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26.08.06 / Die Ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. August 2006

Die Ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

in diesem Sommer wandern viele Leserinnen und Leser auf uns Ostpreußen so vertrauten Wegen, Grüße kommen aus Masuren, von der Kurischen Nehrung, von der Samlandküste, und es sind nicht immer Landsleute, die es in ihre Heimat zieht, sondern auch Urlauber, die der „Ostpreußen-Bazillus“ befallen hat. Der hat anscheinend in unserem Familienkreis einen guten Nährboden gefunden, wie ich den Zuschriften entnehmen kann, denn nicht nur Landsleute, sondern auch viele Nicht-Ostpreußen erklären sich - oft sehr humorvoll - als infiziert. Wie der „Spandauer Wurstmaxe“ aus Berlin, der jetzt mutterseelenallein mit seinem Wohnmobil durch Ostpreußen reist und den ich dann am 15. September auf unserem Seminar „Die Ostpreußische Familie“ im Ostheim in Bad Pyrmont als „Bazillenträger“ begrüßen werde. Vielleicht kann ich ihm dann einige Rezepte für ostpreußische Spezialitäten vermitteln, die es ja heute leider nicht mehr in unserer Heimat gibt - ach, wenn man die alten Speisekarten liest, da kann einem schon das Wasser im Mund zusammen laufen, und es jankert einen so richtig nach Cranzer Räucherflunder und Danziger Beefsteak. Diese heimischen Spezialitäten fand ich auf einer Speisekarte des „Seestern“ in Rauschen aus der guten alten Zeit, wo ein Bismarckhering mit Remoulade noch 40 Pfennig und eine Kraftbrühe 35 Pfennig kostete, „mit Ei“ einen Dittchen mehr. Unser Landsmann Günter Hartmann hat mir die Kopie dieser Speisekarte zugesandt, er hat sie auch in den USA treu verwahrt und das aus gutem Grund, denn seinen Eltern gehörte das „Hotel Hartmann“ in Rauschen, und sie waren auch Pächter des „Seesterns“, der „neuzeitlichen Gaststätte am Strande“ - die kulinarisch anscheinend alle Wünsche der hungrigen Badegäste erfüllte, denn sie weist 120 Positionen auf: von Aal in Gelee bis Zunge mit Meerrettich. Herrlich, man kann sie immerzu rauf und runter lesen! Aber Herr Hartmann hat auch Kopien von geretteten Familienfotos beigelegt, auf denen seine Eltern zu sehen sind, die leider nicht mehr rechtzeitig die Heimat verlassen konnten, der letzte Brief seiner Mutter ist vom 2. Februar 1945! Günter Hartmann, * 1929, geriet als junger Kriegsfreiwilliger in amerikanische Gefangenschaft und lebt seit 1952 in den USA - „doch die Sehnsucht bleibt“, und er hält auch unserem Ostpreußenblatt seit über 40 Jahren die Treue! Dafür ein ganz großes Dankeschön!

Doch der eigentliche Grund seines Schreibens ist ein anderer, vielmehr sind es zwei, denn er sucht seine beiden alten Jugendfreunde Johannes Hermann Paul und Hans Boeck. Der Erstgenannte, * 1928, Arztsohn, wohnte in Königsberg, Paradeplatz 22. Seine Eltern besaßen in Rauschen gegenüber dem Dünenbahnhof ein kleines Sommerhäuschen. Nach den Bombenangriffen der Alliierten auf Königsberg wohnte der 16jährige in Rauschen, bis er im Januar 1945 zur Luftwaffe eingezogen wurde. Weihnachten 1944 sahen sich die Freunde zum letzten Mal, von da an fehlt jede Spur von ihm und seinen Eltern. Der Vater war während des Krieges Stabsarzt bei der Wehrmacht. Der andere Jugendfreund, Hans Boeck, * 1929, wohnte bei seinen Großeltern im Haus Waldeck in Rauschen. Sein Vater war der Generalleutnant Hans Boeck, verstorben in russischer Gefangenschaft, sein Großvater der Generaloberst Siegfried Haenicke, der frühere Intendant des Reichssenders Königsberg, der in ganz Ostpreußen vor allem durch seine Sendung „Kamerad, ich suche Dich“ bekannt wurde. Trotz aller Nachforschungen konnte Herr Hartmann bisher nichts über das Schicksal seines Jugendfreundes Hans Boeck erfahren. Ich bin sicher, daß er aber jetzt Zuschriften bekommen wird und würde mich dann mit ihm freuen. (Gunter Hartmann, 5077 Vt Route 14, Newport Ctr., USA, Telefon 0 58 57 / 95 12.)

