29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
30.09.06 / Zweifelhafte Inszenierung

© Preußische Allgemeine Zeitung / 30. September 2006

Zweifelhafte Inszenierung
von Harald Fourier

Rheinsberg und Kurt Tucholsky - das ist ein Thema für sich. Als junger Mann kam der Journalist in das beliebteste Ausflugsziel der Berliner hinter Sanssouci und dem Spreewald. Er schrieb einen kleinen Liebesroman "Rheinsberg, ein Bilderbuch für Verliebte" und begründete damit seinen Erfolg als Schriftsteller.

Der heutige Zeitgeist in Deutschland sieht in Brandenburg vor allem eine "No-Go-Area". Seit dem "Überfall" auf Ermyas M. wird immer wieder über "ausländerfeindliche Gewalt" berichtet. Auch und gerade in Rheinsberg.

"Der Spiegel" hat diese Woche eine achtseitige (!) Geschichte über den "Kampf gegen rechts" in Rheinsberg gebracht. Und das, obwohl die beiden Redakteure offen zugeben, daß das "Problem überschaubar" sei. Konkret: Es gibt unter 9000 Rheinsbergern gerade mal vier Halbstarke, die als "Rechte" gelten.

Im Februar haben sie eine Kneipenschlägerei in einem Chinalokal veranstaltet (Sachschaden: 4250 Euro). Außerdem brannte in Rheinsberg eine Dönerbude mehrfach ab. Aber das war vielleicht auch Versicherungsbetrug, lassen die beiden Autoren durchblicken. Die restlichen "rechten Straftaten" (22 an der Zahl) entpuppten sich als Aufkleber mit verbotenen Symbolen oder Parolen.

Trotzdem ist die Empörungsmaschine voll angelaufen. Kongresse werden veranstaltet, die vier Halbstarken werden nachts von einem Einsatzkommando observiert (Hausdurchsuchung inklusive). In Rheinsberg wird mit Kanonen auf Zwerge geschossen.

Der zweite Hauptverdächtige im Fall Ermyas M. kam übrigens diese Woche frei. Der Schwarze - so scheint festzustehen - hat als erster zugeschlagen, einen rassistischen Hintergrund gab es nicht.

Tucholsky war eine schwierige Figur. Er war unzufrieden mit der Weimarer Republik und rechtfertigte seine Haltung unter der Überschrift "Die Negativen": "Wir können nicht zu einem Land Ja sagen, das von Kollektivitäten besessen ist." Später fügt er noch hinzu: "Wir verraten einen Staat, den wir verneinen, zugunsten eines Landes, das wir lieben."

In Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl derer, die eine Partei gewählt haben, welche unseren heutigen Staat mehr oder minder offen ablehnt, deutlich angestiegen. Die Politik wird nicht müde, das Volk in Appellen zur Abwehr der Staatsfeinde aufzurufen. Die Bürger von Rheinsberg müssen den Eindruck gewinnen, Zeugen - und Opfer - einer grotesken Inszenierung zu sein, welche kräftige Finanzaufwendungen für zweifelhafte "Projekte" rechtfertigen und auflagenwirksame Schlagzeilen produzieren soll. Das ist nicht der Weg, um "das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen".


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren

Warning: file_get_contents(https://paz.de/lib/extern/sidebar.php): failed to open stream: Connection refused in /homepages/10/d855424685/htdocs/wrapper.php on line 48