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05.08.06 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. August 2006

Glückliche Kartoffel / Merkel sollte klagen, Bush sollte sich schämen und Kaczynski sollte froh sein, daß er nicht Erdogan heißt
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Der amerikanische Präsident George W. Bush hat unsere Kanzlerin betatscht! Von hinten schlich er sich bei irgendeinem dieser Gipfel an Angela Merkel heran, fuhr die Arme aus und befummelte lüstern grinsend die Schultern der deutschen Regierungschefin. Die war erst erstarrt, dann riß sie entsetzt die Arme hoch, um sich des texanischen Übergriffs zu erwehren.

Die USA beben vor Scham. "Igitt, wie peinlich" titelt eine kalifornische Zeitung. Zur Peinlichkeit kommt nun Sorge: In den Vereinigten Staaten kann bereits eine unbedachte Bemerkung zu Millionenforderungen wegen "sexueller Belästigung" führen. Findige US-Anwälte könnten den Vorfall so retouchieren, daß alle Welt glauben wird, Merkel sei an diesem Tag von den Schultern abwärts schwanger geworden, zumindest fast, was im Plädoyer eines amerikanischen Advokaten das selbe ist. Den amerikanischen Steuerzahler könnte das teuer zu stehen kommen.

Sollten die erschütternden Fernsehbilder, die alle gesehen haben, vor Gericht als Beweismittel nicht zugelassen werden, haben wir Zeugen. Italiens Prodi saß genau neben Merkel und hat alles genau beobachtet. Wenn man sich's überlegt, sogar etwas zu genau! Wenn die arme Angela geahnt hätte, auf was sie sich da einließ, als sie Kanzlerin wurde. Auf den meisten Begegnungen der Staats- und Regierungschefs ist sie die einzige Frau - unter lauter reifen Männern, die dauernd auf "Dienstreise" sind. Jedes Kind ist heutzutage aus 50-Cent-Romanen darüber unterrichtet, wie es auf solchen "Dienstreisen" zugeht.

Maggie Thatcher wußte, warum sie sich nur mit einer kantigen Handtasche bewaffnet unter die lüsternen Wölfe begab. Den Totschläger nahm sie sofort zur Hand, wenn es brenzlich wurde. Einmal fuchtelte sie mit dem Gerät derart furchteinflößend über den Köpfen der EG-Häuptlinge herum, daß die ihr den "Britenrabatt" vor die Füße legten, damit man sie nicht haut. Den Rabatt gibt's heute noch, er bringt den Briten Milliarden, jedes Jahr.

Und was haben wir? Aus dem Bush-Überfall sollten wir etwas herausschlagen. Dabei dürfen wir das Verfertigen der Anklageschrift nicht den schärfsten Kritikern des US-Präsidenten überlassen. Die stellen den Bush ja immer schon so da, als habe er sie nicht alle. Ein durchtriebener Anwalt macht sich das womöglich zunutze und plädiert auf "verminderte Schuldfähigkeit".

Was hat den Bush überhaupt getrieben? War er vielleicht gedopt? Soll ja gehäuft vorkommen bei den Leistungsträgern ganz unterschiedlicher Disziplinen. Demnach wäre er also im Testosteron-Rausch über die Deutsche hergefallen. Den amerikanischen Demokraten käme ein solcher Befund sehr gelegen, denn dann müßte der Texaner schließlich disqualifiziert und die Wahlen von 2004 (ohne ihn) wiederholt werden. Die US-Opposition verbreitete schon nach der ersten Bush-Wahl den Eindruck, der Kandidat der Rechten habe sich mit Hilfe einer Bande hysterischer Westpoint-Kadetten an die Macht geputscht statt gewählt worden zu sein. Ein Dopingskandal inklusive sexueller Ausschweifungen am Weltverhandlungstisch wäre den US-Linken überdies eine späte Genugtuung für die schmierige "Lewinsky-Affäre" ihres letzten Präsidenten Bill Clinton. Sie erinnern sich: der Quickie mit der Praktikantin im "Oval Office".

Wir Deutsche sollten uns indes nicht zu selbstgefällig aufs hohe Roß setzen. Gedopt wird auch bei uns. Der Mißbrauch umgibt uns schon bei ganz alltäglichen Verrichtungen. Plötzlich quillt etwas mächtig auf und keiner hat eine plausible Erklärung dafür. Was beispielsweise hat man bloß den Einzelhandelspreisen injiziert? Die Mehrwertsteuerspritze wird doch erst im Januar verabreicht, um die überhitzte Konjunktur von schon fast zwei Prozent Wachstum in eine verläßliche Rezession zurückzuführen. Dennoch schwellen die Preise bereits jetzt an.

