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12.08.06 / Fäkalien machen Baden unmöglich / Kanalisationsarbeiter in Neukuhren stehen im Verdacht, am Rohrsystem Sabotage betrieben zu haben

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. August 2006

Fäkalien machen Baden unmöglich
Kanalisationsarbeiter in Neukuhren stehen im Verdacht, am Rohrsystem Sabotage betrieben zu haben
von Manuela Rosenthal-Kappi

Die Badesaison im Königsberger Gebiet ist unterbrochen. In den letzten Julitagen stellte sich heraus, daß Abwasser ins Meer gelangt war, so daß die Behörden vorsorglich ein Badeverbot aussprachen. Dies kam für die Kurorte sehr ungelegen, da gerade das internationale Kinofestival "Baltische Debüts" in Rauschen eröffnet wurde.

Die Wasserverschmutzung rührte von Beschädigungen des Kanalisationssystems im Hafen von Neukuhren her. Eilends herbeigerufene Schweißer versuchten noch in der Nacht, die Lecks in den Kanalisationsrohren zu schließen, doch beim Schweißen wurden diese nur noch mehr beschädigt. So gelangte das Abwasser zunächst in einen Fluß und anschließend ins Meer im Bereich zwischen Rauschen und Neukuhren. Auf diese Weise sind innerhalb von 24 Stunden schätzungsweise 12000 Kubikmeter Abwasser außerplanmäßig ins Meer gelangt. Kurgäste des Sanatoriums "Bernsteinufer" berichteten am nächsten Tag von grauen Flekken am Strand und Fäkalgeruch.

Deshalb sah die Regionalverwaltung sich gezwungen, trotz Temperaturen von über 30 Grad und einem Besucherrekord ein strenges Badeverbot auszusprechen. Sie stellte sogar Polizisten zur Überwachung des Verbots ab, welche die Badewilligen über die Ansteckungsgefahr mit Infektionskrankheiten aufklären sollten. Auch Ferienlager für Kinder, von denen es zur Zeit zehn im Strandbereich gibt, waren von der Kontrolle betroffen. Dabei sei es unmöglich, das gesamte Küstenufer zu überwachen, sagte ein Polizist. So kommt es vor, daß einige Badehungrige die bewachten Areale umgehen und trotzdem im Meer baden.

Daß es zu dem Rohrbruch kam, liegt nach offiziellen Angaben am Alter der Rohre, die noch aus der Vorkriegszeit stammen sollen und nie ausgetauscht wurden.

Es gibt aber auch eine inoffizielle Begründung, die möglicherweise die Staatsanwaltschaft beschäftigen wird. Die 150 Angestellten der staatlichen Kanalreinigungsfirma erhalten schon das zweite Jahr nur unregelmäßig ihren Lohn. Sie sind für die Ferienorte an der Küste verantwortlich. Möglicherweise handelt es sich bei dem Unfall auch um eine Art von Streik, mit dem sie gegen die Nichtzahlung ihres Lohnes protestieren wollten. Ihre Firma kann den Lohn nicht auszahlen, weil ihre Konten wegen Schulden beim Energielieferanten "Jantarenergo" in Höhe von vier Millionen Rubeln (etwa 117000 Euro) gesperrt sind. Die Schulden bei den Beschäftigten der Firma haben hingegen bereits eine Höhe von acht Millionen Rubel erreicht. In der Folge hat die Kanalreinigungsfirma ihre Arbeit eingeschränkt. Die Kurorte werden also wohl auch weiterhin Probleme mit ihrer Abwasserentsorgung haben.

Daß die Kanalreiniger allerdings so weit gehen würden, bewußt ein Leck im Rohrsystem herbeizuführen, also aktiv Sabotage zu betreiben, ist reine Spekulation, für die es (noch) keine Beweise gibt.


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