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30.09.06 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / 30. September 2006

Leserforum

Gegen das Grundgesetz - Neue Parteien haben kaum eine Chance
Betr.: Leserbrief "Wir sind das Volk" (Nr. 32)

Ein Leserbriefschreiber beklagt in der Preußischen Allgemeinen Zeitung, daß Grundgesetzartikel nicht beachtet oder gar ins Gegenteil verkehrt werden. Leider ist dieses wahr. Hier nur ein anschauliches Beispiel:

Das Grundgesetz (GG) hat zum ersten Mal in der deutschen Verfassungs-Geschichte einen gesonderten Parteienartikel, den Art. 21 GG. Hier steht auch der entscheidende Sachverhalt: Die Gründung der Parteien ist frei.

Das bedeutet, daß die Ideenproduktion zur Lösung der Zeitfragen "nach vorne" immer offen sein muß. Diese Ideenproduktion findet im demokratischen Verfassungsstaat in den Parteien statt. Von hier gelangen neue Lösungsansätze in die praktische Politik. Sollten die alten Parteien dies nicht mehr leisten, versteinern und sklerotisieren, müssen neue Parteien her.

Letztlich will das GG einem Handlungsstau mit möglicher Revolution die Spitze nehmen zugunsten einer evolutionären Politik inneren Friedens.

Tatsächlich aber haben die etablierten Parteien Wege gefunden, die Konkurrenz neuer Parteien niederzuhalten. Das geschieht durch ihren finanziellen Vorsprung, indem sie sich aus Steuerquellen bedienen, durch ihre vielfältige Ämterpatronage in der gesamten Gesellschaft und ihre so gewonnene Meinungsherrschaft. Neue Parteien haben in der Verfassungswirklichkeit damit kaum eine Chance. 

Karl Hermann, Bad Arolsen

 

Berlin ist meine Stadt
Betr.: Berlin-Seite

Wir sind von innen meist verbunden / wir sind von außen oft getrennt / doch teilen wir den Strom, die Stunden / den Ecce-Zug, den Wahn, die Wunden / des, das sich das Jahrhundert nennt. (Benn "verkehrt" an Jünger)

Gottfried Benns City war Berlin, bei mir ist es ebenso, auch wenn ich dort nicht lebe. So danke ich Ihnen für die Berlin-Seite in der PAZ. Der SPD-Pflüger-Wahlkampfspot ist bestes politisches Kabarett! Auch der Artikel über die Benn-Rezeption in der DDR mit den Ausführungen zu Genosse Johannes R. Becher hat mich erfreut.

Nicht "finis Germaniae", sondern vivat, crescat, floreat Brandenburg-Preußen rufe ich Ihnen zu. 

Frank Gerlich, Backnang

 

Ausgegrenzt
Betr.: "Eskalation abgewendet - Streit um Opfergedenken in Sachsenhausen" (Nr. 36)

Im vergangenen Jahr konnte ich an der Gedenkfeier der "kommunistischen Sachsenhausenopfer" und der anschließenden Jahreshauptversammlung teilnehmen. Jeder geschichtlich Interessierte, der das Lager heute sieht, kann Frau Gneist nur zustimmen. Die schlicht gehaltene Gedenkstätte mit Friedhof befindet sich außerhalb des eigentlichen Lagers, das sogenannte Dokumentationszentrum wirkte auf mich eher verharmlosend.

Die Gefühle der Opfer werden mit Füßen getreten, für einige der wenigen noch lebenden Opfer ist dieses die dritte Demütigung: Als treue Sozialdemokraten unter Hitler, als treue antikommunistische Sozialdemokraten unter Stalins Marionetten in Mitteldeutschland, tja und heute? Als Opfer zweiter Klasse, in einem Staat, der allem und jedem gedenkt, nur nicht seiner eigenen Toten. 

Hans Ulrich Thiele, Bielefeld

 

Nullen zu wenig
Betr.: "Schuldig vor der Weltgeschichte - Bomben auf Dresden" (Nr. 36)

In meinem Leserbrief muß es richtig heißen: "... des Feuersturms 200000 Euro bewilligen soll, ...", statt 200 Euro.

