19.04.2024

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01.07.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 01. Juli 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

nette Zuschriften habe ich bekommen wie die von Frau Ella Laugalies, die sich über die Frage nach den Winkler-Spezialitäten mit den kuriosen Namen wohl gefreut hat, denn sie hat von 1940 bis 1942 ihre kaufmännische Lehre bei der Firma August Albert Winkler auf dem Mitteltragheim in Königsberg absolviert. Sie war damals erst 16 Jahre alt und hat sich für die Likörsorten nicht sehr interessiert, außerdem war während des Krieges die Herstellung etwas eingeschränkt worden. Aber sie rief eine Kollegin an - die letzte noch lebende, wie sie meint! - und fragte nach, ob sie noch mehr wüßte. Leider fiel dieser aber auch nur der "Elefantendups mit Setzei" ein, der aus Prünelle und Eierlikör bestand mit einem roten Punkt oben drauf. Prünelle war ein grüner Likör, der aus getrockneten Pflaumen hergestellt wurde. Na, nun haben wir schon drei Winkler-Liköre enträtselt, und ich sammele fleißig weiter.

Die Ausführungen von Revierförster a. D. Hans-Georg Leber über das Länderspiel, das vor Kriegsbeginn in Königsberg ausgetragen wurde, haben unseren Landsmann Alois Czenna spontan in seine Jugendzeit zurückversetzt. Denn er gehört mit Sicherheit zu den wenigen Zeitzeugen, die damals das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen Lettland gesehen haben. Es war aber nicht das erste Spiel der Nationalmannschaft, sondern das zweite, denn bereits 1935 hatte Deutschland gegen Lettland gespielt, auch in Königsberg. Das Vorspiel bestritten die beiden Städte-Jungliga-Mannschaften von Königsberg und Allenstein. Es war das Endspiel um den "von-Tschammer-und-Osten-Pokal". Herr Czenna schreibt: "Ich habe an allen Vorrundenspielen in der Stadtauswahl von Allenstein und auch am Endspiel in Königsberg teilgenommen, das unentschieden 3 : 3 endete. Weil das Länderspiel pünktlich angepfiffen werden mußte, fand keine Verlängerung statt, also gab es zwei Sieger! Das anschließende Länderspiel verfolgten wir jungen Spieler - noch in unserm Sportzeug - vom Spielfeldrand aus. Der in den Ausführungen erwähnte Nationalspieler Urban (Schalke 04) kam 1940 zu meiner Kompanie. Kurz vor Beginn des Rußlandfeldzuges - wir waren nach Nordostpreußen verlegt worden - spielten wir noch zusammen in einer Militärauswahlmannschaft gegen die Städtemannschaften von Schloßberg und Gumbinnen, Adolf Urban ist leider in Rußland gefallen." - Soweit die Erinnerungen von Herrn Czenna, die er mir mitteilte und die Herrn Leber sehr interessieren werden, der inzwischen wohl direkte Zuschriften bekommen hat. Auf jeden Fall die von Helmut Steinke aus Hamburg, der sich ebenfalls an das Länderspiel erinnert, wie er mir mitteilte.

