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03.06.06 / Geschichte zum Hören / Gerd Schultze-Rhonhofs "zweiter Dreißigjähriger Krieg" auf CD

© Preußische Allgemeine Zeitung / 03. Juni 2006

Geschichte zum Hören
Gerd Schultze-Rhonhofs "zweiter Dreißigjähriger Krieg" auf CD

Wer plastisch geschilderte Geschichte mag, aber nicht Zeit oder Lust hat, dazu dicke Bücher durchzuarbeiten, der sollte es einmal mit diesem Hörbuch als Einstieg versuchen. In nur zweieinviertel Stunden werden hier in aller Ruhe, sogar mit den nötigen, akkustisch treffend untermalten Nachdenkpausen, Ursachen und Zusammenhänge von beiden Weltkriegen, prägnant zusammengefaßt und mit schlagenden Fakten untermauert, gut nachvollziehbar erklärt. Im Gegensatz zu den im Hörbuch zitierten Schulgeschichtsbüchern und den meisten Fernseh-"Dokumentationen", deren Hauptquellen immer noch die "Feststellungen" von Versailles und des Nürnberger Tribunals der Sieger sind, ist diese Darstellung auch plausibel. Kein Wunder, hat der Autor Gerd Schultze-Rhonhof doch mit seinem Werk "1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte" bewiesen, daß es ihm nur um geschichtliche Wahrheit und ein ausgewogenes Urteil geht.

Der Autor klärt zunächst darüber auf, daß der Begriff "zweiter Dreißigjähriger Krieg" keineswegs unerlaubt "revisionistisch" ist, sondern von Churchill stammt. Nachdem der britische Premierminister John Major 1995 in einer Gedenkrede den 8. Mai als das Ende eines "Dreißigjährigen Krieges" bezeichnet hatte, wurde das im Bulletin der Bundesregierung so übersetzt, daß der Begriff nicht mehr erschien. Denn hierzulande gilt der Zweite Weltkrieg als ausschließlich durch Hitler verursacht und nicht einmal zu Teilen anders erklärbar, während die Briten in seltener Ehrlichkeit beide Weltkriege als Teile eines Kampfes gegen Deutschland um die Vorherrschaft in Europa sehen.

Als das neue Deutsche Reich nach 1871 Großbritannien als Weltwirtschaftsmacht immer mehr den Rang ablief und auf dem Landwege qua Bagdad-Bahn den britischen Interessen in der ölreichen Golfregion in die Quere zu kommen drohte, konnte auch eine erkennbar defensive Flottenrüstung nicht verhindern, daß Deutschland aus britischer Sicht die "balance of power" in Europa zerstörte. Begünstigt durch eine ungeschickte deutsche Außenpolitik nach Bismarck gelang es Großbritannien, gegen Deutschland und seinen einzigen festen Verbündeten Österreich-Ungarn Frankreich und Rußland auf seine Seite zu ziehen. Die Spitzen des Reiches waren noch 1914 so ahnungs- oder arglos, selbst nach dem Attentat von Sarajewo allesamt in Urlaub zu gehen, während Großbritannien seine Flotte nach einem Großmanöver in Alarmbereitschaft hielt. Die Friedensbemühungen des Kaisers erhielten weder entschiedene britische Unterstützung, noch konnten sie die angelaufene russische Kriegsmaschine aufhalten. So nahm das Unheil seinen Lauf. Als Hitler an die Macht kam, war Deutschland in Europa (ohne Sowjetunion) mit einer zwölffachen Überlegenheit allein an aktiven Divisionen seiner potentiellen Gegner konfrontiert. Polen forderte gleich nach Hitlers Amtsantritt Frankreich zu einem Angriff gegen Deutschland auf, allerdings vergebens. Abrüstungsangebote der neuen Reichsregierung blieben erfolglos. So rüstete sie ab 1935 auf, um wieder verteidigungsfähig zu werden. Die Rückkehr des Saarlandes, der Anschluß Österreichs, der Gewinn des Sudentenlandes, die Rückkehr

des Memellandes entsprachen dem anerkannten Selbstbestimmungsrecht der Völker. Doch mit dem Protektorat über die Rest-Tschechei brach Hitler selbst dieses von ihm zuvor oft beschworene Recht und bescherte Großbritannien und Frankreich damit den Anlaß, sich dem eigentlich auch als berechtigt anerkannten Anspruch Deutschlands auf Danzig und den westpreußischen Korridor zu widersetzen, indem sie Polens Ablehnung schließlich sogar durch eine Garantieerklärung stützten. Polen machte schon im März 1939 teilmobil als die deutsche Regierung noch an eine einvernehmliche Regelung glaubte, wozu sie bis zuletzt sechs Polen sehr entgegenkommende Vorschläge machte - ohne Erfolg. Die blutige Verfolgung der deutschen Minderheit in Polen und der Hitler-Stalin-Pakt, im Wettlauf mit den Westmächten abgeschlossen, ließen der deutschen Seite einen begrenzten Krieg nötig und möglich erscheinen. Durch die Kriegserklärung der Westmächte nur an Deutschland, nicht aber an die ebenfalls in Polen einmarschierte Sowjetunion, entwickelte sich wieder ein Weltkrieg.

Der als Befreiungsschlag gedachte Angriff auf die Sowjetunion führte nach riesigen Anfangserfolgen schließlich aufgrund der immensen Menschen-, Material- und Luftüberlegenheit der Alliierten zur Kapitulation der deutschen Wehrmacht.

Das Hörbuch läßt zeitbedingt einiges aus, was noch zugunsten Deutschlands spricht: Es erwähnt nur drei von mindestens 16 deutschen Friedensfühlern gegenüber dem Westen, läßt die gegen Deutschland gerichteten Aktivitäten der Westmächte und der Sowjetunion auf dem Balkan aus und übergeht die Forderungen der Sowjetunion nach Interessengebieten im Norden bis hin zu den dänischen Meerengen.

Insgesamt und in vielen Details, wie der Einfügung der Hintergrundinformationen dort, wo sie sachlich Sinn ergeben, ist dieses Hörbuch enorm tiefgehend und auf erzählerisch sehr gekonnte Art lehrreich. Es regt zu weitergehendem Studium an. Dazu bietet sich das anfangs erwähnte, schon in vierter Auflage erschienene Buch desselben Autors "1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte" an, das dem wesentliche Teil dieses Hörbuches über den "Zweiten Dreißigjährigen Krieg" zugrunde liegt. Dort wird das dramatische Ringen um eine friedliche Lösung so in allen Einzelheiten präsentiert, wie sie von vielen Quellen übereinstimmend bezeugt sind. Manfred Backerra

Gerd Schultze-Rhonhof: "Der zweite Dreißigjährige Krieg", Hörbuch auf 2 CDs, 137 Minuten, Sprecher: Matthias Ponnier und Eva Garg Polarfilm, Gescher 2006, 14,95 Euro, Best.-Nr. 5337


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