augusta über den Reschenpaß und der alten Kaiserstraße über den Brenner. So ist sie zugleich der Schnittpunkt zwischen germanischer und lateinischer Kultur. wovon heute noch zahlreiche Bauwerke und Kunstschätze zeugen.

Bozen, die traditionsreiche Landeshauptstadt, möchte im Jahre 2019 europäische Kulkturhauptstadt werden - so langfristig muß man seine Bewerbung einreichen! Aber schon heute wird eifrig daran gearbeitet, die Berechtigung dieser Bewerbung unter Beweis zu stellen. Einen sommerlichen Höhepunkt erreicht das Bolzano Festival mit einem Klavierwettbewerb der Gustav-Mahler-Akademie. Im Juni steht ein international bedeutendes Jazz-Festival auf dem Programm, im Juni lockt der Tanzsommer mit hochklassigen Ballettabenden. Und zu vier Konzerten tritt Maestro Claudio Abbado in Bozen ans Pult.

Extrembergsteiger Reinhold Messner will Mitte Juni sein neues Bergmuseum auf Schloß Sigmundskron nahe Bozen eröffnen. Der unkonventionell und ob seiner Ausflüge in die Politik auch nicht unumstrittene Bezwinger aller Achttausender dieser Erde will auf seine eigene Weise das Thema "Der Berg und der Mensch im Gebirge" anschaulich und greifbar machen. Die Erwartung, das ehrgeizige Projekt mache Südtirols Süden zum "fünfzehnten Achttausender", ist vielleicht etwas überzogen; mit Sicherheit aber wird Messner damit noch mehr Gäste in die Region locken.

Südtirols Süden - da war doch noch was? Richtig: Kaltern, Kalterer See. Früher dachten Weinkenner da eher an Literflaschen mit Schraubverschluß, eben an Massenproduktion. Doch das hat sich seit den 90er Jahren gründlich geändert. Die Kalterer haben sich aus eigener Kraft aus der Krise befreit, indem sie konsequent auf qualitätsorientierten Weinbau und Weinkultur setzten, neue, avantgardistische Vermarktungskonzeptze entwickelten und diesen Wandel auch im Ortsbild sichtbar machten. Verdienter Lohn solcher Bemühungen: Seit 1996 hat Italiens wichtigster und einflußreichster Weinführer "I Vivi d'Italia" Gewächsen aus Kaltern zwölfmal die begehrte Note "Tre Bicchieri" verliehen.

Längst hat sich der Ort, 15 Kilometer südlich von Bozen direkt am Seeufer gelegen, zur "Perle Südtirols" gemausert. Umgeben von einem idyllischen Ensemble aus Weingärten und Obstgütern, aus Wasser, Wald und Felsmassiven findet der Reisende hier eine historisch gewachsene, gleichermaßen von Gotik und Rennaissance geprägte Architektur, die sich jedoch auch Zeitgenössischem nicht verschließlich; dafür steht inzwischen das neue "Weinhaus Punkt" im Ortszentrum.

Kaltern ist zugleich einer der 15 Weinbauorte, die sich zur "Südtiroler Weinstraße" zusammengefunden haben. Die jährlich steigende Zahl von Prämierungen bei den Verkostungen belegt, daß dies der richtige Schritt war.

Auf dem richtigen Weg: Das gilt nicht nur für den Weinbau, sondern das gesamte touristische Angebot Südtirols. Nun müssen nur noch die Gäste kommen. H.J.M.

Messners Museum: der fünfzehnte Achttausender?

Paradiesische Perspektiven: Schloß Trauttmansdorff im Meraner Land, wo schon Sisi sich von den Strapazen des kaiserlichen Dasein zu erholen pflegte. Foto: Touristik Meran


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