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02.09.06 / Johannisburger finden jetzt alles / Stadtplan von Ulf Wöbcke beschreibt die Straßen, Häuser und öffentlichen Einrichtungen der Kreisstadt 1944 / 45

© Preußische Allgemeine Zeitung / 02. September 2006

Johannisburger finden jetzt alles
Stadtplan von Ulf Wöbcke beschreibt die Straßen, Häuser und öffentlichen Einrichtungen der Kreisstadt 1944 / 45

Es gibt ihn nun, den Plan von 1944 / 45, der die Kreisstadt Johannisburg in Straßen, Häusern und öffentlichen Einrichtungen beschreibt: farbig, eindrucksvoll und mit vielen wichtigen Informationen. Ein Plan, der den Heimatvertriebenen Orientierung gibt, der sie zu den noch vorhandenen Häusern ihrer Vorfahren führt, ein Plan, der ihnen viele offene Fragen beantwortet. Er ist ein wertvoller Nachweis in ihrer Geschichte und ein wertvolles Verzeichnis für die nächsten Generationen, die die Spurensuche in ihren Familien noch nicht abgeschlossen haben.

Schon der Plan der Kreisstadt Johannisburg ist für den Johannisburgern ein großes Geschenk. Er verschafft ihnen den Überblick. Daneben entsteht ein Bestandsverzeichnis, ein Verzeichnis der einzelnen Straßen. Es ist der Nachweis, in dem die Namen der Einwohner den zugehörigen Wohnungen und Häusern zeichnerisch zugeordnet werden. Diese Einzeldarstellungen werden durch das Einwohnerverzeichnis von 1944 / 45 zu einem großen Ganzen vereinigt. Das Einwohnerverzeichnis enthält alle bekannten Namen nach Straße und Hausnummer sortiert. Wenn die Straße oder die Hausnummer nicht bekannt ist, so wurden diese Namen ohne die jeweilige Zuordnung zu den Gebäuden aufgeführt.

Viele Menschen waren auf der Suche nach einem Stadtplan von Johannisburg und wurden enttäuscht. Den Wunsch, einen Plan in den Händen zu halten, in dem das Elternhaus oder das Haus der Vorfahren aufgezeigt wurde, er war nicht zu finden. Auf seiner Suche wandte sich der zur Bekenntnisgeneration gehörende Ulf Wöbcke an das Archiv in Allenstein und wurde belohnt. Der erste Baustein war gefunden. Eine Karte, in der das Stadtzentrum, die Lage der Straßen und Gebäude südlich der Eisenbahnlinie bis zur Sperrplattenfabrik vom Kreiskrankenhaus im Westen bis zur Stadtrandsiedlung im Osten eingezeichnet waren, sollte nun, eingescannt in den Computer, den Kern des zu schaffenden Planes bilden. An diesen ersten Baustein wurde die Planungskarte aus dem Archiv Lotz, welche die Planungsabsichten westlich der Hegelstraße aufzeigt, angefügt.

Für weitere Informationen war Wöbcke auf das Wissen der ehemaligen Johannisburger angewiesen. Die Straßen mußten benannt, die Gebäude beschrieben, und wenn möglich, die Einwohner zu den verschiedenen Häusern zugeordnet werden. Zu deren und Wöbckes Freude tauchten die Johannisburger tief in ihre Kindheit ein. Voller Begeisterung sprudelte ihr Wissen der Erinnerung. Die Gedanken an ihre Heimat sind positiv belegt und das Weitergeben ihres Wissens nach 60 Jahren eine kleine Erfüllung am Ende ihres Lebens. Diese Menschen freuen sich darauf, ihr weitergegebenes Wissen in einem Buch nachlesen zu können. Und die nächsten Generationen, die weit weg von diesem Ort leben, sind dankbar dafür, Informationen aus der Heimat ihrer Vorfahren erhalten zu haben.

Mit diesem Kenntnisstand der Johannisburger konnte Wöbcke seine Arbeit am Plan fortsetzen. Dabei waren zwei Schwierigkeiten zu meistern. Zum einen lagen viele der erhaltenen Informationen außerhalb der bisherigen Darstellung. Zum anderen konnte der Nachweis der Einwohner zu den Gebäuden wegen Platzmangels nicht im Plan erfolgen. Hierfür lag die Lösung in einem Bestandsverzeichnis, in der für jede Straße eine Karte angelegt wurde, welche die angegebenen Informationen aufnehmen konnte. Wie aber konnte die erstgenannte Schwierigkeit gelöst werden? Mit welchen Möglichkeiten kann man das gesamte Stadtgebiet in der bereits vorgegebenen Darstellungsart zeichnerisch fortführen? Diese Fragestellung führte Wöbcke zum Bauamt, ins Kreishaus in Johannisburg. Da jede Stadt verwaltet werden muß, müssen auch dort Planungskarten vorliegen. Aus einem seiner vorherigen Besuche wußte er, daß kein alter Plan zur Stadt vorhanden war, aber es gab eine Karte im Maßstab 1 : 5000, welche die heutige Bebauung zeigt. Mit dieser Karte ist es ihm gelungen, das gesamte Stadtgebiet zu erfassen. Dabei wurde nur die vorhandene Bebauung aus den Jahren 1944 / 45 übernommen. Mit Hilfe der Feldvergleiche Juni 2004 und Mai 2005 hat er versucht, die alte deutsche Bebauung aus diesem Plan der heutigen Verwaltung herauszufiltern und sie mit den Informationen aus der topographischen Karte 1 : 25000 zu ergänzen.

