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24.06.06 / In Preußen dachte man auch an den Staat / Einwanderung im großen Stil erfolgte nur bei Arbeitskräftemangel und selbst dann nicht automatisch

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. Juni 2006

In Preußen dachte man auch an den Staat
Einwanderung im großen Stil erfolgte nur bei Arbeitskräftemangel und selbst dann nicht automatisch

Die gegenwärtige Einwanderungspolitik der Bundesrepublik Deutschland ist geprägt von Gutmenschen, welche den Staat zum Sozialamt der Welt machen wollen, sowie von Nationalmasochisten, denen die Schädigung des deutschen Volkes und die Internationalisierung seines Landes ein Anliegen sind.

Eine vergleichbare Motivation gab es in Preußen nicht. Allerdings erfolgte auch in diesen Staat Einwanderung. Das begann bereits nach der Eroberung und mit der Erschließung des Landes der Prußen durch den Deutschen Orden. Im Hohenzollernstaat war die Einwanderungspolitik – abgesehen vom Toleranzgedanken und dem Solidaritätsempfinden des Herrscherhauses gegenüber verfolgten Glaubensgenossen – geprägt vom Interesse des Staates.

So versuchte der Große Kurfürst (1620–1688) im 17. Jahrhundert durch die Ansiedlung von Hugenotten, Niederländern, Mennoniten und Juden die Bevölkerungsverluste seines Territoriums während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) auszugleichen. Als nach dem Tatareneinfall von 1656 1708 auch noch die Pest nach Ostpreußen eingeschleppt wurde und bis 1711 dort wütete, reagierte der Soldatenkönig (1688–1740) darauf mit der Ansiedlung der Salzburger in dieser Provinz. Es gab also eine Symbiose. Die wegen ihres protestantischen Glaubens von ihren katholischen Landesherren vertriebenen Flüchtlinge fanden eine neue Bleibe und der Landesherr wirkte einem akutem Arbeitskräftemangel entgegen.

Eine derartige Symbiose setzt jedoch nicht nur eine entsprechende Situation des Aufnahmelandes, sondern auch eine entsprechende Qualität der Migranten voraus. Der Historiker und Migrationsforscher Klaus J. Bade verweist auf einen wichtigen Unterschied zwischen den damaligen Glaubensflüchtlingen und den heutigen Einwanderern in die Sozialsysteme, wenn er schreibt: „Es war somit insgesamt für die Glaubensflüchtlinge, die seit dem 16. Jahrhundert ins deutsche Reich kamen, typisch, daß sie nicht nur etwas wollten – eine neue Heimat, Glaubensschutz, eine neue Existenzgrundlage –, sondern daß sie auch etwas mitbrachten und in ihren Gastgeberstaat einzubringen vermochten, begehrtes Know-how, die Fähigkeit, wirtschaftliche Impulse zu geben, Arbeitskraft und Engagement, demographisches ,Potential‘, das für die um Ausbau, Konsolidierung und Straffung bemühten deutschen Staaten von hoher Bedeutung war.“

Doch selbst Arbeitskräftemangel führte in Preußen nicht zwangsläufig zur Öffnung der Einwanderungsschleusen. Bestes Beispiel ist das 20. Jahrhundert. Über den sogenannten Rückkehrzwang sollte verhindert werden, daß Polen, die als Saisonarbeiter nach Ostdeutschland kamen, sich dort niederließen und zu Einwanderern wurden. Der eine Grund war die Sorge vor Überfremdung, der andere der Wunsch bei einem Rückgang des Arbeitskräftebedarfs entsprechend flexibel reagieren zu können. Letzteres war insbesondere der SPD und den Gewerkschaften wichtig, denn Arbeitskräfteüberschuß bedeutet Arbeitslosigkeit und niedrige Löhne.

Heute ist es umgekehrt. Die Einwanderungsschleusen sind geöffnet trotz Arbeitskräfteüberschuß, und es gilt als links, jede Form von Einwanderung zu bejahen, auch die in einen überfüllten Arbeitsmarkt. M. R.


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