18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
07.10.06 / Neue Spur im Mordfall Hariri

© Preußische Allgemeine Zeitung / 07. Oktober 2006

Neue Spur im Mordfall Hariri

Der mit der Untersuchung des Mordes am damaligen libanesischen Premierminister Hariri beauftragte Belgier Serge Brammertz legte vorige Woche der Uno den fünften Zwischenbericht vor. Demnach wurden bei dem im Februar 2005 verübten Anschlag 1800 Kilogramm TNT verwendet. Ein völlig neuer Aspekt ist die Möglichkeit eines Selbstmordattentats, wofür es zwar keine Beweise, wohl aber gewisse Indizien gibt: Denn die DNS-Analyse der am Tatort gefundenen menschlichen Überreste ergab, daß sie fast ausschließlich von den 22 identifizierbaren Personen aus dem Umkreis von Hariri stammen. Doch insgesamt 32 Körperfragmente werden einem 20- bis 25jährigen nicht identifizierten Mann zugerechnet. Brammertz läßt nun Vergleiche mit internationalen DNS-Datenbanken durchführen. Gegen ein Selbstmordattentat spricht allerdings, daß ein solches nicht ins Muster der politischen Morde im Libanon paßt.

Brammertz bescheinigt den syrischen Behörden generelle Kooperation - anders als sein Vorgänger Detlev Mehlis - und er verfolgt auch Spuren, die Mehlis vernachlässigt hatte, weil er grundsätzlich von einer syrischen Schuld ausgegangen war. Hinsichtlich der Urheberschaft des Attentats bleibt also weiter alles offen. Brammertz, der während der israelischen Bombardements sein Büro nach Zypern verlegt hatte, sieht auch Zusammenhänge des Mordfalls Hariri mit 14 weiteren Morden an "antisyrischen" Libanesen.

Die Aufklärung jener politischen Morde aber, welche die libanesische Armee einem im Juni ausgehobenen und vom Mossad gesteuerten Spionage- und Terror-Netzwerk zuschreibt (vgl. Nr. 26), scheint den Kriegshandlungen zum Opfer gefallen zu sein. Ministerpräsident Fuad Siniora, Sunnit wie Hariri, hatte die Sache damals als israelischen Aggressionsakt bezeichnet und eine Beschwerde beim UN-Sicherheitsrat angekündigt. Da er enormem politischen Druck der USA ausgesetzt war, kam es nicht rechtzeitig dazu - und heute hat er andere Sorgen. Auch die "Staatengemeinschaft" zeigt wenig Interesse an Aufklärung dieser Morde. (RGK)


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren