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03.06.06 / "Öffne du die Herzen der Welt" / Gedanken zu Philipp Spittas Lied "O komm, du Geist der Wahrheit" - Das christliche Wort zu Pfingsten

© Preußische Allgemeine Zeitung / 03. Juni 2006

"Öffne du die Herzen der Welt"
Gedanken zu Philipp Spittas Lied "O komm, du Geist der Wahrheit" - Das christliche Wort zu Pfingsten
von Klaus Plorin

O komm, du Geist der Wahrheit ... verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein!" Was der niedersächsische Pfarrer Philipp Spitta um 1830 in den sieben Strophen seines aufrüttelnden Pfingstliedes (EG 136) vom Heiligen Geist erbittet, ist auch heute so aktuell und dringend wie damals und wird es immer wieder sein. Denn auf den Beistand und Trost, die Kraft und Kritik des Heiligen Geistes sind wir Christen als einzelne wie als Gemeinde grundsätzlich und immer wieder neu angewiesen. Besonders in Zeiten wie unserer, in der leider bei vielen Christen - und wie steht es bei uns selbst? - Glaube, Liebe und Hoffnung erschlaffen und manchmal nur noch ein christlicher Schein gewahrt wird. Daß Christsein nur auf dem Papier besteht, war schon immer die Gefahr. Auch der Dichter des Liedes beklagt und bekennt: "Uns ist das Licht erschienen, allein wir glauben nicht."

Ist dieses die Ursache dafür, daß "Unglaub und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je"? Weil wir Christen dagegen nicht gerüstet sind mit den richtigen und notwendigen "Waffen aus der Höh", also mit "Geduld und Glaubenstreu", mit mutigem Bekennen und Widerstand "befreit von aller Menschenscheu"?

Oder ist es umgekehrt? Daß wir uns im Widerstreit der Zeitströmungen, der Religionen und Weltanschauungen schon zu sehr in die Defensive haben drängen lassen? Daß wir versagen und verzagen "vor aller Feinde Toben"? Vor rechtsradikaler und fundamentalistischer Gewalt. Vor atheistisch-materialistischer Propaganda, die sich mit wissenschaftlichem Mäntelchen tarnt. Oder vor egoistischer Geschäftemacherei und genußsüchtiger Lebensart, die auf die Folgen für andere Menschen und kommende Generationen keine Rücksicht nimmt.

Philipp Spitta befürchtete damals, angesichts zunehmenden Unglaubens im eigenen Land, aber erfreulicher Missionserfolge außerhalb Europas, daß Gott als "strenges Strafgericht" uns den Zugang zu ihm und seinem Reich verschließen könnte. Deshalb ruft er dazu auf, um so "gebeugter um Gottes Gnade (zu) flehn, daß er bei uns den Leuchter des Wortes lasse stehn".

Immerhin ist uns die Verkündigung des Evangeliums - Gott sei Dank! - trotz allem, was seitdem an Grausamem, ja Teuflischem in Europa passiert ist, bis heute erhalten geblieben. Es wird zwar hier und da die Zahl der Gottesdienste gekürzt und deren Besuch geht zurück. Und doch werden der Wille Gottes für seine Welt und Menschheit, nämlich Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, sowie der Weg und die Mittel, die dahin führen, nämlich Gottes Rat und Beistand im Heiligen Geist, weiterhin verkündigt, angeboten und von vielen Christen auch angenommen. Und immer mehr Menschen erkennen und denken darüber nach, daß es in Gesellschaft und Kirche auf den ausgetretenen alten Wegen, mit dem bisherigen Lebensstil nicht recht weitergeht, sondern daß eine tiefere Besinnung über den Sinn des Lebens, seine wirklich lohnenden Werte und unsere Zukunft als Menschheit dringend notwendig ist.

Ach, könnten es doch die herzlichen, ernsthaften und ausdauernden Gebete von immer mehr Christen, die den jetzigen Zustand der Welt beklagen, erreichen, daß Gott ein neues Pfingsten bewirkt. Daß Gott in der schon weithin von Asche bedeckten Glut unseres Christentums die Flamme seines Heiligen Geistes erneut hell aufleuchten läßt. So daß wir die Kraft und Fähigkeit bekommen, deutlicher und mutiger als bisher innerhalb und außerhalb der Kirche Probleme unserer Zeit miteinander anzugehen, Notwendiges und Entscheidendes zu klären und das im Geist der Liebe und Gerechtigkeit gefundene Neue gemeinsam zu wagen und vorzuleben.

Stimmen wir deshalb ein in Sittas 7. Strophe! Sprechen oder singen wir mit der schwungvollen Melodie die herzliche Bitte an Gott: "Du Heilger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern; mit deiner Kraft begleite das Zeugnis von dem Herrn! O öffne du die Herzen der Welt und uns den Mund, daß wir in Freud und Schmerzen das Heil ihr machen kund!"

Nicht nur an Feiertagen erwünscht: Ein gut besuchtes Gotteshaus Foto: Archiv


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