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23.09.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 23. September 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

unser Seminar "Die Ostpreußische Familie" in Bad Pyrmont ist nun vorbei, aber ich kann erst in der nächsten Ausgabe darüber berichten, denn diesen Beitrag mußte ich schon vor dem Treffen bearbeiten - auf zwei Hochzeiten zu tanzen ist bekanntlich nur schwer möglich. Außerdem ist der Posteingang mal wieder sehr groß, und da bin ich froh, daß ich eine der aufwendigsten Suchfragen jetzt schon bringen kann, nämlich die von Frau Waltraut Krause de Olivares und ihrer Zwillingsschwester. Beide haben das Bedürfnis, das leere Blatt in der Geschichte ihrer Eltern zu füllen. Auf ihm sollen die Ereignisse in und um den Bahnhof Beynuhnen stehen, also das, was dort in den ersten drei Monaten des Jahres 1945 geschah. Für das letzte Kapitel im Leben ihres Vaters Walter Krause und das darin enthaltene tragische Geschehen.

Walter und Gertrud Krause wohnten mit ihren Kindern Sieglinde und Lothar während der Kriegsjahre auf dem Bahnhof Beynuhnen im Kreis Angerapp. Der Vater war für diese Bedarfsstelle als unabkömmlich abgestellt worden. Im Herbst 1944, nach dem grausamen Geschehen in Nemmersdorf, drängte Walter Krause seine schwangere Frau, zu ihrer Tante nach Allenstein zu reisen. Er wollte Weihnachten auch dort verbringen, aber dazu kam es nicht. Das letzte Gespräch führten die Eltern im Januar 1945. Ehe es abrupt unterbrochen wurde, bat Herr Krause seine Frau, sich und die Kinder in Sicherheit zu bringen. Das hieß zuerst einmal "Flucht". Die begann um den 20. Januar, führte mit der "Deutschland" über See nach Stralsund und endete vorerst auf dem Gutshof Wüstenfelde. Jetzt kommt die ganze Tragik dieser Familiengeschichte: Der verwundete Vater war am 25. März als Angehöriger der Div.Leitstelle 292 in das Marine-Lazarett in Stralsund eingewiesen worden. Er verstarb dort nach einer Unterschenkel-Amputation am 27. Mai 1945. Die Eltern wußten nichts voneinander: Der Vater erfuhr nicht, daß seine Frau nur sieben Kilometer entfernt am 28. April Zwillinge zur Welt gebracht hatte - die Mutter erhielt erst sechs Jahre nach weiterer Flucht an ihrem neuen Wohnort Büdingen die Nachricht von dem Tod ihres Mannes! Sie war an die letzte gemeldete Adresse, Bahnhof Beynuhnen, gesandt worden. Dort wurde sie von den Russen an die damalige Ostzone weitergeleitet und erreichte erst sehr viel später die Witwe. Die Hinterbliebenen haben vergeblich versucht, das Grab von Walter Krause ausfindig zu machen. Die im Marine-Lazarett Verstorbenen sollen auf dem Städtischen Friedhof Stralsund beigesetzt worden sein.

Seine Töchter möchten nun wissen, was ab Januar 1945 auf dem Bahnhof Beynuhnen geschah. Ein vermutlicher Zeitzeuge, Helmut Förmer, war dort als Junghelfer der Reichsbahn tätig, seine Ausbilder waren Dienstvorsteher Jegust und Walter Krause. Am 20. Januar 1945 ist Förmer zusammen mit der Dienststellenleitung mit dem letzten Zug von Beynuhnen nach Angerburg gefahren, danach wurde die Brücke gesprengt. Der Name von Helmut Förmer stand bis 2003 in den Angerburger Heimatbriefen, mit Artur Jegust hatte die Familie Krause in den 60er Jahren Kontakt, er wohnte damals in 55621 Honsbach. Vielleicht war auch jemand mit Walter Krause danach bei der genannten Einheit zusammen? Es wäre schön, wenn dieses Blatt in der Familiengeschichte nicht mehr leer bleiben würde. (Waltraut Krause de Olivares, Am Alten Graben 20 in 63654 Büdingen, Telefon 0 60 49 / 95 25 69, E-Mail: olivares@t-online-de.)

Eure

Ruth Geede


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