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12.08.06 / Mit dem Herzen verstehen / Wanderausstellung würdigt das Schaffen von drei deutschen Holzschnittmeistern des 20. Jahrhunderts

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. August 2006

Mit dem Herzen verstehen
Wanderausstellung würdigt das Schaffen von drei deutschen Holzschnittmeistern des 20. Jahrhunderts

Nach langen Jahren künstlerischer Wüste eröffneten drei junge Kunstliebhaber im Münchner Villenviertel Bogenhausen eine Kunstausstellung zu dem Thema "Deutsche Holzschnittmeister des 20. Jahrhunderts" und machten so ihre kleine bescheidene Privatsammlung der Öffentlichkeit zugänglich. Ihr Anliegen ist und war es, eine Sparte der bildenden Künste zu würdigen, die typisch wie kaum eine andere für das deutsche Kunstschaffen einer ganzen Epoche war.

Exemplarisch wurden Werke von Georg Sluyterman v. Langeweyde (1903-1978), Ernst v. Dombrowski (1896-1985) und Rudolf Warnecke (1905-1994) zusam-mengetragen und ausgestellt. Viele andere verdienten sicherlich ebensolche Ausstellungen und Würdigungen wie etwa A. Paul Weber, Wilhelm Petersen, Switbert Lobisser oder Klaus Wrage. Die drei Künstler wurden ausgewählt, weil sie in ihrer Unterschiedlichkeit beispielhaft für das vielschichtige Werk der deutschen Holzschnittmeister stehen, sie aus den unterschiedlichsten deutschen Regionen stammen und ihre Lebensläufe so unterschiedlich und doch exemplarisch für alle sind.

"War Hermann Löns, der im Ersten Weltkrieg fiel, der Dichter und Sänger der Heide im ausgehenden 19. Jahrhundert, so ist

Georg Sluyterman von Langeweyde sicherlich, wenn auch weniger bekannt, der Maler und Sänger dieser wunderschönen Landschaft im 20. Jahrhundert", hieß es bei der Eröffnung der Ausstellung. Sein Werk reicht von Scherenschnitten bis zu Aquarellen, von leichten Karikaturen über deftige Zotenbilder bis zu stillen Landschaftsaufnahmen, von Darstellungen des Ruhrarbeiters bis zum Heidebauern, von Bildern aus den Kriegen bis zur Darstellung der Liebe. Zusätzlich zu den Bildnissen dichtete, komponierte und vertonte er Lieder, von denen diejenigen harmloserer Art auch Eingang in die Schulbücher fanden.

Über das Ziel seiner Arbeit schrieb Sluyterman selbst einmal: "Ich mochte keine Bilder schaffen, die später in der ,guten Stube irgendeines Bürgers' hingen, nur für ihn, weil er ein Original bezahlen konnte. - Worte deutscher Dichter, Volksliedtexte und Aussprüche großer Deutscher, in Verbindung mit Bildern, als geschmackvolle Holzschnitte erschienen mir als Schmuck angebracht für Schulen, Gemeinschaftsräume - und überall da, wo sie von vielen Volksgenossen gesehen wurden. Solchen Wandschmuck zu schaffen, war mein Plan. Auf jeden Fall sollten diese Bilder erzieherisch in der Tendenz sein ... Ich wollte mit meiner Arbeit dem Volke dienen."

Ernst v. Dombrowski ist vielen vor allem durch seine einfühlsamen Kinderporträts bekannt. Er hat sich in keine sogenannte Moderne einbinden lassen. "Er hat die zeitgenössischen Ströme nicht als für sich verpflichtende Bindungen gesehen", hieß es bei der Eröffnung in München. Über 2000 Holzschnitte entstanden im Laufe seines Lebens. Hervorzuheben sind seine Serien "Bauernschicksal 1525" und "Bildnisse deutscher Männer". Auf den Großen Deutschen Kunstausstellungen in München stellte er 26 Werke aus. Noch im hohen Alter schuf er etwa 2000 Kinder-Porträts. Außerdem illustrierte und schrieb er Dutzende von nachdenklichen und erheiternden Büchern.

