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22.07.06 / Der Kaiser der Netzwerke

© Preußische Allgemeine Zeitung / 22. Juli 2006

Der Kaiser der Netzwerke

Franz Anton Beckenbauer (60), den meisten Deutschen schlicht als „der Kaiser“ bekannt, ist eine lebende Legende – als Fußballer wie Trainer. Als Sportfunktionär holte er die WM nach Deutschland, versöhnte sogar den Bewerbungskonkurrenten Südafrika. Trotz Bilderbuchkarriere und internationalen Kontakten ist er seinem FC Bayern München stets treu. Als 13jähriger fing er dort an, damals war der Club hoffnungsloser Zweiter der Stadt. Franz wollte nicht zum TSV 1860, weil einer dessen Spieler ihn geohrfeigt hatte. Es sollte die teuerste Tätlichkeit aller Zeiten werden, denn Beckenbauer verhalf dem ewigen Zweiten erst als Kicker, dann als Funktionär und Meistermacher zu Weltruhm und Millionengewinnen.

Noch erfolgreicher als mit Fußball ist er mit Werbung – kaum einen Vertrag hat er ausgelassen. Sein Werbeslogan „Ja ist denn heut schon Weihnachten“ wurde sprichwörtlich und wie zu Weihnachten heimst er allseits Geschenke ein – vom Bundesverdienstkreuz bis zum Bambi. Beckenbauer hat sich zur massenwirksamen Marke gemacht, beliebtesten deutschen Fußballer, dessen Wiedererkennungswert im Erfolg begründet ist und einer gewissen Beliebigkeit. Beckenbauer kann mit Stoiber wie mit Schröder, jüngste Fernsehbiographien zeigen ihn heimatverbunden mit Mutter – ein Stratege, Übervater des deutschen Fußballs, Weltmeister als Spieler wie Trainer. Dabei hatte er, als er 1984 die Verantwortung für die Nationalmannschaft übernahm, nicht mal eine gültige Trainerlizenz. Doch wo er beruflich hinkam, da blieb er und ermöglichte als Profi, was irgend möglich war.

Auf dem Weg an die Spitze verschliß der Netzwerker zahlreiche Bayern-München-Trainer wie Ehefrauen. Auch mit Klinsmann schien Beckenbauer vor der WM innerlich schon abgeschlossen zu haben, attackierte dessen Ferntraining aus den USA, dabei lebt auch er im Ausland – felix austria! Schnell in Wort und Tat, wie er ist, war er nie nachtragend – der Zeitung, die sein Privatleben einst ausschlachtete, diente er später als Kolumnist. Als grantelnder Macher redet er, wie ihm der Schnabel gewachsen ist – auch das macht ihn beliebt. SV


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