18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
05.08.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. August 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

manchmal sehne ich mich nach dem alten Druckfehlerteufel zurück. Da schlich sich dann manchmal ein eben verteufelter Fehler ein, aber der beruhte oft nur auf der Verwechslung eines Vokals oder Konsonanten und wurde meistens belacht. Anders heute im Zeitalter des PCs. Wenn der sich aufhängt, ist das eine Katastrophe. Eine mittlere habe ich jetzt erlebt - mit unserer "Ostpreußischen Familie". Da wunderte ich mich, daß ich Nachfragen von Lesern bekam, die mir vor einiger Zeit ihre Suchwünsche übermittelt hatten, und diese hatte ich doch wie gewohnt in meinem PC bearbeitet - nur waren sie auf dem elektronischen Postweg zur Redaktion verlorengegangen! Da mein Wochenmanuskript oft nicht in voller Länge in der betreffenden Ausgabe erscheint, weil aktuelle Beiträge Vorrang haben, bleiben einige Absätze zurück und erscheinen dann in einer der nächsten Nummern. Dadurch ist es mir auch nicht aufgefallen, daß einige Beträge fehlten, die ich längst als bearbeitet abgelegt hatte. Erst jetzt kam mir die Sache seltsam vor, und ich ging nun sorgfältig alle Ausgaben durch, verglich Originale, Manuskripte und Veröffentlichungen miteinander - na ja, lewe Landslied, Ihr könnt Euch vorstellen, wie mir zumute wurde. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt, was nicht nur an der Bullenhitze lag! Ich muß die Schreiberinnen und Schreiber, die bisher vergeblich auf Nachricht oder Abdruck gewartet hatten, um Verzeihung bitten, ich hole alles so schnell wie möglich nach. Und beginne gleich damit:

Es gibt Menschen, die lernt man nur kurz kennen, und doch bleiben sie unvergessen. Und zwingen einen, auch über deren Tod hinaus sich mit dem Leben zu beschäftigen. So ergeht es Herrn Martin Kunst, der erst vor einem Jahr den Ostpreußen Fred Frank kennenlernte, sich aber aufgrund gravierender gesundheitlicher Probleme nicht weiter um ihn kümmern konnte. Kürzlich ist Fred Frank verstorben - eine Todesanzeige wurde in der PAZ von einem Nachbarn aus Ahlhorn in der Lüneburger Heide aufgegeben. "Ein guter Kamerad und lieber Nachbar" - dieser Nachruf läßt Herrn Kunst keine Ruhe, er hätte so gerne noch mit dem Stabsfeldwebel a. D. geplaudert und viel mehr aus dessen Leben erfahren, was dieser in seinem Gesprächen nur angedeutet hatte. Der 1920 Geborene soll in der Labiauer Gegend zu Hause gewesen sein, als Geburtsort wird Königsberg genannt. Nach Angaben von Herrn Kunst hat Fred Frank vor seiner Wehrmachtszeit in Königsberg Pharmazie studiert und nebenbei seinen musischen Hobbies gefrönt, die ihn sogar zur Mitwirkung beim Reichssender Königsberg befähigten. Herr Kunst fragt mich als alte Mitarbeiterin des Senders, ob ich Fred Frank gekannt habe, ich mußte dies aber verneinen. Da er Herrn Kunst gegenüber den Namen Marion Lindt erwähnte, könnte er also in heimatlichen Unterhaltungssendungen mitgewirkt haben. Vielleicht erinnert sich jemand noch an den Namen Fred Frank? Der Verstorbene soll viel über sein langes bewegtes Leben zusammengetragen haben. Diese Sammlung scheint nicht mehr auffindbar zu sein. Kurz vor seiner Erkrankung hat er leider sein großes Filmarchiv vernichtet - aus Platzgründen, wie er sagte, aber er glaubte wohl auch, daß sich niemand dafür interessierte. Da seine Ehe kinderlos blieb, hinterläßt er keine Nachkommen. Für Herrn Kunst wird der Verstorbene jedenfalls als "echtes ostpreußisches Urgestein" in Erinnerung bleiben. (Martin Kunst, Stenumer Straße 6 in 27777 Ganderkesee, Telefon 0 42 23 / 12 53, Fax 0 42 23 / 93 26 55.)