"Schon zweimal waren Sie so nett und haben unsere Ostpreußische Familie gebeten, mir beim Suchen nach meinen Vorfahren zu helfen," schreibt unser Leser Gert-Dietrich Wermke aus Königs Wusterhausen. Ja, veröffentlicht hatten wir die Wünsche, es gab auch einige Kontakte, die zwar nützlich waren, aber leider nicht die erhofften Angaben erbrachten. Jetzt versucht es Herr Wermke mit einer gezielten Suche nach Nachkommen der Bartels, die seßhafte Bauern in der Umgebung von Kreuzburg, Kreis Pr. Eylau waren. Seine Urgroßmutter Wilhelmine Bartel, geboren am 10. August 1843 in Neu Park als erstes Kind von Johann Gottfried Bartel und seiner Frau Caroline geborene Hoffmann, heiratete 1860 den Müller Friedrich Wilhelm Wermke. Der Urenkel fragt nun: "Hatte Wilhelmine noch Geschwister, vor allem Brüder? Der Autor des Buches ,Die Städte und Gemeinden des Kreises Preußisch Eylau', Horst Schulz, schreibt, daß das Dorf Neu Park erst 1832 mit vier Bauernhöfen entstand. 1932 wurden die Bauernhöfe von Hermann Bartel und Otto Bartel genannt. 1945 gab es dort die Bauern Erich und Hermann Bartel. Es ist anzunehmen, daß es Nachkommen dieser beiden Bartels, die wohl Brüder waren, gibt. Zu diesen würde ich gerne Kontakt aufnehmen, denn vielleicht könnten dadurch Verbindungen zwischen meinen Urgroßeltern und den bis 1945 in Neu Park lebenden Bartels festgestellt werden." Vielleicht könnten auch ehemalige Nachbarn einen Hinweis geben wie die Familien Hinz, Klowski und Buchhorn, die ebenfalls Höfe in Neu Park besaßen. Hoffen wir also mit Herrn Wermke, daß er diesmal mehr Glück hat. (Gert-Dietrich Wermke, Potsdamer Ring 11 in 15711 Königs Wusterhausen, Telefon 0 33 75 / 29 10 60.)

Die Zähigkeit, mit der unser Leser Heinz Sternberg nach seinem vermißten Onkel sucht, ist wirklich bewundernswert, und deshalb gebe ich ihm noch einmal Platz, weil er jetzt weitere Angaben gemacht hat. Es handelt sich um den am 16. Januar 1912 in Insterburg geborenen Friedrich Sternberg, der sehr jung zum Militär ging. Er diente bei der Kavallerie (Ulanen), soll im Rang eines Wacht- oder Oberwachtmeisters gewesen sein und muß in der Musikkapelle gespielt haben, denn eine Kusine des Fragestellers erinnert sich, daß sie Friedrich Sternberg hoch zu Roß - auf dem Paukenpferd - bei einem sonntäglichen Platzkonzert auf dem Alten Markt in Insterburg erlebt hat. Neffe Heinz, damals 13 Jahre alt, hat seinen Onkel 1944 in Insterburg getroffen und ihn zum Bahnhof begleitet, wo dieser eine Fahrkarte löste - er war also nicht mehr in Insterburg stationiert. Seinen Bruder, Vater von Heinz Sternberg, hat er im selben Jahr in Berlin besucht, als er einen Pferdetransport nach Ostpreußen begleitete. Über sein Ende gibt es unterschiedliche Angaben. So berichtete ein Landsmann, daß Friedrich Sternberg in einem Massengrab in Georgenburg beerdigt sein soll - wie auch Heinz Sternbergs anderer Onkel Paul Pallat -, aber die erwähnte Kusine behauptet, er sei in Rußland vermißt. Sein Neffe hat kürzlich einen 90jährigen Herrn gesprochen, der bei der Kavallerie in Württemberg gewesen war. Der alte Herr behauptet, es seien Angaben über jeden Angehörigen der betreffenden Einheiten vorhanden - aber wo? Eine Anfrage bei den in Frage kommenden Institutionen wie der WASt (Wehrmachtsauskunftsstelle) in Berlin hat nichts erbracht. So bleibt Heinz Sternberg nur weiterhin die Hoffnung, daß sich vielleicht ehemalige Kameraden seines Onkels melden oder deren Angehörige Hinweise geben können. (Heinz Sternberg, Mühlgrabenstraße 2 in 73529 Schwäbisch Gmünd.)

Natürlich muß man nach jeder Veröffentlichung schon eine Weile warten und nicht gleich energisch eine weitere verlangen, wenn gerade mal zwei Wochen verstrichen sind, wie gerade ein Landsmann fordert. Denn unser "Netzwerk" umspannt ja die ganze Welt, und manchmal kommen die Hinweise erst Wochen oder Monate nach dem Erscheinen der Suchfrage. Aber ich fasse zu gegebener Zeit gerne nach, wenn weitere Angaben vorliegen. Dies ist im Falle des ehemaligen französischen Kriegsgefangenen Marie Pierre Grandjean der Fall, dessen Kinder nach der ostpreußischen Familie suchen, bei der er während der letzten Kriegsjahre gearbeitet hat. Wir hatten in der PAZ Nr. 13 im Rahmen einer größeren Aktion die Namen mehrere französischer und belgischer Kriegsgefangener gebracht, die alle ihre damaligen Wirtsfamilien suchten, darunter auch den von Monsieur Grandjean. Allerdings beschränkte sich sein Fall auf einige Angaben, die von seiner Tochter gemacht und uns von dem BJO-Bundesvorsitzenden Jochen Zauner aus Düsseldorf übermittelt wurden. Dieser teilte uns einige Zeit später mit, daß es zu einigen der namentlich Genannten erste Reaktionen gegeben habe, aber bis sich Angaben herauskristallisieren, die man veröffentlichen kann, dauert es eine Weile. Nun erreichte uns aber eine E-Mail des Sohnes von M. Pierre Grandjean mit genaueren Aufzeichnungen seines Vaters und Auszügen aus dessen Briefen. Aus dem Schreiben geht nicht eindeutig hervor, ob Sohn oder Tochter die Bitte formuliert haben. Jedenfalls teilt er oder sie mit, daß der Vater immer wollte, daß die Kinder gut deutsch sprechen, "er wollte nicht, daß so etwas wiederkommt", womit der Krieg gemeint ist. In seinem Notizbuch sind unter "Ortelsburg" einige Eintragungen zu finden wie "der Weg mit Zug von Straßburg bis Hohenstein - Rückkehr bis Marseille, 7/08/1940-11.04.1941 Nareyten." Am 21. September 1941 schreibt der Kriegsgefangene nach Hause: "Ich bin jetzt in Rauschken von Arbeitsgebiet von Ortelsburg, das ist viel besser, hoffentlich dauert es so. Die Chefin ist eine Witwe, heißt Kathy. Dort sind auch zwei Gefangene, die polnisch sind, ein Mann und eine Frau, die Kaja hieß." Marie-Pierre Grandjean war also Kriegsgefangener im Stalag 1 B. Nach seiner Ankunft am 29. Juli 1940 in Hohenstein bekam er die Nr. 48259. Der damals 27jährige Franzose lernte die ostpreußische Familie, der er zugeteilt wurde, schätzen. Dem Berufslandwirt gefiel es trotz seiner Kriegsgefangenschaft auf dem masurischen Bauernhof sehr gut, und er ging sogar mit der Besitzerin auf die Flucht, bis sie sich am 1. Februar 1945 in Bischofsburg trennten. Das ist den aufgefundenen Aufzeichnungen zu entnehmen. Sohn und Tochter möchten nun "die Personen treffen, wenn sie noch leben oder sonst jemand aus der Familie", also Kontakt zu der Landwirtschaftsfamilie aus Rauschken bekommen. Nun gibt es zwei Ortschaften dieses Namens im südlichen Ostpreußen, es müßte sich aber um den 18 Kilometer von Ortelsburg entfernten, am Rauschken-See gelegenen Ort handeln, der 1945 knapp 600 Einwohner zählte, heute von den Polen "Rusek" genannt. Der Vorname der "Chefin" dürfte Katharina oder Käthe lauten, ein Familienname ist nicht bekannt. Monsieur Grandjean war auch nach dem Krieg als Landwirt tätig und verstarb am 1. Februar 1988. Da die Suchenden nur ihre E-Mail-Adresse angegeben haben (bruno.lartizien@wanadoo.fr), können Antworten an den Pressereferenten der LO, Bernhard Knapstein, Parkallee 84/86 in 20144 Hamburg, gerichtet werden.

Eure Ruth Geede


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