Man sollte verdeckte Ermittlungen aufnehmen. Warscheinlich haben die großen Einzelhandelsketten irgendwas genommen, das unkontrollierte Anfälle von Gier auslöst. Bei den Ölfirmen sollten wir mit der Untersuchung beginnen.

Die sind vermutlich längst physisch abhängig und schlucken daher eine gefährliche Überdosis von dem Gier-Stoff. Die Preise an den Tankstellen vermitteln einen Eindruck davon, wie es auf den einsamen Karawanenwegen der orientalischen Ölförderländer früher zugegangen ist: Den Räubern war nicht zu entrinnen.

Drogenkonsum aber fördert nicht allein das Suchtverhalten, er führt auch zu quälenden Wahnvorstellungen. Solche Halluzinationen können einem, ob mit oder ohne Zuhilfenahme von Psyhopharmaka, das Leben zur Hölle machen.

Seitdem man sich unseren Planeten über das Programm "Google Earth" am Rechner auf sehr detaillierten Satellitenaufnahmen ansehen kann, entdecken erschrockene Weltraumspanner überall Hakenkreuze. In Belgien haben sie einen Brunnen dieser Form erspäht, bei Dublin ein Haus und in Florida gar eine ganze Kreuzung, die sich von oben als Swastika entpuppt haben. Niemand hatte bis dahin geahnt, daß der Hitlerismus keineswegs besiegt ist, sondern sich still im Asphalt, in Häuserwänden und Wasserfontänen verborgen hat. Irgendwann wird er, so offenbar die Befürchtung, frech zwischen den wasserspuckenden Fröschen hervorspringen, wenn wir jetzt keinen Widerstand leisten!

Immerhin: Die belgischen Brunnen bauen sie nun zum Kleeblatt um. Aber Florida? Und Dublin? Es gibt für alles eine Lösung: Der Sonnenstaat führt den Kreisverkehr ein und die irische Hauptstadt könnte man ja abreißen.

Soweit wäre alles wieder in Ordnung, vorerst! Aus der Erfahrung wissen wir nämlich, daß solche Bewegungen wie jene der Hakenkreuzjäger schnell eine ganz eigene Dynamik entwickeln und sich keineswegs damit beruhigen lassen, daß ihre Ziele, wie die Entnazifizierung von Wasserspeiern und Straßenverläufen, längst erreicht sind. Um sie zu befriedigen, braucht's immer neue Hakenkreuze. Am Schluß werden die von den Wahnvorstellungen Geplagten die Verlegung natürlicher Flußläufe und ganzer Gebirgszüge verlangen, weil diese Gebilde bedenkliche Kurven zögen, welche von Nazis als Ermutigung zu neuen Taten aufgefaßt werden könnten.

Irgendwann aber sind es die normal gebliebenen Leute leid. Am Ende hört den Spinnern keiner mehr zu und alle grinsen nur noch leise, wenn er ihnen von seinen schrecklichen Entdeckungen erzählt, die außer dem Erzähler keiner zu sehen vermag. Dann breitet sich bleierne Einsamkeit um ihn aus. Polens Präsident Kaczynski erleidet die gerade. Hinsichtlich Deutschland hatte er immer schon einen leichten Knall weg. Seit dem Kartoffeltext ist er allerdings vollends traumatisiert und säuselt unentwegt von düsteren teutonischen Verschwörungen, die dem Rest der Welt entgangen sind, um es höflich auszudrücken. Berlins Reaktionen nehmen zunehmend den Ton eines besorgten Seelenklempners an. Angela Merkel ruft angeblich regelmäßig in Warschau an um zu erfragen, ob der polnische Patient schon wieder ansprechbar ist. Nach der letzten Visite war er es noch nicht. Wir drücken ihm daher weiter feste die Daumen.

Dabei hatte es Kaczynski noch eher harmlos erwischt mit dem Kartoffelvergleich. Er sollte mal den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan fragen. Den hat das türkische Satiremagazin "Leman" als "bösartige, blutsaugende, schmarotzende, den Tod bringende Krim-Kongo-Zecke" zeichnen lassen, wie es in der Anklage heißt, die der Regierungschef gegen das Blatt erhoben hat.

Kaczynski macht sich keine Vorstellung davon, wie gut er weggekommen ist als Kartoffel. Erdogan träumt wahrscheinlich davon, von einem respektvollen deutschen Zeichner als sympathische Falaffel-Frikadelle präsentiert zu werden.

Leben mit den Eckpunkten Zeichnung: Götz Wiedenroth


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