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01.07.06 / Erdbeben / Geologische Phänomene

© Preußische Allgemeine Zeitung / 01. Juli 2006

Erdbeben
Geologische Phänomene

"Packende Darstellung" und "ein großartiges Denkmal", um nur einige der begeisterten Kritiken auf "Ein Riß durch die Welt - Amerika und das Erdbeben von San Franzisco 1906" von Simon Winchester zu nennen. Doch begeistert die eigenwillige, kreative Darstellung des spektakulärsten US-amerikanischen Erdbebens auch in Deutschland? Rechtzeitig zum 100. Jubiläum des großen Bebens, das damals fast ganz San Franzisco zerstörte, ist das Buch nun auf den deutschen Markt gekommen, doch Kritiker und Käufer nahmen es nicht wirklich wahr. Dies ist einmal damit zu erklären, daß die Katastrophe bei uns nicht den gleichen Nimbus hat, wie es in den USA der Fall ist. Eine andere Erklärung ist, daß der Autor für die Leser nicht reißerisch genug schreibt und der Autor selbst für Kritiker bei seinen Schilderungen doch zu viele Kapriolen schlägt. So beginnt er seine Geschichte über das Erdbeben in San Franzisco in Wapakoneta, einer Kleinstadt im westlichen Ohio.

Doch was hat Ohio, das an der Ostküste der Vereinigten Staaten liegt, mit San Franzisco, das bekanntlich an der Westküste liegt, zu tun? In Wapakoneta wurde Neil Armstrong 1930 geboren. Der war der erste Mann auf dem Mond, und zwar 1969. Und was hat das mit dem Erdbeben von San Franzisco von 1906 zu tun? "Sieht man die Erde aus der Distanz des Mondes, erkennt man erstaunt, daß sie lebt", zitiert der Autor, selbst Geologe, den US-amerikanischen Biologen und Philosophen Lewis Thomas. Neil Armstrong war also der erste Mensch, der vom Mond aus sehen konnte, daß die Erde lebt, daß sie aus verschiedenen Kontinentalplatten besteht, die stets in Bewegung sind, die gegeneinander reiben und für Spannungen sorgen, die sich in Erdbeben entladen.

"Die Geologen befassen sich seit Jahren mit dem leidigen Problem dieser Erdbeben, die dort auftreten, wo sie gar nicht auftreten sollten. Um diesem Phänomen auf die Spur zu kommen, mußte ich zunächst 600 Meilen weiter nach Westen fahren ..." Simon Winchester erzählt in leicht nachvollziehbaren, interessanten Bildern geologische Tatsachen. Beispielsweise kommt es auch manchmal mitten auf einer Platte zu Beben, was der preisgekrönte Journalist und erfolgreiche Sachbuchautor damit erklärt, daß der Druck, der an den Rändern entsteht, sich eben manchmal auch in der Mitte entlädt. Man denke hier nur an einen Kuchen im Backofen, der aufgrund der Tatsache, daß der Kuchen wegen der Backform, in die er an den Rändern eingezwängt ist, nach oben hin aufgeht und die Kruste aufbricht.

Letztendlich nehmen die Schilderungen über das Erdbeben von 1906 nur einen verhältnismäßig kleinen Raum im Buch ein, was "Ein Riß durch die Welt" aber zugleich auch für Nicht-Amerikaner interessant macht, da Winchester geologische Phänomene weltweit erläutert. Bel

Simon Winchester: "Ein Riß durch die Welt - Amerika und das Erdbeben von San Franzisco 1906", Knaus, München 2006, geb., 448 Seiten, 22,95 Euro, Best.-Nr. 5602


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