20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
27.05.06 / Götterdämmerung in Weiß / Mit ihren rigorosen Streiks schaden die Klinikärzte den Patienten und der eigenen Sache

© Preußische Allgemeine Zeitung / 27. Mai 2006

Götterdämmerung in Weiß
Mit ihren rigorosen Streiks schaden die Klinikärzte den Patienten und der eigenen Sache

Einst zählten die Ärzte zu den angesehensten Berufsgruppen Deutschlands, neben Geistlichen und Professoren. Der erste Knick in der Beliebtheitsskala kam mit der Schlagzeile "Halbgötter in Weiß". Insbesondere die Chefärzte wurden - nicht immer zu Unrecht - als eher am eigenen Wohlstand denn am Wohlbefinden der Patienten interessiert entlarvt. Nun sind die den Chefärzten unterstehenden Klinik- und Assistenzärzte dabei, die "Götterdämmerung in Weiß" entscheidend voranzubringen. Im Klartext: Der Marburger Bund, angeführt von seinem forschen Langzeitfunktionär Frank Ulrich Montgomery, verspielt den letzten Rest von Ansehen, führt die von ihm vertretenen Mediziner des Öffentlichen Dienstes ins Abseits.

Daß unser Gesundheitssystem "krank" ist, daß Mediziner aufgrund ihrer Fachkunde besonders berufen sind, auf Mängel und Fehlentwicklungen hinzuweisen, daß Ärzte Anspruch auf optimale Arbeitsbedingungen und angemessene Bezahlung haben - all das ist unbestreitbar, ebenso wie das Recht, mit ihren Forderungen an die Öffentlichkeit zu gehen und notfalls dafür zu kämpfen.

Der feine Unterschied: "dafür", nicht "gegen". Denn was der Marburger Bund uns in den vergangenen Wochen vorgeführt und - für den Fall, daß seine zum Teil maßlosen Forderungen nicht uneingeschränkt erfüllt werden - auch für die weitere Zukunft angedroht hat, fällt eindeutig in die Rubrik "gegen". Nämlich gegen die Patienten.

Die streikenden Ärzte an den Uni-Kliniken wollten Druck auf die öffentlichen Arbeitgeber ausüben. Dies ist ihr gutes Recht, das aber nicht jedes Mittel rechtfertigt. Wenn landesweit kranken Menschen ärztliche Hilfe verweigert wird, wenn Operationstermine abgesagt oder verschoben werden, wenn nur noch akute, lebensbedrohende Notfälle behandelt werden, dann ist das mehr als nur ein Verstoß gegen den Eid des Hippokrates. Da werden kranke Menschen quasi in Geiselhaft genommen, da wird das Leid der Patienten mißbraucht, um die öffentliche Hand zu Zugeständnissen zu nötigen, da wird - wohl nicht im juristischen, auf jeden Fall aber im moralischen Sinne - die Grenze zwischen Arbeitskampf und Erpressung überschritten.

Diese Verbandsfunktionäre, die nicht einmal bereit sind, die "Eselsbrücke" des von Ver.di ausgehandelten Tarifabschlusses für den Öffentlichen Dienst zu beschreiten, versündigen sich an den ihnen anvertrauten kranken Menschen.

Darüber hinaus beschädigen sie sowohl die eigenen Interessen als auch die Sache insgesamt, also die überfällige Sanierung unseres in Schieflage geratenen Gesundheitswesens. Denn durch ihre Sturheit sind die Fronten inzwischen so verhärtet, daß sie Gefahr laufen, auch da, wo sie eigentlich Recht haben, nicht mehr Gehör zu finden. Statt dessen werden sie sich daran erinnern lassen müssen, daß es andere akademische Bereiche gibt, in denen die "Auszubildenden", zum Beispiel die Referendare in Schuldienst und Justiz, noch schlechter bezahlt werden als die Assistenzärzte an den Uni-Kliniken.

Nein, diese Ärztefunktionäre haben sich selbst entzaubert - sie sind nicht einmal mehr "Halbgötter in Weiß". H.J.M.

Nicht gerade das typische Bild einer China-Reise: Die protestantische Bundeskanzlerin

Angela Merkel und der 91jährige katholische Bischof Aloysius Jin beim gemeinsamen Gebet in der St. Ignatius-Kathedrale in Schanghai - ein Ereignis, das über die tagesaktuellen Ergebnisse dieses deutsch-chinesischen Gipfels hinausweist. Immerhin hat Bischof Jin 21 Jahre in chinesischen Gefängnissen verbracht. Hoffentlich signalisiert dieses Bild wirklich das nahende Ende der Christenverfolgungen im kommunistischen Riesenreich. Foto: dpa


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren