26.04.2024

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09.09.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. September 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied, Liebe Familienfreunde,

es sind viele Erfolge zu verzeichnen, große, größere und kleine, so daß ich auf unserm Seminar "Die Ostpreußische Familie", das vom 15. bis 17. September im Ostheim in Bad Pyrmont stattfindet, eine erfreuliche Bilanz ziehen kann. Ich muß noch einmal auf dieses "Familientreffen" hinweisen, denn wie ich feststellen mußte, haben viele Leserinnen und Leser die erfolgten Bekanntgaben nicht bemerkt, weil sie im Urlaub waren. Leider können auch einige unserer Getreuesten nicht teilnehmen, weil zu dieser Zeit viele Heimattreffen stattfinden. Das ist schade, denn es wird diesmal ein sehr informatives Seminar werden, das ganz auf das Aufgabengebiet unserer Ostpreußischen Familie zugeschnitten ist und sich mit Suchfragen und Ahnenforschung beschäftigen wird. Auf einem "Spinnstubenabend" soll es dann ganz heimatlich zugehen, so wie er einmal tohuus war, mit spannenden Geschichten und alten Spinnstubenliedern, die sich ja in unserer Heimat am längsten gehalten haben. Wer sich noch schnell entscheiden kann und will, wende sich an das Ostheim - Jugendbildungs- und Tagungsstätte, Parkstraße 14 in 32812 Bad Pyrmont, Telefon (0 52 81) 93 61-0, Fax (0 52 81) 9 36 11!

Wenn ich Erfolge melden kann, dann freue ich mich natürlich sehr. Wenn, ja, wenn ... leider bekomme ich nicht immer Rückmeldungen. Es geht ja nicht darum, daß ich mich aufgrund von erfreulichen Ergebnissen "pörschen" will, sondern ich möchte doch unsere ganze große Familie daran teilhaben lassen. Aber nicht immer will ich monieren, ich bin schließlich keine "Meckertante", und so kommt mir der Brief meines Landsmannes und langjährigen Heimatfreundes Heinzgeorg Neumann aus Lüneburg gerade recht. Der Vizepräsident des Verwaltungsgerichtes a. D. schreibt nämlich: "Nach wie vor ist mein erster Blick in Ihre Rubrik. Mir kam der Gedanke, daß Suchende Ihnen nicht das Ergebnis mitgeteilt haben. Ich bringe Ihnen daher einige Fälle, die vielleicht interessieren können!" Sie tun es, lieber Herr Neumann, und ich danke Ihnen sehr, auch für Ihre tatkräftige Hilfe, die aus Ihren Angaben ersichtlich ist. Tatsächlich habe ich von einigen Entwicklungen keine Kenntnis erhalten, und so will ich drei von Ihnen angegebene Fälle weitergeben, wie Sie diese schildern:

"Eine Dame suchte die Anschrift ihres früheren Freundes, Vater ihrer Tochter. Da dieser dem Adel angehörte, wies ich sie auf die ,Genealogischen Handbücher des Adels' hin, einzusehen in allen großen Büchereien. An Hand des damaligen militärischen Dienstgrades könne sie zweifelsfrei den Gesuchten finden. Die Suche hatte Erfolg!" Kurz und lapidar ist dieser letzte Satz, aber was könnte er beinhalten! Der zweite Fall: "Eine Dame suchte das Dorf eines Revierförsters in Ostpreußen. Anhand einer Veröffentlichung von Heyden, Eschment, Schulze ,Wald- und Forstwirtschaft in Ostpreußen - von der Frühzeit bis zum Jahre 1939', erschienen 1994 in der Schriftenreihe ,Aus dem Walde' der Niedersächsischen Landesforstverwaltung, konnte ich ihr die damalige Ortschaft mitteilen. Bei dem Dankgespräch bat sie um eine Anschrift für die neben ihr stehende Freundin, was ich sofort erledigte." Und dann noch dieser Vorgang: "Ein promovierter deutscher Jude aus Nazareth bat um Angaben zu einer Person aus Lyck, die im Soldatenverhältnis stand. Ich konnte ihm Archive nennen - er bedankte sich fernmündlich. In einem langen Gespräch teilte er mir mit, daß er die Unterlagen für in Nazareth begrabene Flieger aus dem Ersten Weltkrieg benötige. Ein deutscher Verlag habe seine Arbeit schon angenommen. Er hatte ganz vorzügliche geschichtliche Kenntnisse. Seit 1944 habe ich nicht mehr ein so langes Auslandsgespräch geführt! In all den Fällen bat ich die Betreffenden, Ihnen das Ergebnis mitzuteilen." Im letzten Fall ist dies auch geschehen, und ich könnte diesen großartigen Erfolg, der auch auf weiteren Informationen aus unserm Leserkreis beruhte, weitergeben. Jedenfalls freue ich mich, daß Sie, lieber Herr Neumann, eine Nachricht mit Dank verbunden erhielten. Ich hoffe, daß es Sie beflügelt, auch weiterhin so intensiv - und erfolgreich - mit Ihren Kenntnissen und Eingebungen unsere Ostpreußische Familie zu unterstützen.