Hans Vollmer, Detmold

 

Ein "l" zu viel
Betr.: "Nesthäckchen" (Nr. 34)

Leider mußte ich feststellen, daß am Ende der Rezension der Buchtitel mit "Marjellchen" angegeben wurde, obwohl er "Marjelchen" heißt, also mit einem "l" geschrieben wird. Dies könnte bei Buchbestellungen über Internet oder in der Buchhandlung zu Irritationen führen. Dies sehe ich als Verkaufshindernis an und bitte Sie deshalb um Richtigstellung des Titels, wenn es auch orthographisch vielleicht nicht korrekt ist, so ist der Titel "Marjelchen" wie gedruckt auch anzugeben.

Ingeborg Planert, Jena

 

Truppe in Stunde der Gefahr verlassen: Betrübliches Zeichen für unsere militärische Führung
Betr.: Auslandseinsätze der Bundeswehr

Als im Frühherbst 1968 sowjetische Truppen gemeinsam mit Verbänden Polens, Bulgariens und der DDR die CSSR nach Niederringung des Aufstandes besetzt hatten, marschierten sowjetische Panzerverbände anschließend aus ihren Versammlungsräumen auf die deutsch-tschechische Grenze zu, verhielten dort am Straßenrand und warteten weitere Befehle ab.

Es waren kritische Tage, die die Welt beunruhigten. Als Bataillonskommandeur brach ich damals sofort meinen Urlaub an einem bayerischen See ab und begab mich zu meinem Verband, der an der Grenze Stellung bezog. Es war ganz selbstverständlich, daß der militärische Führer sich in einer solchen kritischen Lage unverzüglich zu seiner Truppe begab, sofern er gerade Urlaub hatte. Sein Platz war in der Stunde der Gefahr bei seinen Soldaten.

Als in Kinshasa bei den jüngsten Wahlen zum Staatspräsidenten, zu deren Schutz die Bundeswehr ein beachtliches Kontingent Soldaten in den Kongo schickte, die Lage auf den Straßen der kongolesischen Hauptstadt kritisch wurde, trat ihr Kommandeur, Generalleutnant Karl Heinz Viereck, eine Reise in den Urlaub nach Stockholm zu seiner Lebensgefährtin, wie es hieß, an. Das brachte ihm nicht nur den hinter vorgehaltener Hand kaum verborgenen Spott der Nato-Generalität ein, sondern auch den Unwillen seines obersten Befehlshabers im Frieden, Franz Josef Jung.

Die "Bild"-Zeitung verlieh dem General dazu den besonderen Titel "Laptop-General". Und das kam so, weil der Befehlshaber seine Absetzbewegung nach Schweden in der kritischen Situation im Kongo damit rechtfertigte, daß man heute ja auch aus der Ferne mit elektronischen Mitteln führen könne. Über Laptop und Handy habe er jederzeit Verbindung mit der Einsatzzentrale. Oder so ähnlich. Früher gehörte zu den Grundprinzipien in der Bundeswehr der Grundsatz "Führung von vorn", wenn es die Situation gebot. General Viereck hat die Situation demnach völlig anders eingeschätzt als sicherheitspolitische Experten, welche die Lage im Kongo für bedrohlich hielten.

Zu fragen bleibt, ob heute grundlegende Gesetze der Führung in der Bundeswehr nicht mehr gelten. Dann wäre diese Armee allerdings wirklich eine andere als die des Jahres 1968. Das militärische Selbstverständnis wäre hier über den Haufen geworfen durch einen der höchsten Generäle der Bundeswehr. Das ist ein sehr betrübliches Zeichen. Es wäre schade um diese Armee, deren einfache Soldaten in der Stunde der Gefahr nicht zu ihren Lebensgefährtinnen fahren können, sondern auf ihrem Posten verbleiben müssen.

Gerd H. Komossa, General a. D., Bonn

 

Auch diesen Teil der deutschen Geschichte achten
Betr.: "Als ‚böse' Opfer ausgegrenzt" (Nr. 30)

Unkenntnis und Desinteresse hinsichtlich der Verbrechen, welche die Sowjet-/SED-Regierung in SBZ/DDR-Zeiten begangen hat, sind für uns beschämend. Nur so ist zu erklären, worauf der Artikel hinweist: Daß die Hydra Stasi bereits wieder unverfroren ihre Häupter erhebt und das Geschehene leugnet oder verniedlicht. Wir aber starren nur wie gebannt auf die Jahre 1933 bis 1945. Zur Erinnerung: Bereits im Februar 1945 befahl der dafür zuständige Minister Berija, 500000 arbeitsfähige Männer zwischen 17 und 50 Jahren, gegliedert in Arbeitsbataillone, in die UdSSR zu transportieren. Sie mußten im wesentlichen "rekrutiert" werden in den später zehn "Speziallagern" und zwei größeren Gefängnissen des NKWD. Das erforderte zugleich ständigen Ersatz für die rund 35 Prozent, die gerade anfangs in diesen Haftanstalten verstarben. Ähnlich dürften die Todesraten in den russischen Schächten gewesen sein, wenn man an die Todeszahlen der deutschen Kriegsgefangenen dort denkt.