Unser Landsmann Paul Tollkühn spricht mit seinen Zeilen besonders die Generation an, die in das Rentenalter gekommen ist und meint, daß sie sich jetzt besonders mit der Heimat beschäftigen sollte. Daß unsere aus dem aktiven Berufsleben ausgeschiedenen Landsleute das tun, kann ich nur bestätigen, denn vieles, was man bisher verdrängt hat, verdrängen mußte, dringt jetzt in das Bewußtsein und verlangt nach Klärung. Die kommt manchmal nicht beim ersten Anlauf, und deshalb hake ich auch für Herrn Tollkühn noch einmal nach, denn auf seine erste Suchaktion nach Bildern aus der Schule Löwenhagen, Kreis Samland, erfolgte keine Reaktion. So bittet er erneut: „Liebe Landsleute aus Löwenhagen und Umgebung, schaut einmal in Euren alten Alben und Büchern nach, vielleicht findet Ihr doch noch einige Abbildungen von der Schule und vom Lehrerhaus, in dem damals Lehrer Stein wohnte. Bilder von der Kirche, vom Pfarrhaus und Gemeindehaus sind vorhanden, warum nicht von der Schule? Mittlerweile sind wir ja alt geworden, die letzte Generation sind wir, da ist doch noch so vieles aufzuarbeiten.“ Vielleicht hilft ihm dabei nun unser Familienkreis, denn irgendwo gibt es sicherlich noch ein Klassenfoto oder Schulbild aus Löwenhagen - nur finden muß man es! (Paul Tollkühn, Lindenstraße 15 in 79578 Weil am Rhein, Ortsteil Haltingen, Telefon 0 76 21 / 6 27 26.)

„Gibt es die Möglichkeit, festzustellen, ob ich noch Verwandte habe?“ fragt Günter Bartnik in seiner an die Redaktion der PAZ gerichteten E-Mail. Wenn, dann über unsere Ostpreußische Familie - also legen wir sie unserm Leserkreis vor. Herrn Bartniks Mutter und ihre Eltern stammen aus Ostpreußen. Großvater Schimnick war, soweit sich der Suchende erinnern kann, Bahnhofsvorsteher in Norkitten, Insterburg und Allenstein. Seine Frau, Herrn Bartniks Großmutter, war Berta Schimnick, geborene Simoneit. Sie hatte mehrere Schwestern, es müßten fünf gewesen sein, meint der Enkel. Urgroßvater Schimnick war zeitweise Kämmerer auf dem Gestüt Trakehnen. Herrn Bartniks Mutter, Gerda Luise geborene Schimnick, * 1916 in Gumbinnen, hat entweder in Insterburg oder Allenstein ihr Abitur gemacht. Dieses sind die wenigen Angaben, die Günter Bartnik zur Verfügung stellen kann, vielleicht helfen sie ja weiter, um Verwandte aus der mütterlichen Linie zu finden oder Bekannte, die über diese Auskunft geben könnten. (Günter Bartnik, Sinziger Straße 19 in 50968 Köln, Telefon 02 21 / 2 76 02 56, E-Mail: geebee-cologne@web.de .)

Die nächste Frage fällt gänzlich aus dem schon weit gesteckten Rahmen, und ich glaube, es wird auch sehr schwer sein, befriedigende Ergebnisse zu erhalten, denn selbst Museen mußten passen. Gestellt wird sie von der „Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Postbezirk e. V.“, die sich mit der Geschichte des Norddeutschen Bundes und seiner Postgeschichte befaßt. Speziell geht es um die postalischen Verhältnisse bis zum deutsch-französischen Postvertrag 1872 und der Feldpost bis 1873. Im Focus stehen die Lager mit französischen Kriegsgefangenen 1870/71 in Ost- und Westpreußen, werden aber noch erweitert auf Orte in Pommern und der Mark Brandenburg. Nach den der Arbeitsgemeinschaft vorliegenden Briefen von französischen Kriegsgefangenen bestanden solche Lager mit Sicherheit in Königsberg, Graudenz, Thorn, in der Festung Weichselmünde, Stettin, Swinemünde, Kolberg, Stralsund, Cörlin, Stargard, Spandau, Küstrin, Frankfurt / Oder, Jüterbog und Brandenburg / H. In dem Buch „Die Mobilmachung 1870/71“ von Gustav Lehmann, Verlag E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1905, sind aber noch weitaus mehr Orte erwähnt, darunter Pillau, Memel, Lötzen (Feste Boyen), Insterburg, Tapiau, Danzig (Husarenkaserne), Bromberg sowie Ueckermünde, Labes, Schneidemühl. Schlawe, Schivelbein, Stolp, Polzin, Anklam, Köslin, Schwedt, Cottbus, Landsberg a. d. W., Neustadt-Eberswalde, Perleberg und Prenzlau. Die Quellen aus diesen Orten sind sehr spärlich, weshalb zu vermuten ist, daß dort nur wenige französische Kriegsgefangene in Spitälern oder zum Arbeitseinsatz in Betrieben und Werken untergebracht waren und nur für kurze Zeit. Richtige Lager sind aber auch dort denkbar, und über die möchte die Arbeitsgemeinschaft Angaben haben. Vielleicht haben sich ja Leser mit diesem Gebiet befaßt, vielleicht besitzen sie Quellenmaterial oder können solches benennen. Jeder Hinweis ist der Arbeitsgemeinschaft willkommen. (Zuschriften an Wolfgang Wirth, Zweiter Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Postbezirk e. V., Adalbert-Stifter-Straße 4 in 79102 Freiburg i. Br., Telefon 07 61 / 7 24 04.)

Zu der Suchfrage in der Ostpreußischen Familie, PAZ Nr. 32, nach dem Ort des Bildes von Jacob Munk, die Herr Albrecht von Winterfeld stellt, ist Folgendes zu vermerken: Die postalische Adresse, an die Zuschriften zu richten sind, lautet: Albrecht von Winterfeld, Osterkamp 34 in 30938 Burgwedel, E-Mail: alvwin@gmx.de .)

In Elchwerder, im Großen Moosbruch, ist sie zu Hause, und die Tracht dieser Gegend trägt sie noch immer voller Stolz, unsere Leserin Helma-Eva Feyand. Die Moosbruchtracht besteht aus einer weißen Bluse mit schwarzer Schleife, schwarzgeschnürter Samtweste, rotgestreiftem Rock mit weißer Spitze und weißen Strümpfen. Dazu trägt Frau Feyand mehrere Bernsteinketten und Armreifen. Elchwerder gehört zum Kirchspiel Gilge, und dort gab es eine andere Tracht. Sie wurde von den Mädchen und Jungen der Volkstanzgruppe Gilge getragen, die von Gertrud Boywidt gegründet und zu einer der führenden ihrer Art in Ostpreußen wurde. Die Gilger nahmen an vielen nationalen und internationalen Treffen teil, zur Finanzierung trugen die selbstgefertigten Flechtarbeiten aus den Binsen des Kurischen Haffes bei. Der ausgezeichnete Chor war auch im Rundfunk zu hören. Das alles ist nun Vergangenheit. Vielleicht haben sich aber noch irgendwie Tracht oder Abbildungen erhalten, denn Frau Feyand möchte sie gerne haben oder nach den Fotos oder Zeichnungen nähen lassen. Die Mädchen trugen weite Faltenröcke mit einer bestickten weißen Schürze, dazu weiße Bluse mit schwarzem Mieder. Bei den Jungen bestand die Tracht aus weißem Hemd, roter Weste, schwarzer Hose und Röhrenstiefeln. Wer hilft unserer Heimatfreundin aus Elchwerder, ihren Wunsch zu erfüllen? (Helma-Eva Feyand, Postfach 730 262 in 22122 Hamburg.)

Eure

Ruth Geede


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