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29.07.06 / Die "Stalinorgel" der Hisbollah / Das Waffenarsenal der Konfliktparteien im Nahen Osten

© Preußische Allgemeine Zeitung / 29. Juli 2006

Die "Stalinorgel" der Hisbollah
Das Waffenarsenal der Konfliktparteien im Nahen Osten

Zu den überraschenden Erkenntnissen, die die Israelis bisher bei ihrer Offensive im Libanon machen mußten, gehört die unerwartet hohe Schlagkraft der Hisbollah, die in den letzten Tagen demonstrierte, daß sie über Raketen verfügt, die Haifa oder Tel Aviv erreichen können; Raketen, die nach Ansicht vieler Militärexperten entweder aus syrischer oder aus iranischer Produktion stammen. Regelrecht konsterniert waren die Israelis über einen Angriff mit einem Marschflugkörper auf eines ihrer Kriegsschiffe. Konsterniert auch deshalb, weil es gegen derartige Waffen noch keine Abwehrmöglichkeiten gibt; auch das amerikanische "Patriot"-System ist keine Waffe, die hier hinreichend Schutz bieten könnte.

Daß die Erfolge der Hisbollah nicht von ungefähr kommen, wird schon seit geraumer Zeit vermutet. Offensichtlich wurden die Hisbollah-Milizen jahrelang durch iranische Revolutionsgardisten ausgebildet. Das militärische Training umfaßte Techniken der Guerilla-Kriegführung, das Einrichten von Raketenwerferbatterien, Abschußtechniken, Artilleriekurse und anderes mehr.

Die Abschußbasen für die Katjuscha-Raketen, die für Israel ein Grund für die militärische Intervention im Libanon sind, wurden wohl mit Hilfe iranischer Experten an der israelischen Nordgrenze installiert.

Die Katjuscha-Rakete erlangte schon während des Zweiten Weltkrieges als sogenannte "Stalinorgel" eine traurige Berühmtheit; schon damals war sie bei den Soldaten der Wehrmacht gefürchtet. "Katjuscha" ist eine Art Spitzname und bedeutet auf deutsch "Katharina" beziehungsweise "Katja".

Häufig werden heute unter dem Begriff Katjuscha-Rakete alle möglichen kleinkalibrigen ungelenkten Boden-Boden-Raketen zusammengefaßt, die hier und da auch als "Artillerieraketen" bezeichnet werden.

Die Katjuscha-Rakete ist vor allem wegen ihrer einfachen Bauweise eine sehr effektive Waffe, die der Truppe auch unter schwierigen Umständen für alle möglichen Zwecke dienlich ist.

In Afghanistan wurden diese Raketen während der sowjetischen Besetzung unter anderem auch für die Hubschrauber- und Flugzeugbekämpfung eingesetzt. Stichwort Afghanistan: Es gibt eine Reihe von Hinweisen darauf, daß die Taliban auch heute noch Katjuscha-Raketen gegen die dortigen multinationalen Verbände einsetzten.

Daß die Katjuscha-Rakete von der Hisbollah eingesetzt wird, liegt in der Natur dieser Waffe, die vor allem bei sogenannten "asymmetrischen Kriegen" zum Einsatz kommt; sprich: bei solchen Konflikten, in die Israel im Hinblick auf die Hamas und die Hisbollah verwickelt ist.

Die Kassam-Rakete, von der immer wieder im Zusammenhang mit der Hamas die Rede ist, ist eine Abart der Katjuscha-Rakete. Die Kassam besteht aus einem mit Treibstoff gefüllten Rohr und einem Sprengkopf.

Beim Bau der "Kassam-1" sollen der Iran, aber auch Spezialisten der Hisbollah Hilfestellung geleistet haben. Die Pläne sollen aus dem Ausland über Ägypten nach Gaza geschmuggelt worden sein. Die neueste Generation der Kassam ("Kassam-4") soll mittlerweile eine Reichweite von bis zu 15 Kilometer haben und etwa 20 Kilogramm Sprengstoff transportieren können. Benannt ist die Boden-Boden-Rakete nach dem Syrer Issedin el Kassam, der in den 1930er Jahren gegen die britische Mandatsmacht im damaligen Palästina kämpfte.

Nach Lage der Dinge dürfte die Hisbollah auch über sogenannte "Aufklärungsdrohnen" verfügen; eine Technologie, die man wohl kaum mit dieser Organisation in Verbindung bringt.

Im November 2004 gelang aber offensichtlich der erste erfolgreiche Test eines derartigen Fluggeräts ("Mirsad-1"). Laut israelischer Armee stammte diese "Drohne" aus dem Iran; schon damals erging eine deutliche Warnung in Richtung Libanon, weil dieser die Aktivitäten der Hisbollah aus israelischer Sicht "nachlässig" kontrolliere.

Israel kennt die Bedrohung, die von sogenannten "Drohnen" ausgehen kann, ziemlich genau, gehört es doch zu den führenden Herstellern dieser Waffe, die es auch für "gezielte Tötungen" einsetzt. Drohnen, bestückt mit chemischen, biologischen oder "schmutzigen" Bomben, sind aufgrund der Konfusion, die sie auslösen können, eine absolut ernstzunehmende und gefährliche Waffe.

Israel ist derzeit aber vor allem daran gelegen, die Stellungen auszuschalten, von denen aus Raketen in Richtung Israel abgeschossen werden.

Offensichtlich werden sie hier von den USA durch die Lieferung von Präzisionsbomben unterstützt, wie "Focus-Online" am vergangenen Wochenende meldete. Innerhalb einer Woche habe die US-Regierung positiv entschieden; die Lieferungen seien Teil eines "Waffenlieferungspaketes", das "Israel jederzeit in Anspruch nehmen" könne.

Daß Israel bereits jetzt diese Waffen anfordert, deutet nach Ansicht von Experten darauf hin, daß im Libanon viele Ziele "anvisiert" werden.


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