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22.07.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 22. Juli 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

alte Fotos haben für uns, die wir Heim und Heimat verloren haben, einen besonderen Stellenwert. Vor allem, wenn man alle Aufnahmen durch Flucht und Vertreibung verloren hat und plötzlich unerwartet ein Bild in den Händen hält, auf dem man sich selber wiederfindet: als Baby auf dem obligatorischen Eisbärfell oder als Schulkind beim Klassenausflug – „rein nicht kenntlich“ würde man auf gut ostpreußisch sagen. Das trifft erst recht auf Fotos von Verwandten oder alten Bekannten zu. Onkel Otto, nur kahlköpfig und mit Schmerbauch in Erinnerung, soll einmal dieser schlanke Jüngling mit Milchgesicht und blonden Locken gewesen sein? Und die schüchterne Braut mit dem tief auf die Stirn gezogenen Schleier, im braven, langärmeligen Seidenkleid – das ist doch nicht die resolute Omi? Ja, Überraschungen und viel Gesprächsstoff bringen solche alten Aufnahmen. Und immer sind sie eine Bereicherung der Familiengeschichte oder Heimatchronik.

Deshalb meint auch Frau Renate Galonsky, daß die zehn Fotografien, die aus dem Fotoalbum ihrer verstorbenen Schwiegermutter Elfriede Galonsky stammen, für manche Leserin, manchen Leser wertvoll sein könnten. Sie überließ die Aufnahmen Frau Ilse Bannick, und diese wandte sich nun an die Ostpreußische Familie, weil sie bisher bei ihren veröffentlichten Suchwünschen nur (!) gute Erfahrungen machen konnte. Diesmal wird es etwas schwieriger sein, denn die Fotos stammen aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, deshalb dürften die meisten der Abgebildeten nicht mehr leben. Da aber auch Orts- und Familiennamen angegeben sind, werden sich vielleicht Nachkommen oder andere Verwandte melden, die Interesse an den gut erhaltenen Fotos haben. Natürlich können wir hier nicht alle abbilden, aber einige Hinweise geben. Die Aufnahmen entstammen aus der Zeit, als Elfriede Galonsky, damals noch unverheiratet, in Klein-Gnie lebte. Sie wurde 1902 als Elfriede Bock in Klapaten, Kreis Tilsit-Ragnit geboren. Nach ihrer Heirat 1928 lebte sie mit ihrem Mann in Warnen, Kreis Goldap. Frau Galonsky hatte enge Verbindungen zu Verwandten oder Bekannten aus Heydekrug und Jugnaten. Ihre besten Freundinnen waren Herta Stotzka und Herta Kissuth. Von ihnen gibt es mehrere Aufnahmen, so auf einem Gruppenbild, das wohl in Heydekrug gemacht ist und auf dem folgende Personen zu sehen sind: Lehrer Janz, Walter Fritz, Herr und Frau Engelke, Herta, Paula, Paul und Kurt Stotzka, Herta, Anna und ein „Herr Kissuth“ sowie eine Frau Krause mit „Gretchen“. Die Familie Kissuth muß eine Gastwirtschaft in Heydekrug besessen haben, wie ein Familienbild vor dem Gebäude bezeugt. Die Aufnahme ist etwas schwach, aber das Namensschild gut zu erkennen. Frau Krause und ihre Tochter stammten aus Jugnaten, wie ein anderes Foto beweist. „Gretchen“, damals erst drei Jahre alt, könnte sich vielleicht noch selber auf einem Bild entdecken. Ein in Berlin gemachtes Foto zeigt ein junges Mädchen in festlicher Kleidung (Konfirmation?), es trägt die Widmung: „Zur Erinnerung an Elisabeth Synggars“ (oder ähnlich). Und dann gibt es noch Aufnahmen von mehreren Personen mit Namen Mayer, wahrscheinlich auch aus Heydekrug. So, das sind die spärlichen Hinweise, aber vielleicht führen sie doch zu den Familien, deren Angehörige dort abgebildet sind. Renate Galonsky und Frau Bannick würden sich freuen. An letztere sind auch die Zuschriften zu richten: Ilse A. Bannick, Marienhofweg 29 in 25813 Husum, Telefon (0 48 41) 9 30 63.