Und es gibt Menschen, denen man vor langer, langer Zeit begegnet ist. Wenn dann ein Leben 93 Jahre währt und trotzdem die Erinnerung lebendig geblieben ist, so muß es schon eine wirklich eindrucksvolle Begegnung gewesen sein. Das nehme ich jedenfalls an, wenn ich den Suchwunsch von Herrn Willy Tiedke aus Grabow unsern Lesern unterbreite, worum mich Herr Dr. Friedrich-Eberhard Hahn als Mittler gebeten hat. Es geschah im Jahre 1934: Willy Tiedke, * 15. Dezember 1912 in Friedrichsroda, Kreis Labiau war Infanteriesoldat, als er die damals ebenfalls 18jährige Erna Balschukat in einem Lokal in der Gumbinner Bismarckstraße kennenlernte. Er war in der Graf-Roon-Kaserne in der Moltkestraße stationiert. In dieser Straße wohnte auch das junge Mädchen, das eine Schneiderlehre absolvierte. Ihr Vater war Polizist. Weitere Angaben kann der alte Herr allerdings nicht machen - bis auf eine, und die ist sehr wichtig: Erna Balschukat soll nach dem Krieg in Hannover gewohnt haben. Was ist aus ihr geworden? Es wäre schön, wenn es auf diese Suchfrage eine zufriedenstellende Antwort gäbe! (Willy Tiedke, Canalstraße 15 in 19300 Grabow / Mecklenburg.)

Eigentlich gab Herr Dietmar Wrage den Anlaß zu meiner Suchaktion, denn er übersandte mir die Kopie seines mit Datum vom 15. April 2006 datierten Schreibens mit dem Vermerk: "Habe ich die Suchfrage übersehen?" Hatte er nicht, sie war zwar sicher auf meinem PC, aber da blieb sie ja auch. Und dies ist sein knapp formulierter Suchwunsch: Die Zwillingsschwestern Helga und Annelore Barkowski, Jahrgang 1933, aus Pluttwinnen, Gemeinde Mogahnen, Kirchspiel Rudau, werden von ihrer Mitschülerin Hannelore Fischer, * 1934, aus Mogahnen gesucht. Die Familie Barkowski hatte in den 60er Jahren im Bereich Kitzingen gewohnt. Die Suche verlief bisher negativ. Zuschriften bitte an Herrn Dietmar Wrage, Am Steinkreuz 7 in 22 941 Bargteheide, Telefon (0 45 32) 40 09 80, E-Mail: pobethen-dietmar@t-online.de .

Ein Nachschrapselchen: Unsere so aktive Ostpreußin Ingrid Labuhn sucht das Buch "Ostpreußen erzählt", herausgegeben von Martin Kakies und Rudolf Naujok, 1954, Verlag Rautenberg, Leer. Wer kann es abgeben? (Ingrid Labuhn, Zwickauer Straße 288 in 09116 Chemnitz.)

Und noch eins: Wer kennt ein Poem in ostpreußischer Mundart, das von dem Grenadier Maguhn handelt? Herr Martin Teschendorff, der es gerne vortragen möchte, kennt nur noch die Schlußzeilen, die so lauten: "Und schallt euch mal der Ruf ins Ohr in heißer Schlacht: Freiwillige vor! - Was hat dann der Soldat zu tun? Antworten Sie mal, Grenadier Maguhn!" "Dann muß ich foorts nach hinge rennen, damit die Freiwilligen alle vorkommen können!" Es könnte von Wilhelm Reichermann stammen. (Martin Teschendorff, Ringstraße 7 in 94081 Fürstenzell, Telefon 0 85 02 / 35 93, Fax 0 85 02 / 7 81.)

Und ein allerletztes: Frau Charlotte Bayerl schreibt: "Ich suche ein Buch von Marienfelde, Kreis Osterode. Meine Oma ist Charlotte Dzalakowski geborene Salewski, Tochter des Johann Salewski, Wirt, und der Juliana Sterna, beide aus Marienfelde. Die Familie Sterna soll seit 1750 in Marienfelde wohnen. Deshalb möchte ich gerne das ,Gedenkbuch der 600-Jahrfeier 1329-1929, angelegt am 28.7.1929' zum Kopieren haben." (Charlotte Bayerl, Katharinenfriedhofstraße 25 in 92224 Amberg / Opf., E-Mail: Charlotte Bayerl@asamnet.de .)

