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26.08.06 / Michels Stammtisch

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. August 2006

Michels Stammtisch

„Endlich haben wir ,National Heroes‘“, freute sich Horst Milde, der Vater des Berlin-Marathons, als Ulrike Maisch bei den Europameisterschaften in Göteborg den Marathon-Titel gewonnen hatte und Jan Fitschen den 10000-Meterlauf.

Auch der Stammtisch im Deutschen Haus freute sich über diese sportlichen Erfolge, aber er fragte auch: „Warum kann dieser Herr Milde sich nicht auf gut Deutsch in seiner Muttersprache über die beiden als Nationalhelden freuen?“ Dümmlich, arrogant, zumindest aber gedankenlos sei es, wenn sogenannte Meinungsführer Englisch daherreden, wenn sie sich in Deutschland an Deutsche wenden.

Der sogenannte „Schlußverkauf“ sei landauf, landab zu „Sale“ verkommen, und der Stammtisch fragte, ob „Sale“ nicht ein Fluß sei, der richtigerweise „Saale“ geschrieben werde. Irrtümer und Ratlosigkeit machen den rücksichtslosen Gebrauch der englischen Sprache oder scheinbar englischsprachiger Bezeichnungen zu einem öffentlichen Ärgernis, zugleich aber auch zu einer ernsten Frage des Verbraucherschutzes.

Kritische Beobachter dieses Mißstandes haben mittlerweile weit über 5000 englische und pseudo-englische Begriffe im deutschen Alltagsleben festgestellt.

Dabei reiche der sprachliche Irrsinn vom Studiengang „Bachelor und Master of Education“ an der Universität Passau bis zum „Ice Crusher“ (Eiszerkleinerer) im Haushaltswarengeschäft.

In der evangelischen Kirche werde von „Living Church“ gesprochen, wenn es um neue Projekte gehe.

Wenn ein Deutscher einen Volkswagen kaufen wolle, müsse er über fundierte Englischkenntnisse verfügen.

Es sei eine schlimme Mißachtung der VW-Kunden, sie nicht in ihrer Muttersprache anzureden, sondern ihnen eine „Trendline“, eine „Full Selected Injection“ und die Farbe „Arctic Blue Silver“ anzubieten, bis hin zu „Kessy“, dem „Keyless Entry Start Exit System“.

Der Stammtisch meinte, wenn die in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft Verantwortlichen so dämlich daherredeten, sei es kein Wunder, wenn die deutsche Sprache ihre Aufgabe als kulturell bindende und prägende Kraft verliere und zwischen Wellness und Handy erstickt werde.


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