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29.07.06 / Vor 70 Jahren: Die Welt zu Gast in Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / 29. Juli 2006

Vor 70 Jahren: Die Welt zu Gast in Berlin

Sieben Jahrzehnte vor der jüngsten Fußballweltmeisterschaft hat in Deutschland schon einmal ein internationales Sportfest stattgefunden, von dem das Image des Gastgebers profitierte.

Bereits 1916 hatte die Hauptstadt des Deutschen Reiches die Olympischen Sommerspiele ausrichten sollen. Doch der Krieg kam dazwischen. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte Deutschland dann ähnlich wie nach dem Zweiten erst einmal das Schicksal eines Parias zu ertragen gehabt. 1936 war es jedoch schließlich soweit. Berlin wurde Austragungsort der elften Olympischen Sommerspiele der Neuzeit. Mit 3961 Teilnehmern aus 49 Staaten dieser Welt waren es die bis dahin größten Spiele.

Mit dem Fackellauf, der heutzutage wie selbstverständlich zu den Spielen gehört, wurde damals eine Tradition begründet. Das Olympische Feuer war bereits 1928 bei den Spielen in Amsterdam eingeführt worden, aber der heute damit verbundene Pathos ist eine Erfindung der Deutschen beziehungsweise des Generalsekretärs des Organisationskomitees der Spiele, Carl Diem, der schon die ausgefallenen Spiele von 1916 geplant hatte. Nach seiner Idee wurde eine Olympische Fackel in Griechenland entzündet und in dem bis dahin größten Staffellauf von 3331 Fackelläufern über 3187 Kilometer durch sieben Länder zur Eröffnungsveranstaltung in das Berliner Olympiastadion getragen, wo der letzte Läufer mit der Flamme aus Olympia das Olympische Feuer in der Schale über dem Marathontor entzündete.

Ein weiterer pathetischer Höhepunkt bei diesen Spielen, der allerdings keine olympische Tradition begründete, war der von Albert Speer erfundene "Lichtdom" bei der nächtlichen Schlußfeier am 16. August. Weit seiner Zeit voraus, gab es sogar schon einen Vorläufer des "Public Viewing". So konnte die Öffentlichkeit in Fernsehstuben - 25 in Berlin, zwei in Leipzig und eine in Potsdam - die Spiele am Bildschirm verfolgen. Immerhin 162228 zahlende Besucher nutzten diesen Service. Bei diesem gut zweiwöchigen prestigeträchtigen Fest der Völker scheute der Gastgeber weder Mühen noch Kosten.

Auch sportlich gab es einiges Neues bei diesen Olympischen Spielen. Zum ersten Mal gab es Kanurennen. Beim Fechten wurde erstmals eine elektrische Trefferanzeige eingesetzt. Nie zuvor, aber auch nie danach, wurde Feldhandball gespielt. Nicht das erste, aber das letzte Mal spielten die Herren Polo. Zum Star der Spiele wurde der US-amerikanische Leichtathlet Jesse Owens, der acht Goldmedaillen errang. Mit diesen acht Goldmedaillen kamen die USA beim Medaillenspiegel vor Ungarn auf den zweiten Platz. Erster wurde mit 33 Gold-, 26 Silber- und 30 Bronzemedaillen der Gastgeber. M. R.


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