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23.09.06 / Gerhard Steffen neuer Ehrenbürger Braunsbergs / Der Beschluß des Stadtrates, den ehemaligen Kreisvertreter in dieser Weise auszuzeichnen, erfolgte ohne Gegenstimmen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 23. September 2006

Gerhard Steffen neuer Ehrenbürger Braunsbergs
Der Beschluß des Stadtrates, den ehemaligen Kreisvertreter in dieser Weise auszuzeichnen, erfolgte ohne Gegenstimmen
von Norbert Matern

Gerhard Steffen (Oberursel) wurde vom polnischen Stadtrat Braunsbergs einstimmig zum Ehrenbürger ernannt. Die Auszeichnung wurde dem gebürtigen Braunsberger auf einer Sondersitzung des Stadtparlaments überreicht. In der Verleihungsurkunde heißt es einleitend:

"Gerhard Steffen ist Initiator und Organisator der Kontakte zwischen den ehemaligen und jetzigen Einwohnern unserer Stadt. Anfang der 90er Jahre regte er als Vorsitzender der Kreisgemeinschaft Braunsberg die Zusammenarbeit der Städte Münster und Braniewo an. Sie mündete in eine Zusammenarbeit von Wissenschaft, Sport, Fremdenverkehr und Kultur. Ein Jugendaustausch wurde begonnen."

Die umfangreiche Urkunde schließt mit dem Wunsch, daß diese Verleihung des Ehrenbürgerrechts "zu einem Symbol guter polnisch-deutscher Beziehungen werde, zu einem Zeichen der neuen, besseren Zeiten im friedlich vereinten Europa".

Bei der Feierstunde waren neben Repräsentanten der Kreisgemeinschaft mit ihrem Vorsitzenden Manfred Ruhnau Vertreter der Behörden und Schulen von Braunsberg sowie ein polnischer General anwesend.

Steffen, der 1927 in Braunsberg geboren wurde und nach der Vertreibung bereits 58mal seine Heimatstadt besuchte, erinnerte in seiner Dankansprache daran, daß seine Familie seit dem 15. Jahrhundert in Braunsberg und Umgebung ansässig war, gedachte aber auch der Heimat der heutigen Bewohner Braunsbergs in Litauen, Weißrußland und der Ukraine. Steffen wörtlich: "Mit der heutigen Ernennung zum Ehrenbürger von Braniewo haben Sie mir, einem Bürger dieser Stadt von Geburt her, seine Heimat in ehrenvoller Weise zurückgegeben."

Seit 36 Jahren hat sich Gerhard Steffen als Vorsitzender der Kreisgemeinschaft Braunsberg (1986-1999), Mitglied im Bundesvorstand der Landsmannschaft Ostpreußen (1986-1995) sowie Mitglied in Ermländerrat und Ermländervertretung (1984-1999) für die Belange Braunsbergs sowie seiner vertriebenen deutschen und heutigen polnischen Bewohner in außerordentlicher Weise eingesetzt.

1972 war er mit seiner Frau erstmals wieder in seiner Geburtstadt. 1991 lud er Bürgermeister Tadeusz Kopacz mit einer Delegation zum Kreistreffen der Braunsberger in deren Patenstadt Münster ein und erreichte es, daß diese Verbindung auf Braunsberg ausgedehnt wurde.

Münsters Oberbürgermeister Berthold Tillmann schrieb an seinen polnischen Amtskollegen Mrozinski: "Ich begrüße die Auszeichnung von Herrn Steffen auch als freundschaftliche Geste der Stadt Braniewo gegenüber der mit ihr verbundenen Stadt Münster."

Von 1992 an brachte Steffen Medikamente nach Braunsberg, kümmerte sich um die deutsche Volksgruppe, spendete 500 Bücher für die Stadtbibliothek und die Zweigstelle der Universität von Allenstein und bereicherte das Archiv der Katharinenschwestern. Eine seiner Töchter ist Katharinenschwester in Münster. Die von ihm nach Braunsberg gebrachten Archivalien und Zeitschriften halfen beim Aufbau dortiger Heimatforschung. Das im Jahre 2001 in Frauenburg errichtete Denkmal zur Erinnerung an die Flucht und vielfältigen Tod von mehr als 450000 Ostpreußen im Januar / Februar 1945 geht auf Steffens Initiative zurück. Dasselbe gilt für die Wiederherstellung der Braunsberger Rochuskapelle.

Unvergessen sind seine guten Kontakte zum in diesem Jahr in den Ruhestand getretenen Erzbischof von Ermland Edmund Piszcz und dem Pfarrer von Pettelkau. Dessen Kirche, wahrscheinlich die älteste im Ermland, wurde mit Steffens Unterstützung wiederhergerichtet. Der Visitator für die deutschen Gläubigen und Priester Ermlands, Domkapitular Lothar Schlegel, zeichnete Steffen 1999 mit der "Andreas-Medaille des Bistums Ermland" aus.

Gerhard Steffen sind seine Erfolge nicht in den Schoß gefallen. In unermüdlicher Kleinarbeit, bei der Rückschläge unvermeidlich waren, hat er zäh, umsichtig und tatkräftig Brücken in die einstige Hanse- und Hauptstadt Ermlands Braunsberg geschlagen. Mit manchen anderen, wie zum Beispiel der Braunsberger Schulgemeinschaft, hat er Vertrauen zwischen Deutschen und Polen geschaffen, das ihm jetzt in einer noblen Geste des Stadtrats von Braunsberg gelohnt wurde.

Foto: Vor dem Wappen von Braunsberg: Henryk Mrozinski überreicht Gerhard Steffen seine Ernennungsurkunde. (Matern)


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