In diesem Sinne freue ich mich auch über das lange Schreiben von Frau Brigitta Lehmitz aus Ratzeburg, obgleich er wieder einmal den Wermutstropfen "zu spät" enthält. Frau Lehmitz suchte das Flüchtlingsmädchen Christel Baltrusch, das in Poggensee (Schleswig-Holstein) gelandet war und auf dem elterlichen Bauernhof von Frau Lehmitz in Mannhagen gearbeitet hatte. Die damals kleine Brigitta hatte Christel so lieb gewonnen, daß sie den Abschied von der 20jährigen lange nicht verschmerzen und sie bis heute nicht vergessen konnte. Unsere erste Veröffentlichung im Februar hatte keinen Erfolg, was auch verständlich erschien, da weder Christels - vermutlich ostpreußischer - Heimatort noch ihr neuer Wohnsitz und eventuell durch Heirat geänderter Nachname bekannt waren. Dann erbrachte der zweite Aufruf im Juni doch einen Erfolg: Er wurde gelesen. Von Christels ehemaliger Schulfreundin Toni, die diese gesucht hatte, als sie aus dänischer Internierung nach Westdeutschland kam, und auch gefunden hatte. Sie setzte sich mit Christels Schwester Wally in Verbindung, die sofort Frau Lehmitz anrief. Jetzt muß ich diese sprechen lassen: "Ich kann gar nicht beschreiben, wie ich mich fühlte. Während Wally mit mir sprach, ging es durch meinen Kopf: Christel ruft nicht selber an, warum? Lebt sie nicht mehr, oder will Wally nur die Verbindung zu ihr herstellen? Bitte, laß es so sein! - Doch Wally sprach aus, was ich nicht hören wollte: Christel ist vor 21 Jahren an Krebs verstorben. Ich kam also zu spät, das war bitter." Immerhin hat Frau Lehmitz durch Christels Schwester viel über die Gesuchte erfahren, so, daß sie einen aus Pommern Vertriebenen geheiratet und zwei Töchter bekommen hat. Und noch eine Episode aus Christels Leben bewegt Frau Lehmitz sehr: Christel Baltrusch hat ihre Familie und das Leben ihrer Schulfreundin Toni gerettet. Sie standen bereits auf der Passagierliste der "Gustloff". Auf der Suche nach Eßbarem war Christel aber an Land geblieben. Als das Schiff ablegen wollte, war Christel noch nicht zurück. Ohne sie wollten die andern nicht an Bord - das hat allen das Leben gerettet. Sie kamen dann auf einem Kohlendampfer heraus. Wenn Wally nun in Erinnerung an jene schweren Zeiten noch einmal Poggensee besuchen sollte, findet sie einen Anlaufpunkt bei Frau Lehmitz in Ratzeburg. So knüpft unsere Ostpreußische Familie neue Verbindungen über die Zeitläufte mit ihren Schicksalen hinweg.

Aber ich möchte auch denjenigen danken, deren Wünsche wir veröffentlichten, die aber leider keine Erfolge erbrachten - und die dennoch nette Worte für unsere Bemühungen finden. Wie Hildegard und Gertrud Klatt, deren jüngste Schwester Charlotte Klatt seit Ende 1945 in Königsberg vermißt wird und deren Schicksal wahrscheinlich ungeklärt bleibt. Die Schwestern haben zwar einige Anrufe erhalten, aber niemand konnte etwas Konkretes sagen. Es gibt so viele Schicksale, die gerade in jener grausamen Zeit versickern. Wie das der Herta Hildebrand aus Königsberg, die von ihrem damaligen Bekannten Heinrich Pauli gesucht wurde - vergeblich! Oder das von Maria Werner geb. Hahn und ihrer Tochter Edith - gesucht von Waltraud Will, für die es unverständlich ist, daß "niemand aus unserer großen Leserschar" die in Königsberg lebenden Frauen gekannt hat. Die Eltern von Maria Werner - Johanna und August Hahn, beide verstorben 1945 - wohnten in Wesselshöfen, Krs. Heilsberg. Sie hatten viele Kinder, einige verstarben früh, genannt werden Hermann, August, Otto, Berta, Johanne (Schwiegermutter von Frau Will) und eben Maria. Es gibt anscheinend keine Urkunden - die werden dringend gebraucht -, aber selbst das Standesamt 1 in Berlin mußte passen. Zwar haben nach unserer Suchaktion einige Wesselshöfer bei Frau Will angerufen, doch die Gesuchten waren ihnen unbekannt. Es bleiben eben viele Rätsel ungelöst.

Warten müssen wir auf die Zuschriften, die zu dem Thema "Bernsteinmanufaktur" gekommen sind - das war mein Bericht über deren letzten Direktor, "Papa Rasch", und seinen Nachlaß, aus dem die Landsmannschaft Ostpreußen einige wertvolle Artefakte erworben hat - und die so reiz- wie liebevolle Erinnerungen beinhalten, daß ich sie gesondert behandeln will. Mein Dank gilt vorerst dem Sohn Peter des Ehepaares Rasch, und seinen mich sehr berührenden Dankesworten, sowie Gisela Engelhardt und Irmgard Stoschek, deren Erinnerungen das Thema "Bernstein" noch einmal beleuchten werden und ganz besonders Christine Schober für das "Bernsteinpäckchen", mit dem sie mich überraschte.

Überraschen kann ich vielleicht jemanden mit einigen Ansichtskarten, die ich zugesandt bekam - ein herzliches Dankeschön geht nach Lohfelden und Mönchengladbach! -, weil sie für Familien-und Ortschroniken wichtig sein könnten. Es handelt sich um Aufnahmen von Walterkehmen, Perkallen, vom Gasthaus Schneidereit in Gr. Rominten, vom Kurhaus Kl. Schwentischken und Fotos aus Barten ( Haus am Markt unter anderem). Soviel für heute.

Eure

Ruth Geede


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