ich mag Briefe, die mit heiteren Erinnerungen gewürzt sind, es sind die kleinen Atempausen in der nicht abreißenden Kette von Suchfragen nach Verstorbenen, Vermißten, Verlorenen oder nach der eigenen Identität, die mich zumeist sehr betroffen machen. Das Schreiben von Frau Helga Hering aus Wolgast enthält zwar auch einen Suchwunsch, aber sie erwähnt eine reizende Episode auf einem Heimattreffen in Anklam, an dem ich auch teilnahm. Nach meiner Lesung kam Frau Hering auf mich zu und erklärte, daß sie mich schon als Kind gekannt hätte, jedenfalls meine Stimme, die aus ihrem Radioempfänger kam, wenn ich im Reichssender Königsberg las. Und sie sei fast in ihr Löwe-Radio hinein gekrochen, um mich zu suchen, denn sie glaubte als kleines Marjellchen, daß ich da irgendwo in dem kleinen Kasten hockte, ja hocken mußte. Wir haben sehr gelacht, und so freute ich mich auch jetzt, als sie mich an diese nette Geschichte erinnerte.

Aber nun zu dem Wunsch von Frau Hering: Sie sucht ihre Freundin aus unvergessenen Königsberger Kindertagen: Brigitte Didszun aus der Brismannstraße 3. Es war ein sehr enge Kinderfreundschaft zwischen der 1934 geborenen Helga, deren Vater ein Tabakgeschäft am Viehmarkt besaß, und der etwas jüngeren Brigitte, Tochter des Organisten an der Lutherkirche. Ja, Brigittes Vater rief seine Tochter sogar auch "Helga", da er die Freundin seiner Tochter so sehr ins Herz geschlossen hatte. Daran erinnerte Brigitte in einem Brief, den sie nach dem Krieg an Helgas Familie schrieb. Das Mädchen wohnte damals mit seiner Mutter in Otterndorf, Landkreis Hadeln, der Vater war in Königsberg geblieben. Helga Hering hat mit ihrer Mutter und dem jüngeren Bruder ebenfalls die ersten Nachkriegszeit in Königsberg verbracht, sie entrannen im Frühjahr 1948 dem Hungertod, weil sie aufgrund der Malariaerkrankung der Mutter ausgewiesen wurden. Vater Didszun ist in Königsberg verhungert. Brigittes Brief vom 8. März 1959 war das letzte Lebenszeichen, denn Helgas damalige Arbeitsstelle in der DDR ließ keinen Briefwechsel mit westdeutschen Verwandten oder Bekannten zu. Immerhin enthielt der Brief konkrete Angaben, die Frau Hering nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zu einer intensiven Suche veranlaßten. Brigitte Didszun wohnte 1959 in der Gartenstraße 14 in Otterndorf mit ihrer Mutter, ihr Bruder Johannis war verstorben. Sie war Verwaltungsangestellte beim Lastenausgleichsamt des Kreises, wirkte im Kirchenchor und in einer Akkordeongruppe mit und wollte sogar Trompetenunterricht nehmen. Aber die Nachforschungen in Otterndorf blieben ohne Ergebnis, lediglich die Nachmieter in der Gartenstraße meinten, daß Brigitte Didszun geheiratet habe und fortgezogen sei. So wird sie heute unter einem anderen Namen leben. Vielleicht liest sie diese Suchbitte und meldet sich bei ihrer Freundin Helga, die sie nie vergessen hat. (Helga Hering, Dr.-Th.-Neubauer-Straße 42 in 17438 Wolgast, Telefon 0 38 36 / 60 18 64.)

Anläßlich des Treffens der Kirchspiele Legienen, Samlack, Loszainen, Dürwangen und Kattmedien, Kreis Rößel, bittet Herr Bruno Klein, seinen Wunsch in unserer Ostpreußischen Familie zu bringen: "Ich suche die Kinder aus der Familie Laganke (Laganki) aus Dürwangen, Nachbarn der Familie Agnes Ewert. Bei dieser Familie habe ich als Vollwaise 1947 gelebt. Es waren zwei Söhne und eine Tochter, die sicher noch leben werden. Vielleicht melden sich diese lieben Dürwanger?" Da würde sich Herr Klein freuen, und es könnte beim Treffen ein freudiges Wiedersehen geben! (Bruno Klein, Schulweg 2 b in 23743 Grömitz / Ostsee, Telefon 0 45 62 / 79 23.)

Eure Ruth Geede


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren