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16.09.06 / Kämpfer der Extreme / Die Geschichte der geheimen Sondereinheiten in Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / 16. September 2006

Kämpfer der Extreme
Die Geschichte der geheimen Sondereinheiten in Deutschland

Alle modernen Armeen unterhalten Spezialeinheiten für besondere Aufgaben. In Deutschland war es im Zweiten Weltkrieg der "Sonderverband z. b. V. Brandenburg", später "Division Brandenburg", in der Bundesrepublik zunächst die "GSG 9", die zum Bundesgrenzschutz gehört, und seitdem die Bundeswehr im Ausland eingesetzt wird, das "Kommando Spezialkräfte KSK". Ein aufwendiger Bild- und Textband mit dem Titel "Geheime Krieger" gibt einen Überblick über das Entstehen und die Einsätze dieser abseits der Öffentlichkeit operierenden Einheiten. Es ist dem Verlag gelungen, zu jedem Kapitel die wohl kompetentesten Verfasser zu gewinnen. Darüber hinaus schrieb der Kommandant der Jägerschule und Infanteriechef des österreichischen Heeres, Brigadier Josef Paul Puntigam, die Einleitung.

Die Spezialverbände wurden und werden eingesetzt in besonders kritischen Situationen. So operieren Kommandotrupps - auch in Uniformen des Gegners - hinter den feindlichen Linien, um beim Gegner Verwirrung zu stiften, Sabotage durchzuführen, Nachrichten zu sammeln. Sie werden herangezogen, wenn es gilt, Zivilisten zu evakuieren.

Der letzte Kommandeur der "Division Brandenburg", Oberstleutnant a. D. Wilhelm Walther, berichtet über die Entstehung seiner Einheit. Man erfährt, daß bereits in der Anfangsphase des Zweiten Weltkrieges Sondereinheiten der Wehrmacht in Afghanistan eingesetzt waren, um militärische Sabotageoperationen vor allem gegen die in Indien stationierten britischen Truppen zu organisieren. Wie die beiden nachfolgenden Sondereinheiten bestand die "Division Brandenburg" ausschließlich aus Freiwilligen, darunter viele Auslandsdeutsche, die fremde Sprachen perfekt beherrschten und wohl auch einmal in sowjetischen Beutepanzern und in sowjetischen Uniformen hinter den feindlichen Linien an der Ostfront operierten.

Andere, die der englischen Sprache mächtig waren, kämpften unter anderem in den Reihen des "Afrikakorps" hinter der gegnerischen Front. (Rommel hatte diesen verdeckten Kampf zunächst als "unsoldatisch" abgelehnt, bis es einem englischen Kommando in deutschen Uniformen fast gelungen wäre, sein Hauptquartier auszuheben.)

Im Irak bemühten sich Kommandos der "Brandenburger", eine Arabische Brigade aufzustellen, die gegen die Engländer, die das Land 1941 überfallen hatten, kämpfen sollten. Nach der Umgliederung der "Brandenburger" in eine Panzergrenadierdivision kämpften sie im Rahmen des Panzerkorps "Großdeutschland" in Schlesien bis zum Ende gegen die Rote Armee. Über all das und noch mehr berichtet in dem Buch der letzte Kommandeur, Oberstleutnant a. D. Wilhelm Walther.

Die Bundesrepublik dachte zunächst nicht an die Aufstellung solcher Eliteverbände, bis Terroristen während der Olympischen Spiele 1972 Anschläge auf die israelische Mannschaft verübten und die Polizei dem nahezu hilflos gegenüber stand. Da beschloß die Bundesregierung die Schaffung der "GSG 9", die zum Bundesgrenzschutz gehörte. Legendär wurde deren Kommandeur, der General Ulrich K. Wegener, als es der "GSG 9" gelang, die von linksextremen Terroristen entführte Lufthansa-Maschine "Landshut" zu stürmen und die Geiseln zu befreien. Wegener schildert in dem Buch das Entstehen, die Aufgaben und die Einsätze der Kommandotruppe, die nach Auswertung der Erfahrungen der "Brandenburger" etabliert worden war.

Auch die später aufgestellte Bundeswehreinheit, das "Kommando Spezialkräfte", konnte nicht umhin, sich die "Brandenburger" zum Vorbild zu nehmen. Sie operierte (und operiert vermutlich noch) zusammen mit US-Kommandotruppen in Afghanistan. General Reinhard Günzel, den ein sozialdemokratischer Verteidigungsminister aus politischen Gründen als angeblich "verwirrt" entlassen hatte (Affäre Hohmann), schildert Aufbau und Aufgaben des "KSK", ohne daß man verständlicherweise etwas über konkrete Einsätze erfährt.

In allen drei Einheiten, die sich in einer Traditionslinie verstehen, finden sich freiwillige Soldaten, die nach strengsten Maßstäben ausgewählt wurden und sich zu Recht als Eliteeinheiten fühlen. Deshalb werden sie auch gelegentlich von Linken verdächtigt, stellen sie doch das Gegenstück dar zu der Spaß- und Gammelgesellschaft. Sie müssen sich in extremen Situationen, häufig auf sich allein gestellt, bewähren, ohne daß ihre Einsätze öffentlich gewürdigt werden können.

Der mit zahlreichen brillanten Farbfotos ausgestattete Band ist ein beeindruckendes Buch über eine Gegenwelt zu der heute in der Bundesrepublik in vielen Medien verbreiteten verantwortungsfreien, nur im augenblicklichen Vergnügen lebenden Gesellschaft. H.-J. von Leesen

Reinhard Günzel / Wilhelm Walther / Ulrich K. Wegener: "Geheime Krieger - Drei deutsche Kommandoverbände im Bild", durchgängig farbig, geb. im Atlas-Format, 128 Seiten, 25,95 Euro, Best.-Nr. 5616


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