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16.09.06 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / 16. September 2006

Leserforum

Nicht mutig, nicht wahrhaftig, aber verzeihbar
Betr.: "Erzwungene Wege zu sich selbst" (Nr. 33)

Diese Ausstellung ist nicht wahrhaftig, sie ist nicht mutig, weil ihre Macher aus verständlichen und verzeihbaren Gründen es nicht wagten, die ganze schreckliche Wahrheit der an Deutschen begangenen Verbrechen zu zeigen.

Die Bataillone der Political Correctness, der Selbsthasser und Gutmenschen sind zu stark, da müssen Frau Steinbach und ihre Helfer schon kleine Brötchen backen und ihr eigentliches Anliegen gut verpacken, damit sie nicht vom Zorn ihrer Feinde hinweggefegt werden.

Material über schrecklichste Untaten an Deutschen, die zu lesen ein Mensch nicht ertragen kann, gibt es in den Archiven mehr als genug. Würden sie in den Medien veröffentlicht, würde ein Sturm durch unser Land wehen, dem die heute noch zu mächtigen Fälscher und Verschweiger nicht gewachsen wären.

In österreichischen Zeitungen ("Kleine Zeitung") wurden vor vielen Jahren in mehreren Folgen die von Tschechen und Sowjets an Deutschen begangenen Untaten beschrieben.

Es gab sie sogar in Form eines schmalen Büchleins, das ich kurz einsehen durfte, aber nicht in allen seinen Schilderungen zu lesen vermochte. Es war zu furchtbar. Leider ging es verloren.

Natürlich wollen wir mit unseren Nachbarn in Frieden leben, zumal die Verbrechen Geschichte sind. Aber dürfen nicht auch wir Deutschen wissen, was Deutschen einst angetan worden ist? Hat man Angst vor dem Entsetzen? 

Bodo Allemann, Kiel

 

Königsberg ist tot
Betr.: Leserbrief: "Königsberg: Die Stadt hat ihr deutsches Gesicht verloren" (Nr. 31)

Sehr geehrte Redaktion, wir waren im Mai 2006 in Königsberg (Mutter ist dort geboren) auf Spurensuche und ich muß sagen, Königsberg ist tot. Die Menschen dort leben eine Art Subkultur und dort, wo wir gewohnt haben, nicht weit vom Brandenburger Tor, war es einfach nur überteuert und bescheiden schön. Der Stundenlohn für einen Stadtbummel betrug 5 Euro und wenn Sie dann mal nach Rauschen wollten, zahlte man 16 Euro pro Stunde, toll was? Zu finden gibt es unsere Unterkunft unter www.ostsicht.de. Man sollte sich aber lieber ein tolles Zimmer im "Hotel Kaliningrad" besorgen und den Urlaub dort verbringen.

Karsten-Siegfried Voß, Berlin

 

Polnisches Theater
Betr.: "Tauziehen um die ,Gustloff'-Glocke" (Nr. 34)

Die Gustloff-Glocke gehört nach Deutschland und in die Ausstellung der Vertriebenen, weil es ja Deutsche waren, die mit der Versenkung der Gustloff ihr Leben verloren haben.

Das polnisch-nationalistische Theater um diese dem eigentlichen Anliegen der Vertreibungen gegenüber eher schwachen Ausstellung beruht für mich auf der Verdrängung eigener Schuld, die sich ja nicht nur auf die Vertreibung und auf die Gewalttaten und Morde an den Vertriebenen bezieht, sondern auch die Rolle der Politik Polens vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs umfaßt. Und auch die hatte sehr dunkle Flecken.

Beschämend finde ich das "Sich-tot-Stellen" der Bundesregierung gegenüber den polnischen Geschichtsfälschungen. Wenn Frau Merkel die Ausstellung nur verteidigt, ist das zu wenig. Verteidigung hat diese Ausstellung nicht nötig.

Walter Kaltenbeck, Berlin

 

Vorauszusehen
Betr.: "Tauziehen um die ,Gustloff'-Glocke" (Nr. 34)

Für die Ausstellung "Erzwungene Wege - Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts", die in Berlin gezeigt wird, kann man nur dankbar sein.

Ich hoffe sehr, daß die Präsidentin des "Bundes der Vertriebenen" weitere Ausstellungen folgen läßt. Daß die polnische Regierung dagegen protestiert, daß man ihre Schandtaten aufdeckt, war vorauszusehen.

Trotzdem ist es höchste Zeit, daß über dieses große Leid berichtet wird.

Marie-Luise von Weitzel, Neukeferloh

 

Wer weiß mehr über die Toten von Saalow?
Betr.: Gräberfeld in Saalow bei Zossen

Vor rund zwei Jahren suchte ich bei einer Fahrt an die Oder meinen ehemaligen Standort als Soldat - San. Ers. Abt. der Lw. - in Saalow auf. Dabei stieß ich auf ein vom VDK mitgestaltetes "Gräberfeld", auf dem 331 Wehrmachtsangehörige und 702 Flüchtlinge bestattet sind. Weitere Hinweise auf die Umstände dieser Gedenkstätte fehlen. Beim Durchgehen der Grabsteine fiel mir auf, daß die Soldaten alle innerhalb von drei Monaten nach Kriegsschluß 1945 zu Tode gekommen waren. Die auf der linken Seite ruhenden 702 Flüchtlinge wiesen als Todesdaten die Zeit vom Mai 1945 bis 1951 auf. Die Zahl von über 1000 Nachkriegstoten machte mich stutzig und mißtrauisch.

Alle meine Bemühungen bei zahlreichen Dienstsstellen konnten hinsichtlich der Kernfrage, ob hier aktive oder passive Gewalt - und wenn ja, von wem - die Ursache der vielen Toten gewesen sei, keinerlei Klärung bringen. Das ehemalige Lager der San. Ers. Abt. der Luftwaffe wurde zum Kriegsende Lazarett für Verwundete der Schlacht bei Halbe und später - der Zeitpunkt ist mir nicht bekannt - Umsiedlerkrankenhaus.

Als nahezu letzte Möglichkeit der Klärung wende ich mich an die Leser der PAZ, um eventuell von Zeitzeugen in Saalow oder von Angehörigen der Toten Näheres zu erfahren. Was war die Ursache, daß in Saalow mit Kriegsschluß monatlich rund zehn Soldaten und zwölf Flüchtlinge zu Tode kamen? Wer hatte die Verantwortung für das Luftwaffenlazarett und später für die Aussiedlerlager? Wie waren hier die Zustände?

Alle Mitteilungen erbitte ich unter meinem Namen an die PAZ. Auf Wunsch sichere ich allen Informanten absolute Vertraulichkeit zu. 

Dr. Richard Schute, Gersfeld

 

Endlich eigene Meinung bilden
Betr.: "Der Balken im eigenen Auge" (Nr. 33)

Was doch ein ausgeprägtes Profilierungsbedürfnis einzelner Leute so alles zustande bringen kann, insbesondere dann, wenn es gelingt, zur rechten Zeit und am rechten Ort in den Vordergrund zu treten! Günter Grass hat es.

Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass beherrscht auch das Timing; er wurde einer der führenden geistigen Väter der Nachkriegszeit. Nun sind viele enttäuscht, nachdem sie das System mit seinen kulissenhaften Dogmen durchschaut haben.

Die Frustrierten sollten sich lieber darüber freuen, daß sie zu vernünftigen Einsichten gekommen sind, Günter Grass eben Günter Grass sein lassen und sich nunmehr eine eigene Meinung bilden können.

Werner Freihold, Köln

 

Grass bleibt weiter ihr Idol
Betr.: "Opfer seiner eigenen Maßstäbe" (Nr. 34)

Gestern las ich, daß der Berliner Bürgermeister Wowereit Grass um Unterstützung in seinem Wahlkampf gebeten hat. Absolution ist erteilt, das Verschweigen einer kurzen Epoche seines Lebens läßt seine Verdienste um die deutsche Linke nicht verblassen. Er ist einer der ihren und wird es bleiben.

Für mich war er nie ein Idol, nur ein mir sehr unsympathischer Blechtrommler. Wie viel Blech hat er doch von sich gegeben, Blech, das in der öffentlichen, meist schriftlichen Diskussion um das Verschweigen seiner kurzen Soldatenzeit auch in Mengen produziert worden ist.

Besonders, wenn die Diskussion sich auf die Waffen-SS bezog und auf die vielen jungen Deutschen und Europäer, die in ihren Reihen kämpften und einer inneren Haltung folgten, die heute weitaus unbekannt und fremd geworden ist.

Dem Zeitzeugen wird einmal mehr deutlich, wie wenig man heute über diese jungen Deutschen weiß, denen man den Sammelbegriff SS überstülpte und sie damit zu Unpersonen machte. Heute produzieren Schreibtischtäter Berge von Müll über diese Soldaten, statt sich einmal die Mühe zu machen, sich um ihre Umwelt, ihr Wissen, ihre emotionale Anrührung und auch um ihre oft unglaubliche Tapferkeit Gedanken zu machen und Ursachen zu suchen.

Sie kämpften und starben für Deutschland und einen "Führer", an den sie glaubten. Das ist ihnen nicht vorzuwerfen.

Arthur Eckrieder, Leverkusen

 

Nichts gelernt
Betr.: "Der Balken im eigenen Auge" (Nr. 33)

Daß Günter Grass zu seiner Waffen-SS-Zugehörigkeit solange geschwiegen hat, ist zum Teil wegen des immer sofort einsetzenden Geheuls, wenn nur irgendetwas im Zusammenhang mit den damaligen Zuständigkeiten bekannt wird, verständlich.

Nicht zu verstehen ist allerdings sein Verhalten während der ganzen zurückliegenden Jahre. Das betrifft zum Beispiel auch den Besuch auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg, wo seine Alterskameraden liegen und die nicht das Glück hatten, das Inferno zu überleben.

Es ist sehr leicht, so hat es Papst Benedikt ausgedrückt, aus heutiger Sicht ein Urteil zu fällen. Gegenwart und Zurückblick sind jedoch zweierlei Schuhe. Der erlebte Krieg war furchtbar für alle, die ihn durchstehen mußten.

Ich bin einige Jahre jünger als mein Mann und habe als Kind diese Schrecknisse erlebt und deshalb meine Erlebnisse in dem Buch "Kohlenpottkind", für die Nachwelt festgehalten. Es ist überhaupt nicht zu begreifen, daß die Menschen nicht gescheit werden und fortgesetzt entsetzliche Kriege vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum heutigen Tage stattfinden.

Christel Gudat, Oberhausen

 

Weihekandidat verspricht Treue und Ehelosigkeit
Betr. "Mein Papa ist Priester" (Nr. 27)

Katholische Priester bereiten sich sieben Jahre lang auf ihre Weihe vor. Völlig frei entscheiden sie, ob sie "um Christi willen" und um den ihnen anvertrauten Gläubigen ungeteilt dienen zu können, ihrem Bischof die Ehelosigkeit versprechen!

Gerade in den Zeiten der nationalsozialistischen und der kommunistischen Kirchenverfolgung haben die katholischen Priester, die sich nicht um Frau und Kinder sorgen mußten, immer wieder den Mut zum Widerstand, ja zum Martyrium aufgebracht. Allein im KZ Dachau litten fast 3000 Priester, von denen viele umkamen.

Wenn ein Christ und eine Christin heiraten, versprechen sie einander die Treue "in guten und in schlechten Tagen, bis daß der Tod uns scheidet". So verspricht auch der Weihekandidat nach gründlicher Vorbereitung und reiflicher Überlegung Christus und seiner Kirche Treue, Gehorsam und die Ehelosigkeit um des Reiches Gottes willen. Nur wenige brechen ihr Wort später aus menschlicher Schwäche. Für ihr Fehlverhalten tragen sie die Verantwortung vor Gott. Die Formulierung in ihrem Artikel (und wohl sinngemäß auch im besprochenen Buch) (sie werden) "häufig mit Schimpf und Schande aus der katholischen Kirche gejagt" ist falsch. Auch für sie gilt die Lehre der katholischen Kirche: "Die Sünden hassen, aber die Sünder lieben." Viele werden von ihrem Amt entbunden und gehen eine gültige Ehe ein. Andere leben in der Sünde. Wieder andere trennen sich selbst von der Kirche. Diese muß in der ihr von Christus gegebenen Vollmacht (Mt. 18,19) nach den Besonderheiten des einzelnen Falles entscheiden.

Der Artikel - und dementsprechend wohl auch das Buch - zeichnet ein verzerrtes und nicht der Wirklichkeit entsprechendes Bild.

Ludwig Klock, Langenlonsheim

 

Bundesverdienstkreuz für Arne Gammelgaard
Betr.: Flüchtlinge in Dänemark

Mit Freude sah ich in der Ausgabe Nr. 33 als "Buch der Woche" das neueste Buch des dänischen Schriftstellers Arne Gammelgaard "Auf Führerbefehl in Dänemark". Sein früheres Buch "Treibholz" sowie das Buch "Menschen hinter Stacheldraht" von L. G. Ipsen (†) werden auch wieder angeboten.

Vor mehreren Wochen erfuhr ich telefonisch vom PMD, daß diese drei Bücher dort im Internet-Shop geführt werden. Eine Bekannte machte mir entsprechende Ausdrucke. Dem PMD gab ich damals telefonisch die Anregung, diese Bücher zusätzlich auf der allgemeinen Bücherseite abzubilden, denn sie sind sicher vor allem für Senioren von Interesse, aber diese Gruppe hat meistens kein Internet (sowie ich, 71 Jahre alt).

Der Herr vom PMD wollte meine Anregung weitergeben und hat es also mit Erfolg getan!

Mit Herrn Gammelgaard bin ich gut bekannt. Ich rief ihn sofort an und sagte, sein neuestes Buch sei jetzt in der PAZ Nr. 33 "Buch der Woche". Darüber freute er sich sehr! Er erhält noch eine Fotokopie von Seite 23. Fotokopien der oben erwähnten Ausdrucke aus dem Internet hatte ich ihm schon gesandt. Herr Gammelgaard war schon verzagt gewesen und dachte, seine Bücher seien bei der PAZ "auf dem Abstellgleis gelandet".

Im Einvernehmen mit Herrn Gammelgaard möchte ich Ihnen nun mitteilen, daß er am 9. August mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde. Der deutsche Botschafter in Kopenhagen überreichte Herrn Gammelgaard diese Auszeichnung in seiner Residenz in Kopenhagen-Hellerup im Rahmen einer Feierstunde! Der Ansprache des Botschafters hat Herr Gammelgaard entnommen, daß hiermit seine genauen und engagierten Bemühungen gewürdigt werden, mit denen er lange Jahre das Schicksal von deutschen Flüchtlingen in Dänemark, von 1945 bis 1949, aufgeklärt und beschrieben hat.

Herr Gammelgaard schrieb ja hierzu drei Bücher: "Ungeladene Gäste", "Treibholz" und zuletzt "Auf Führerbefehl in Dänemark"; wobei "Ungeladene Gäste" leider nicht mehr im Handel ist.

Ruth Henke, Kiel

 

Dali über Breker
Betr.: "Aufsehen durch NS-Stigma" (Nr. 34)

Den Damen und Herren der Künstlerszene ein Wort des Alt-Meisters Salvador Dali: "Gott schuf das Schöne - Breker war sein Prophet". 

Helmut Kraemulat, Solingen

 

Linke Narren
Betr.: "Schwarz-Rot-Gold in Flammen" (Nr. 30)

Wie es scheint, handelt es sich bei der sächsischen PDS-Landtagsabgeordneten Julia Bonk um eine bedauernswerte 20jährige Närrin, die andere Narren indirekt dazu animiert hat, Deutschlandfahnen auf öffentlichen Plätzen in "stinkenden Rauch" zu verwandeln.

Es ist schon verwunderlich, daß die linken Narren, von denen jeder bei passender Gelegenheit den "Natur- und Umweltschützer" spielt, sich nicht genieren, die Umwelt mit stinkendem Rauch zu verpesten.

Warum zeigt die keiner wegen Umweltverschmutzung an?

Manfred Bremhorst, Remscheid

 

Istrien vergessen
Betr.: "Der feste Kern Europas" (Nr. 31)

Bei dem Artikel halte ich es für erforderlich, den Werdegang Istriens als ehemaligen Teil des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" und heutigen Bestandteil Kroatiens zu erwähnen. 

Markus Tittel, Jena

 

Uno ist Weichkäse
Betr.: "Im Stich gelassen" (Nr. 32)

Wer den Sicherheitsrat wirken sieht, der kann von den Vereinten Nationen kaum mehr erwarten. Der Interessen sind zu viele. Bringt man sie unter einen Hut, kommt nur Weichkäse heraus. Wer sich auf die Vereinten Nationen verläßt, der dürfte darum auch in der Regel verlassen sein. Israel muß darum sehr aufpassen, damit die Vereinten Nationen der Hisbollah und den hinter ihr stehenden Staaten eine Zeit zum Wiederaufrüsten lassen. Was wir Deutschen dabei tun sollen und können, ist mir schleierhaft.

Bettina Peters, Bremen

 

Hausarrest für "Tyske Swin" - Ohne Schulabschluß aufgeschmissen
Betr.: Leserbriefe "Ohne Hilfe der Dänen wäre ich tot" (Nr. 19, Nr. 23, Nr. 28, Nr. 31)

Unser Dank gebührt unseren Soldaten zu Lande und zu Wasser, den Handelsschiff-Kapitänen mit ihren deutschen und nichtdeutschen Matrosen. Den Dänen haben wir nicht zu danken, denn die junge Bundesrepublik mußte mit knapper, neuer D-Mark an Dänemark Entschädigung bezahlen für den Aufenthalt der Flüchtlinge.

Am 8. Februar 1945 beschoß die Rote Armee meinen Heimatort Kuschen bei Zinten. Wir mußten unseren Bauernhof mit allem Vieh und Inventar stehen lassen und fliehen. Ich habe mit zwölf Jahren den Heiligenbeiler Kessel, Haffeis, Nehrung und die Weichselwiesen durchlitten. Am 15. April kam unser Schiff voller Elend auf Kopenhagen Reede an. Wir sollen 7000 gewesen sein. Am 20. April kamen wir in Ryomgard an. Deutsche Schwestern und Flüchtlingsbetreuer nahmen uns in Empfang, brachten uns zum Bethaus, kochten uns einen Kessel Suppe und gaben uns etwas dänisches Taschengeld. Wir sollten aber nur in Gruppen in die Stadt gehen. Noch in der Nacht starb Frau Littel und hinterließ einen blassen, kränklichen Jungen.

Nach Tagen der Erholung getrauten wir uns, in die Stadt zu gehen. Die Stadt lag im tiefsten Frieden, man konnte fast alles ohne Marken kaufen. Doch Partisanen - sie nannten sich Freiheitskämpfer - überfielen am Tag Deutsche und deutschfreundliche Dänen. Ab 5. Mai verloren wir unsere Freiheit. Freiheitskämpfer pferchten uns in der verrotteten Zichoriefabrik zusammen, befreiten uns von geretteten Wertsachen und den letzten Kronen und gaben den "Tyske Swin" Hausarrest.

Verheerend war der Schaden, der Kindern und Jugendlichen zugefügt wurde. Das Lagerschulwesen - soweit überhaupt vorhanden - verdiente den Namen Schule nicht: Keine Räume oder Räume ohne Heizung, Lehrer ohne Ausbildung und Lehrmittelausstattung; Schüler ohne Bücher, Papier und Bleistift. Es gab keine Schulabschlüsse, Volksschule, Mittlere Reife, Abitur. Von dänischen Schulen kam keine Hilfe, den Bildungsnotstand zu bessern. Es gab keine Lehrwerkstätten oder sonstige berufliche Bildung. Viele junge Menschen wurden durch zwei bis drei Jahre Freiheitsberaubung nachhaltig für ihr späteres Berufsleben geschädigt. Dazu Unterentwicklung durch Nahrungsmangel, traumatische Fluchterlebnisse, den Sinn für das Normale verloren.

Im August 1947 wurden wir in einem sehr entlegenen Ort in Mittelfranken auf einem Bauernhof abgesetzt. Der Besitzer ließ uns erst nach Erscheinen des Bürgermeisters ins Haus. Nun hatte das Lagerleben ein Ende. Ich war fast 15 Jahre alt, unterernährt, unterentwickelt und hatte keinerlei Schulabschluß. Aus meinem linken Ohr tropfte Eiter; ein Andenken an die Flucht, das in dänischer Gefangenschaft nicht behandelt wurde. Für einen Teller Brotsuppe und eine Vesper (Scheibe Brot mit Speck) täglich hütete ich monatelang die zahlreichen Kühe unseres böswilligen Bauern. Mir fehlten drei wichtige Schuljahre. "Ja, ja, in Dänemark war es schlimm, aber bei den Russen war es viel schlimmer", hört man einige Landsleute sagen. Kann man Schlimmes mit noch viel Schlimmerem freisprechen?

Die fehlenden Schulabschlüsse haben mir - auch vielen anderen Kriegskindern - im späteren Berufsleben bittere Nachteile eingetragen - besonders im öffentlichen Dienst. Dänemark danken - wofür? 

Erich Volkmann, Sindelfingen

 

Kinder starben an Fluchtstrapazen
Betr.: Leserbriefe "Verstoß gegen die Genfer Konvention" (Nr. 23) und "Ohne die Hilfe der Dänen wäre ich tot" (Nr. 28)

Ich wollte gleich nach Erscheinen eines Leserbriefes in der Ausgabe Nr. 23 geantwortet haben, weil einiges meinen Widerspruch herausforderte, aber ich mußte alles erst einmal sich "setzen" lassen.

Wie kommt die Verfasserin dazu, zu sagen, daß die Dänen gegen die Genfer Konvention verstoßen hätten?

Ich bin den Dänen noch heute dafür dankbar, daß sie uns aufnahmen; sie wurden ja praktisch damals von der Deutschen Wehrmacht als Besatzungsmacht dazu gezwungen, und wir, meine Muter und ich, waren vor den Russen sicher.

Wir sind Anfang April aus Königsberg über Pillau mit der "Mars Bremen", die heute als Museumsschiff in Königsberg vor Anker liegt, nach Kopenhagen gekommen. Ich war damals 14 Jahre alt.

Nach Aufenthalt in zwei verschiedenen Schulen kamen wir dann in ein großes Lager - Kløbermarken - in dem dann zirka 16000 Menschen litten. Wenn die Essenszuteilungen auch nicht üppig ausfielen, mußten wir immerhin nicht hungern wie damals viele Menschen in Deutschland.

Es wurden Schulen ins Leben gerufen, (ich absolvierte sogar die vierte Obermittelklasse mit Zeugnis und Versetzung), kulturelles Leben bahnte sich an, und es wurde also viel von dänischer Seite für die Deutschen getan. Über Diebstahl von Wertsachen und Geld ist mir nichts bekannt. Den Brief von Herrn Zilian aus Lübeck kann ich nur gutheißen, sage ich doch auch, wie das kleine Land mit dem großen Problem fertiggeworden ist.

Daß viele Kleinkinder sterben mußten, ist sicher auch auf die vorausgegangenen Fluchtstrapazen zurückzuführen. Im August 1947 durften wir dann aufgrund einer Zuzugsgenehmigung nach Deutschland ausreisen und kamen nach einer vierwöchigen Odyssee in Freiheit an unserem Aufenthaltsort in der damaligen "SBZ" an.

Ursel Fritz, Reinbek

 

Es ist unangebracht, jetzt noch schmutzige Wäsche zu nässen
Betr.: Leserbrief "Ohne die Hilfe der Dänen wäre ich tot" (Nr. 28) und "Soldaten als Retter" (Nr. 31)

Es ist nachdenkenswert, wenn sich mit der erinnerungsreichen Flüchtlingssituation bezogen auf Dänemark nach Kriegsende 1945, neuerliche Leserbriefe in unserer Heimatzeitung befassen. Wenn sie rückbesinnend jedoch diffuse Zwecke verfolgen, halte ich die Veröffentlichung für verfehlt. 60 Jahre friedlichen Nebeneinanders mit dem integren Nachbarn Dänemark, aber im Rückblick auch auf das, was ich als ostpreußischer Flüchtling in vierjährigem dienstlichen Kontakt mit der dänischen Nachkriegsadministration (Luftvaernkontoret) bezüglich der Versorgung deutscher Flüchtlinge in Aalborg / Nordjytland erlebte, halte ich es für unangebracht, schmutzige Wäsche zu nässen und auf die Leine zu hängen. Man kommt doch nicht umhin, das chaotische Kriegsende insgesamt zu betrachten. Wo in Deutschland westwärts von Ostpreußen gab es damals im Großen und Ganzen ein sicheres Verharren unter Dach und Fach und sichergestellte Verpflegung? Zu Recht beklagten die einen, ein trostloses Lagerleben hinter Stacheldraht führen zu müssen, womöglich in größeren Räumen generationsübergreifend zu verbringen. Gewiß starben auch Kinder und Angehörige. Eigentlich war alles diametral zu einigermaßen normalen heimatlichen Lebensabläufen. Dennoch muß ich sagen, die dänische Bevölkerung hat meines Wissens niemals bekundet, disziplinlose unerwünschte Gäste in ihren Grenzen zu dulden.

Der von Friedrich Kurreck verfaßte Leserbrief (Nr. 38) hat mir gefallen, weil er eine Lanze für die Soldaten als Retter bricht und wohl auf einen Leserbrief zurückgreift, der in Nr. 28 die Überschrift hat: "Ohne die Hilfe der Dänen wäre ich tot." 

Erich Rutkowski, Bonn

 

Erstklassig!

 

Betr.: "Opfer seiner eigenen Maßstäbe" (Nr. 34)

Der Beitrag von Wilhelm von Gottberg über Günter Grass ist erstklassig. 

Peter P. Haase, Boca Raton, Florida, USA


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