Was aber die erdulden mußten, die in den heimatlichen Lagern verblieben, schildert packend und bewegend der Bestseller "Die Schleife an Stalins Bart" von Erika Riemann. Sie zeichnete als 14jährige ein Schleifchen auf ein Stalinbild und wird dafür acht Jahre in verschiedene Lager gesteckt. Wie ein Mädchen in dem Alter das überleben kann, grenzt an ein Wunder. Zwei Kapitel behandeln Sachsenhausen; dort wird sie ohne Narkose am vereiterten Blindarm operiert. Man sollte auch zu diesem Teil unserer Geschichte Zeitzeugen befragen und anhören. Im übrigen lautet die mir bekannte Zahl der in Sachsenhausen anonym Verscharrten 24000. Noch dieses: Wenn Menschen, die als Jugendliche die DDR erlebt haben, von all dem nichts wissen, sollte man ihnen solches glauben. Dort durften Kriegskameraden sich nicht treffen, Heimkehrer nicht über ihr Erleben in den Sowjetlagern sprechen, verlautete in den Schulen nichts über den Hitler-Stalin-Pakt, die Halbierung Polens, schon gar nichts über Katyn. Und Häftlinge wurden zu ihnen unbekannten Zielen, Lagern transportiert in Lkws ohne Ausblick, die zudem als gängige Lieferwagen getarnt waren!

Will Seelmann-Eggebert, Ahlhorn

 

Liebe geben
Betr.: "Frauen zurück an den Herd" (Nr. 36)

Das ist so falsch ausgedrückt, weil es eine Diskriminierung beinhaltet. Wer angemessen seine Meinung vertreten will, sollte anerkennen, daß die Frau, die sich ihrer Familie widmet, nicht weniger leistet und vor allem keine mindere Lebensleistung erbringt als die berufstätige Frau. Beides zu vereinen, fällt schwer, wenn die Kinder kleiner sind und den Bezug und den Rückhalt in der Familie zu ihrem Gedeihen brauchen. Ich bin jeder Frau dankbar, die sich dieser Aufgabe stellt, anerkenne aber auch, wenn der Vater sie übernimmt. Nur glaube ich, daß die gebärende Frau es besser kann. Wie Mann und Frau, die gemeinsam durchs Leben gehen, es meistern, ist ihre Sache, nur sollten sie, wenn sie hoffentlich Kinder haben, dafür Sorge tragen, daß diese in Liebe und Fürsorge aufwachsen, die keine öffentliche Einrichtung vergeben kann.

Hartwin Rieter, Rengsdorf

 

Warum tragen Pastoren in Masuren Spitzen?
Betr.: "Gemeinschaftserlebnis inklusive" (Nr. 29)

Die Nikolaiker Kirche war mal meine Kirche. Dort bin ich zum Konfirmandenunterricht gegangen und eingesegnet worden, habe im Kirchenchor gesungen und wurde 1957 dort getraut. Dann verließ ich meine Heimat. Nach 1991 bin ich ein paar Mal dort gewesen, 2002 zu meiner Goldenen Konfirmation.

Die schön renovierte Kirche, lichtdurchflutet mit den altvertrauten Bildern und dem Klang der Orgel und dem schönen Altar, war mir damals ein besonderes Erlebnis. Den Bericht über die Reise nach Masuren von Pastor Tegler, habe ich mit Interesse gelesen, er hat mir große Freude bereitet - am liebsten wäre ich dabeigewesen. Was mich aber schon bei der Goldenen Konfirmation gestört hat, war der Spitzenumhang über dem Talar des Pastors. Das habe ich früher in Masuren in keiner Ev. Kirche gesehen - und auch hier in Deutschland nicht. Es ist auch nicht Tradition der Evangelischen Kirche in Polen. In den großen Ev. Kirchen in Kattowitz, in Cieszyn oder Wisla tragen die Pastoren den schwarzen Talar mit weißem Beffchen. Warum nicht auch in Nikolaiken? 

Ursel Gembora, Nordhorn


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