Frau Ilse Conrad-Kowalski aus Lübeck hat mir im Rahmen einer Anfrage, die ich aber selber beantworten kann, eine erfreuliche Rückmeldung übermittelt: „Mit Frau Steinhoff aus Lostau, die vor einiger Zeit Kindertänzchen suchte, habe ich Verbindung aufgenommen. Sie wird mich demnächst besuchen, um ein Wochenende lang Aufzeichnungen zu machen. Mich hat die Frage angeregt, mich selbst in dieses Thema zu vertiefen und auch Freundinnen zu aktivieren!“

Jeder erfüllte Wunsch bekommt bekanntlich Kinder. So auch im Fall unseres Lesers Horst Straßmann, der die ehemalige Nachbarfamilie Will aus Pr. Eylau suchte und sie prompt gefunden hat. Nun hat Herr Straßmann einen neuen Suchwunsch, den er so formuliert: „Gibt es noch einen Kriegskameraden meines Vaters Gustav Straßmann, * 21. Dezember 1907, aus Pr. Eylau, der mit ihm in den letzten Kriegstagen oder im Kriegsgefangenenlager Nr. 419 in der Region Zaporozhje / Ukraine zusammen war? Mein Vater war Angehöriger der 8. Infanterie-Armee, Nachschub-Einheit, 238. Batterie, 1. Kompanie, und geriet am 12. Mai 1945 in russische Gefangenschaft. Er ist am 12. November 1945 im Lazarett 5919, Dorf Yurkovka / Ukraine, verstorben. Für einen Anruf wäre ich sehr dankbar.“ (Horst Straßmann, Meteorstraße 16 in 25336 Elmshorn, Telefon 0 41 21 / 6 25 12.)

Michaela Eggert, * 1981, hegt schon seit Kindertagen einen Wunsch: Sie wollte immer etwas über ihre Großeltern und andere Verwandte wissen. Ihre Großmutter Berta Maria Eggert ist zwei Monate vor der Geburt der Enkelin gestorben, der Großvater im Zweiten Weltkrieg vermißt. Zu Verwandten aus der väterlicher Linie bestand überhaupt keine Verbindung, denn Berta Eggert geborene Sierke, * 1906 in Tiefenthal bei Kreuzburg, war schwanger, als sie 1933 Franz Eggert, * 1909 in Thomsdorf bei Uderwangen, auf dem Standesamt Abschwangen heiratete. Es war eine Liebesheirat, aber die junge Frau wurde von der Familie ihres Mannes nicht akzeptiert, jede Verbindung wurde abgebrochen und anscheinend nie mehr gekittet. Das Ehepaar bekam sechs Kinder, Michaelas Vater Günther Franz wurde 1939 in Lewitten geboren. Das jüngstes Kind Christel, das am Silvesterabend 1942 geboren wurde, hat Franz Eggert nicht mehr gesehen, denn seit Januar 1943 gilt er als vermißt. Zuletzt war er bei der 4. Armee in Rußland. Großmutter Berta hat nie viel über ihren Mann und seine Familie erzählt. Franz Eggert soll rötliche Haare gehabt haben und ein guter Mensch gewesen sein. Vielleicht hat ihn jemand gekannt und kann etwas über ihn berichten. Auch nach Verwandten aus der väterlichen Linie sucht Michaela im Namen des Vaters und seiner Geschwister. Der Nachsatz ihres Briefes soll die Innigkeit ihres Wunsches bestätigen: „Ich hoffe, wenn Geschwister meines Großvaters leben, daß diese sich melden und ihm verzeihen, daß er sich für die Liebe entschieden hat!“ Ich lasse diesen Satz so stehen, obgleich ich noch viel dazu sagen könnte! Zuschriften sind an die Anschrift von Michaelas Vater zu richten. (Günther Eggert, Hauptstraße47 in 70771 Erzingen, Telefon 0 77 42 / 85 73 27.)

Auf der Suche nach ihren Wurzeln ist Annemarie Weinert, und die führen in die Elchniederung. Ihre Mutter Susanna Erna Weinert geborene Meiszies, stammt aus Usseinen (später Stellwagen) bei Kaukehmen (Kuckerneese), wo sie am 7. Februar 1938 geboren wurde. Ihre Eltern waren Otto Max Meiszies, * 1913 in Mosteiten, und Berta Lena, geborene Wiegratz. Susanna wuchs bei einem der Großelternpaare in Joneiten auf und besuchte dort die Schule. Die Eltern wurden geschieden. Der Vater heiratete noch einmal und verstarb 1961. Susanna muß bei Kriegsende oder danach von der Mutter und den Großeltern getrennt worden sein, vielleicht verstarben sie und das Mädchen blieb allein zurück, jedenfalls kam Susanna als sogenanntes „Wolfskind“ 1951 nach Kyritz. Sie glaubte damals, daß sie Erna Meischiz hieße, die Richtigstellung erfolgte erst nach dem Tod des Vaters. Susanna lebte später bei Magdeburg und ist immer auf der Suche nach ihren Schwestern gewesen. Olga, * 17. Dezember 1940, stammte aus der Ehe der Mutter mit Otto Meiszies und soll auf der Flucht umgekommen sein. Rosemarie, etwa 1941 nach der Scheidung der Eltern geboren, erhielt den Mädchennamen der Mutter und wuchs als Rosemarie Wiegratz bei der Pflegefamilie Theis in Ost-Berlin auf. Jetzt fragt Frau Weinert: Lebt Olga vielleicht doch noch? Gibt es ein Wiedersehen mit Rosemarie? Können sich Landsleute aus Usseinen, Joneiten und Mosteiten an die genannten Familien erinnern? Frau Weinert wäre für jede Auskunft dankbar (Annemarie Weinert, Oberlinstraße 9 in 65191 Wiesbaden, Telefon 06 11 / 7 34 17 41 oder 01 78 / 2 17 40 32).

