© Preußische Allgemeine Zeitung / 15. Juli 2006

Lagerleiter von Lamsdorf tot

Der ehemalige Kommandant des polnischen Konzentrationslagers Lamsdorf, Czeslaw Gemborski (poln.: Geþborski), ist im Juni verstorben. Der für den Tod von Tausenden Deutscher verantwortliche Kommandant wurde nie für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen.

In dem von Gemborski geleiteten oberschlesischen Lager Lamsdorf (Lambinowice) sind wegen unmenschlicher Behandlung, Medikamenten- und Nahrungsknappheit sowie durch die seitens des Lagerkommandanten animierten Folterungen, Mord und Totschlag mindestens 1500 Deutsche ums Leben gekommen. Nach glaubwürdiger Einschätzung des seinerzeitigen Lagerarztes Dr. Heinz Esser könnten es über 6000 Gewaltopfer allein in diesem polnischen KZ für oberschlesische deutsche Zivilisten gewesen sein. Selbst in der Volksrepublik Polen wurde Gemborski wegen seiner Willkür und Grausamkeit mehrfach angeklagt. 1958 wurde Gemborski unter anderem wegen folgender Straftaten angeklagt: - Am 4. Oktober 1945 soll er während eines Barackenbrandes die Ermordung von 48 Lagerinsassen angeordnet haben. - Im Sommer 1945 sind infolge von Folterungen neun Gefangene gestorben. - Außerdem erschoß Gemborski einen 35jährigen.

Die Anklageerhebungen in den Jahren 1947 und 1959 haben jedoch aus politischen Erwägungen zu keiner haftbewehrten Verurteilung des Massenmörders Gemborski geführt. Erst Anfang 2001 wurde Gemborski wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vor dem Woiwodschaftsgericht in Oppeln der Prozeß gemacht. Dem Beklagten konnte 2001 lediglich die Ermordung von mindestens 48 Lagerinsassen (Verbrennen bei lebendigem Leib) am 4. Oktober 1945 zur Last gelegt werden. Wegen des Gesundheitszustandes des Angeklagten konnte der Prozeß allerdings nicht fortgeführt werden, so daß es zu keiner Urteilsverkündung kam. E. D.