Die Herkunft der polnischen Karte 1 : 5000 in schwarz / weiß wird mit Bialystok angegeben. Aus dieser Karte wurden die benötigten Kartenelemente eingescannt und an den bisherigen Plan angefügt. Da der Stadtplan aus zwölf Teilen zusammengesetzt wurde, hat Wöbcke auf eine genaue Maßstabsangabe verzichtet. Die Verzerrungen sind durch das Aneinanderfügen zu groß und ein Abgreifen von Entfernungen würde nur zu falschen Aussagen führen. Die Maßstabsangabe von 1 : 3700, das heißt ein Zentimeter in der Karte sind 37 Meter in der Natur, ist nur bedingt gegeben.

Parallel zu den Informationen zum Stadtplan entsteht ein Nachweis der einzelnen Straßen. Wöbcke hat die Johannisburger gebeten, ihr Elternhaus oder die Gebäude ihrer Wohnungen in den Einzeldarstellungen der Straßen zu kennzeichnen. Als weiteres wurden ihm die Namen genannt, welche die Gebäude mit Leben erfüllten. Auf diese Weise konnte er in fast jeder Straße Schwerpunkte von Informationen schaffen, die, unabhängig von der Hausnummer, die richtige Lage der Gebäude kennzeichnen. Dieser Einzelnachweis der Straßen wird nun mit dem Einwohnerverzeichnis vereinigt, und es entsteht ein Buch mit den Spuren der Vorfahren in Johannisburg.

Dieser Plan erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Trotzdem wurden viele Informationen zusammengetragen und gegenseitig geprüft, so daß ein hoher Grad an Glaubwürdigkeit erreicht werden konnte. Für diese Glaubwürdigkeit stehen die Informationen aus erster Hand, die Zeitzeugen, die mit rund 20 Jahren ihre Heimat verlassen mußten und heute zu dieser Arbeit beigetragen haben.

Mit Neugier hat Wöbcke die Arbeit am Plan der Kreisstadt Johannisburg in Ostpreußen am Anfang des Jahres 2004 aufgenommen. Als er dann die Hilfe der Johannisburger benötigte, wurde er von ihrer Begeisterung mitgetragen. Sie zeigten ihre Freude über den Plan, und ihre Kindheitserinnerungen sprudelten sowie die Dankbarkeit, den Plan noch erleben zu dürfen. Für Wöbcke war das eine Bestätigung. Er wußte, der Plan mußte jetzt entstehen, danach wäre so vieles an Informationen verlorengegangen. Es ist ein Anfang geschaffen, ein Blick ins Zeitfenster 1944 / 45 der Stadt Johannisburg, ein Plan, der als Grundlage für viele Forschungen dienen kann, aufbauend auf den Informationen der Zeitzeugen. Die gemeinsame Arbeit wird die Menschen erfreuen, die Wurzeln in Ostpreußen haben.

Über die Vertriebenen hinaus ist der Plan am Scheideweg der Geschichte 1944 / 45 auch für jene Menschen gedacht, die heute in Johannisburg leben und die Stadt ihre Heimat nennen. Auch diese Menschen haben Fragen – vielleicht finden sie Antworten in dieser Arbeit. (U. W.)

Das Buch im A4-Format mit einem Umfang von rund 250 Seiten beinhaltet das Bestandsverzeichnis (nach Straßen und Hausnummern) mit vergrößerten farbigen graphischen Auszügen aus dem Stadtplan im Format von ungefähr 98 mal 84,1 Zentimeter als Farbdruck (in einer Stecktasche auf der dritten Umschlagseite) sowie ein rekonstruiertes Einwohnerverzeichnis (nach Namen, Vornamen und, soweit bekannt, nach Familien geordnet). Der Preis beträgt 19,50 Euro zuzüglich Porto und Verpackungskosten. Der Stadtplan ist auch einzeln erhältlich. Der Preis beträgt 4,50 Euro zuzüglich Porto und Verpackungskosten. Dieser Plan ist für die interessierten Menschen auf dem Kreistreffen der Johannisburger am kommenden Sonntag, dem 3. September, in Dortmund zu erhalten oder kann schriftlich bei unten stehender Anschrift bestellt werden. Das Buch mit „Bestands- und Einwohnerverzeichnis der Stadt Johannisburg / Ostpr. 1944 / 1945 und früher“ konnte entgegen der Planung nicht bis zum Kreistreffen fertiggestellt werden, da Ulf Wöbcke nach der Ankündigung im diesjährigen Heimatbrief sehr umfangreiche Zeitzeugen-Informationen erreichten, die in das Buch noch aufgenommen werden müssen. Der Fertigstellungstermin des Buches verschiebt sich daher voraussichtlich auf das Frühjahr 2007. Bestellungen für den Plan oder Vorbestellungen für das Buch schriftlich an: Kreisgemeinschaft Johannisburg e. V., c / o Werner Schuka, Alte Poststr. 37, D-32429 Minden. Die E-Mail-Adresse lautet: W.Schuka@Kreis-Johannisburg.de .


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