Für Gertrud Franke aus Osnabrück ist unsere Ostpreußische Familie die letzte Rettung, denn bis zum heutigen Tage ist das Schicksal ihrer Eltern und Geschwister unbekannt geblieben trotz intensiver Suchaktionen bei Institutionen und Medien. Sie hofft nun, daß sich vielleicht Schicksalsgefährten ihrer Mutter und Geschwister finden, die sich auch im Februar 1945 als Flüchtlinge auf dem Gut Neuenhagen, Kreis Köslin befanden. Der Vater Wilhelm Lissek soll laut DRK-Suchdienst am 24. April 1945 auf dem Gebiet der damaligen UdSSR als Zivilgefangener verstorben sein. Er hatte vor der Flucht mit seinen Angehörigen vereinbart, daß sie sich, wo sie sich auch immer befänden, bei ihrer Verwandten Anne Schröder in Regensburg melden sollten. Dort ist aber nie ein Lebenszeichen eingegangen. Die Mutter Marta Lissek, * 19. Oktober 1904, ging mit fünf Kindern von ihrem Wohnort Waldrode, Kreis Ortelsburg, auf die Flucht. Die älteste Tochter Gertrud war damals Hausarbeitslehrling bei Hube in Theerwischwalde und war bereits fort, als die Mutter sie holen wollte. Gertrud Franke hat wohl als einzige das furchtbare Geschehen überlebt, denn ihre Angehörigen sind bis nach Neuenhagen gekommen, wohin sie mit anderen Flüchtlingen mit Güterwagen von Danzig aus gebracht wurden. Ende Februar 1945 sollen sich auf dem Gut in Pommern über 2000 Flüchtlinge befunden haben, wie die Mutter in ihrem letzten, vom 27. Februar datierten Brief mitteilte. Von da an gab es kein Lebenszeichen mehr. Wie sind die vielen Flüchtlinge von Neuenhagen fortgekommen? Mit dem Schiff, mit Zügen, sind sie in Neuenhagen beim Einmarsch der Russen umgekommen oder als Zivilgefangene verschleppt worden? Niemand hat Frau Franke diese Fragen bisher beantworten können. Aber bei der großen Zahl der Flüchtlinge, die sich auf dem Gut Neuenhagen befanden, müssen doch noch einige leben – und lesen hoffentlich diese Suchfrage! Vielleicht kann sich noch jemand an Marta Lissek, und ihre Kinder Hedwig, * 1930, Erna, * 1931, Meinhard, * 1933, Günter, * 1937 und Werner, * 1940, erinnern? Es wäre so schön, wenn unsere Ostpreußische Familie gerade in diesem Fall nicht stumm bliebe (Gertrud Franke, Stralsunder Straße 3 in 49090 Osnabrück, Telefon 05 41 / 6 74 79).

Zum Schluß noch ein sehr bescheidener Wunsch: Irmgard Sablewski möchte so gerne etwas über die Heimatorte ihrer Vorfahren wissen, sie selber wurde in Westdeutschland geboren und hatte nie eine Verbindung zu Verwandten oder Bekannten aus der Heimat ihrer Eltern. Ihr Vater stammt aus Rosenberg, Westpreußen, die Mutter aus Berent. Ihre Freundin Lucia Schwarz, die diesen Wunsch vermittelt, hat auf Heimattreffen nach diesen Orten gefragt. Alle wollten Erkundigungen einholen, aber dabei blieb es! Hoffentlich nicht bei uns. Denn unsere „Ostpreußische Familie“ schließt ja die westpreußischen Leser und überhaupt alle Familienfreunde mit ein. (Irmgard Sablewski, Heinrichstraße 44 in 44137 Dortmund.)

Eure Ruth Geede

 

Lehrer Janz, Walter Fritz, Herr und Frau Engelke, Herta, Paula, Paul und Kurt Stotzka, Herta, Anna und ein „Herr Kissuth“ sowie eine Frau Krause mit „Gretchen“: Wer Interesse an dieser oder einer der beiden anderen Gruppenaufnahme hat, die wohl in den 20er Jahren in Heydekrug gemacht wurden, wende sich an Ilse A. Bannick, Marienhofweg 29 in 25813 Husum, Telefon (0 48 41) 9 30 63.

Familie Mayer: Der Abzug wurde, wie sich der Rückseite entnehmen läßt, von „R. R. Rohde, Photograph und Handlung photogr. Artikel, Heydekrug“ angefertigt.

Vor der Gastwirtschaft der Familie Kissuth


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