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05.08.06 / Mit anderen Augen / Initiative "Deutschland - Land der Ideen" bat Ausländer um Stellungnahme

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. August 2006

Mit anderen Augen
Initiative "Deutschland - Land der Ideen" bat Ausländer um Stellungnahme

Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Köhler wurde die Initiative "Deutschland - Land der Ideen" gestartet. Unter der Herausgeberschaft des über den Zeit-Verlag an der Initiative beteiligten Theo Sommer ist nun das Buch "My idea of the land of ideas - How the world sees germany" erschienen, in dem zahlreiche auf irgendeine Weise mit Deutschland verbundene Ausländer ihre Sicht auf Deutschland kurz mitteilen. Das leider bisher nur in englischer Sprache erschienene Buch überzeugt vor allem dadurch, daß nur wenige der Autoren ein PR-Loblied auf Deutschland anstimmen, sondern die meisten offen ihre Meinung zu dem Land und auch zu der Initiative "Deutschland - Land der Ideen" kundtun.

Die Autoren haben zudem alle verschiedene Einblicke in das deutsche Wesen erhalten. Ob als Deutschlandkorrespondent für eine Zeitung ihres Heimatlandes, als Wissenschaftler, Student, Wirtschaftsvertreter, Politiker; ihre verschiedenen Blickwinkel helfen, das Land mit anderen Augen zu sehen.

"Für mich war Deutschland eine magische Kombination aus nationenbildenden Ingenieuren, Musik und poetikliebenden Denkern", erinnert sich Arun Bharat Ram aus Indien an seine Studienzeit in Deutschland in den 50er Jahren. Der japanische Journalist Junichi Furuyama erinnert an das 19. Jahrhundert, in dem Japan sich Deutschland zum Vorbild nahm. Er schildert aber auch, warum die Kinder in Japan heute lieber Chinesisch als Deutsch lernen, trotzdem die Länder aber immer noch viele Gemeinsamkeiten haben.

Der belgische Journalist Geert van Istendael schildert hingegen seinen Unmut, wenn er an die Stümperei der heutigen Regierenden in Deutschland denkt. "Rente mit 67" und "Hartz IV" sind für ihn eine Absage an die in Deutschland erfundene soziale Marktwirtschaft. Auch der Ungar Ivá Lipovecz sieht in Deutschland keinen Politiker, der das Land formen könnte wie einst Adenauer oder Brandt.

Der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker spricht Deutschlands Selbstzweifel an. Während die Franzosen sich stolz als "Grande Nation" bezeichnen, würden die Deutschen ihr Land höchstens als große Nation beschreiben, wenn sie von dessen geographische Größe sprächen. Begriffe wie "Vaterland", "Heimat" und "Nation" würden nur selten den Weg in politische und journalistische Debatten finden. Luis Alberto Munoz aus Costa Rica zitiert in diesem Zusammenhang Goethe, der darauf hingewiesen habe, daß wenn ein Mann sich nicht erst selber finde, er nichts finden könne.

Bassam Tibi, Professor für internationale Beziehungen in Göttingen und Islamforscher, bedauert, daß er in Deutschland stets ein Syrer mit deutschem Paß geblieben ist, denn was sollte er sich einem Land zugehörig fühlen, das sich selbst seine eigene Identität aberkannt hat. Rebecca Bellano

Theo Sommer (Hrsg.): "My idea of the land of ideas - How the world sees germany", Droemer, München 2006, broschiert, 240 Seiten, 7 Euro, Best.-Nr. 5659


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