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23.09.06 / Terror für den ewigen Frieden / Wie die Linke ihren Kampf gegen die Weimarer Republik legitimierte

© Preußische Allgemeine Zeitung / 23. September 2006

Terror für den ewigen Frieden
Wie die Linke ihren Kampf gegen die Weimarer Republik legitimierte

Es ist eine weitverbreitete Ansicht, daß der Versuch, nach dem von Deutschland verlorenen Ersten Weltkrieg eine parlamentarische Demokratie nach englisch-amerikanischem Muster zu etablieren, an den Umtrieben, besonders aber der Agitation der rechten Kräfte gescheitert sei. Wesentlich beigetragen hat zu dieser einseitigen Sicht der in den 60er und 70er Jahren einflußreiche Politologe Kurt Sontheimer mit seinem zu einem Standardwerk ausgerufenen Buch über "Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik". Nachdenkliche Zeitgenossen allerdings erinnerten sich an den von Linksextremen immer wieder angefachten Bürgerkrieg vom Start der Weimarer Republik an wie auch an die maßlose Hetze linkssozialistischer und kommunistischer Organe gegen die Demokratie.

Nun hat der Historiker Riccardo Bavaj (Jahrgang 1976) ein voluminöses Werk vorgelegt, das unter dem Titel "Von links gegen Weimar" nicht nur eine umfangreiche Sammlung damaliger linker Agitation gegen das Weimarer politische System enthält, sondern auch den jeweiligen ideologischen Hintergrund der linken Parteien und Gruppierungen schildert. Warum er allerdings, so besagt es jedenfalls der Untertitel, den Linken nur "antiparlamentarisches Denken" bescheinigt und sich offenbar davor scheut, ihre Bestrebungen als antidemokratisch darzustellen, ist nicht recht einsichtig, zumal die von ihm zusammengetragenen Quellen deutlich erkennen lassen, daß das linke Spektrum wie auch nahezu alle frei schwebenden parteiungebundenen linken Intellektuellen das gesamte demokratische System in Deutschland zum Teufel jagen und ersetzen wollten durch die Diktatur des Proletariats nach russischem Muster.

Die linken Literaten und Ideologen glaubten, mit der Niederlage Deutschlands 1918 sei die große Wende gekommen, nun beginne die Zeit ohne Herrschaft des Menschen über den Menschen, ohne Gewalt, ohne Klassenunterschiede. Jetzt könne jeder seine Bedürfnisse befriedigen. Alle Menschen seien nicht nur Brüder, sondern gleich. Dabei schwebte ihnen das idealisierte Bild der sowjetischen Oktoberrevolution vor Augen, vor deren blutiger Entwicklung viele die Augen verschlossen oder die sie damit rechtfertigten, der rote Terror diene einer guten Sache, um dann zum ewigen Frieden zu führen.

Verantwortungsbewußte und nicht realitätsblinde Sozialdemokraten im Bunde mit dem Staat sich verpflichtet fühlenden konservativen Kräften widmeten sich der mühsamen Aufgabe, aus den Trümmern der vergangenen Gesellschaft einen neuen Staat zu formen, ohne daß die Umwandlung Ströme von Blut kostet. Aber die "Wende zum Großartigen" fand nicht statt, sondern der rauhe Alltag mit dem Kampf ums Überleben und um die deutsche Selbstbehauptung gegenüber dem Druck der Sieger nahm die Politiker und Soldaten in Anspruch. Und immer mehr Nachrichten aus Rußland über die Wirklichkeit der bolschewistischen Revolution gelangten nach Europa und verbreitete die Angst, daß die Welle über die Grenze schwappen könne.

Über die Bemühungen, das Überleben Deutschlands zu sichern, fielen viele linke Journalisten, Literaten, Theatermacher und Politiker her und verlangten eine radikale Systemüberwindung. Sie sollte durch die revolutionäre Gewalt des Proletariats herbeigeführt werden. Eindeutig war ihr Bekenntnis zur Diktatur des Proletariats. Der Reichstag war für sie ein "Oberaffentheater". Beispielhaft der kommunistische Schriftsteller Erich Weinert, der im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion und nach dem Krieg in der DDR eine Rolle spielte; er forderte Anfang der 30er Jahre unverhohlen zu Brandstiftung, zu Sprengstoffanschlägen und Mord an den politischen Gegnern auf. Ein anderer formulierte als Ziel eine kommunistische Republik, "in der für Ungeziefer kein Platz mehr ist", wobei er mit Ungeziefer den politischen Gegner meinte. Johannes R. Becher, später Staatsdichter der DDR, predigte den Bürgerkrieg. Kurt Tucholsky, heute noch ein Liebling von linksliberalen Literaturfreunden, forderte zum "revolutionären kommunistischen Umsturz" auf. Da sie Internationalisten und keine Patrioten waren, haßten manche von ihnen ihre deutschen Landsleute, weil die sich in der Mehrheit nicht bereit fanden, den bolschewistischen Weg zu gehen.

Wieland Herzfelde formulierte als Hauptziel in der von ihm herausgegebenen kommunistischen Propagandazeitschrift "An die Laterne": "Alles, was den Deutschen bisher lieb gewesen ist, in den Dreck zu treten."

Der Autor des Buches meint, von dem linken antiparlamentarischen Denken und Handeln in der Weimarer Zeit habe vor allem Adolf Hitler profitiert. "Es erscheint äußerst zweifelhaft, ja unwahrscheinlich, daß Hitler auch ohne die nicht intendierte Schützenhilfe der extremen Linken an die Macht gelangt wäre."

Das materialreiche Buch ist ein vorzügliches Nachschlagewerk und hilft in der Auseinandersetzung mit den heutigen linken und allen übrigen Geschichtsverdrehern. (Hans-Joachim von Leesen)

Riccardo Bavaj: "Von links gegen Weimar - Linkes antiparlamentarisches Denken in der Weimarer Republik", J. H. W. Dietz, Bonn 2005, geb., 536 Seiten, einige Abbildungen, 38 Euro, Best.-Nr. 5762


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