"Das Kunstwerk ist ohn' Warum", sagte Dombrowski einmal. "Es kann die Antwort sein auf die Frage nach dem Unbeantwortbaren. Es ist eben nicht mit dem Verstand, es ist mit dem Herzen zu verstehen. Alles Zeitliche, mag es dem Menschen noch so bedeutend erscheinen, fließt vorüber. Es ist in unserer Zeit viel von der Befreiung der Kunst gesprochen worden, der Befreiung vom Auftrag, den die Gesellschaft dem Künstler stellt. Die Aufgabe des Künstlers ist, das Bleibende darzustellen. Das ist sein Auftrag und seine Berufung in dieser und in aller Zeit."

Einen Meister der Mystik nannte man den dritten Künstler, dessen Werke in der Ausstellung zu sehen sind, Rudolf Warnecke. "Das Geheimnis und Rätselhafte war sein Element. Er war ein Romantiker und hing, wie einst die Großen dieser Bewegung, an dem ,Nachtdunkel' und allem, was mitten im Leben und doch noch näher am Tod ist", hieß es bei der Eröffnung der Ausstellung.

16 Zeichnungen zu den "Budissinischen Sagen" erschienen, als er erst 16 Jahre alt war. Zwei Jahre später wurde seine erste Holzschnittmappe "Alt-Bautzen" gedruckt. War-necke schrieb einmal rückblickend über seine Bautzener Zeit: "Umsomehr sehe ich mich in meinen Träumen als kleiner Schulbub mit Malkasten und Feldstuhl durch die alten Gassen meiner Heimatstadt stürmen, neue Motive zu entdecken. Ich kannte die versteckten Winkel, jedes Burgverlies, bestieg alle Türme und hohen Dächer der Stadt. Bei Vollmond kletterte ich über die Kirchhofsmauer in die Nikolairuine, in der sich wendische Grabstätte befinden. In einer Skizze, versuchte ich dort, mit schwarzer Kreide echte Geisterstimmung einzufangen." Über sein Verhältnis zur Kunst schrieb Warnecke: "Was mich betrifft, so hat mich immer das Ästhetische und Harmonische in der Kunst gereizt. Immer habe ich eine gesunde und saubere Ausdrucksform gesucht."

Den Initiatoren der "Kleinen Deutschen Kunstausstellung" liegt es vor allem am Herzen, allen Kunstfreunden die Möglichkeit zu geben, wahre Kunst von echten Künstlern zu sehen, Kunst, die noch vom Volk verstanden wird, ohne daß es einer seitenlangen Interpretation bedarf, was man nun in dem Werk des Künstlers sehen sollte.

Der bisherige Erfolg gibt ihnen recht. Deshalb wird aus diesem Pilotprojekt der "1. Kleinen Deutschen Kunstausstellung" eine Wanderausstellung. Sie soll in alle deutschen Lande ziehen und es jedem ermöglichen, wieder wahre Kunst zu erleben und einen einfachen, natürlichen und selbstverständlichen Zugang zu einer Ebene der deutschen Kultur zu bekommen, die bei vielen, gerade jüngeren Landsleuten, schon fast verwaist ist. Die Initiatoren der "Kleinen Deutschen Kunstausstellung" arbeiten derweil an einer Fortsetzung. Geplant ist die Zusammentragung von Werken der Malerei, der Bildhauerei, aber auch der Jugendbewegung und Dichterlesungen.

Ein Ausstellungskatalog (10 Euro zuzügl. 1,50 Euro Versandkosten) mit den Abbildungen aller Exponate und den Vorträgen zur Ausstellungseröffnung ist bei Ernst Tobisa, Möhlstraße 21, 81675 München, erhältlich.


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