28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.10.06 / Danke für Ihre Aufrichtigkeit, Herr Akkaya

© Preußische Allgemeine Zeitung / 14. Oktober 2006

"Moment mal!"
Danke für Ihre Aufrichtigkeit, Herr Akkaya
von Klaus Rainer Röhl

Unsere Verwirrung wächst proportional mit dem Terror und nimmt manchmal auch groteske Formen an. Deutsche "Islamexperten", oft euphorisch "Islamforscher" genannt, auch wenn sie keinen einzigen Tag an einer Universität verbracht haben, erscheinen fast jede Woche auf dem Bildschirm, werden nach den Ursachen des Terrors befragt und reden Unterschiedliches, ja Widersprüchliches, also Stuß. Experte steht gegen Experte. Beide mit voller Überzeugung. "Ich betrachte mit großer Sorge ... ich auch, aber ich muß Ihnen widersprechen ...". Bassam Tibi hat eine andere These als Scholl-Latour und der Nahostexperte Sowieso, dessen Namen vorher noch niemand gehört hat. Und nur der wirklich integre Menschenrechtler aus Danzig, Rupert Neudeck, der einzige, der auch immer vor Ort ist, schlägt die Hände über dem Kopf zusammen vor soviel Dummheit und Elend der Menschen. Aber er sagt wenigstens nie, daß er mehr weiß als die anderen, er will nur helfen. Aber: Wollen die militanten Islamisten unsere Hilfe oder unsere Kapitulation?

Als Ursachen des Heiligen Krieges gegen den Westen werden ganz unterschiedliche Gründe aufgezählt: die Armut der breiten Massen in den arabischen und anderen islamischen Ländern, die ihnen keinen anderen Ausweg läßt. Hört sich plausibel an, ist aber unwahrscheinlich, wenigstens, was ihre wichtigsten Vordenker betrifft. Die wichtigsten Anhänger und Unterführer der Terroristen kommen, wie bin Laden selbst, aus alteingesessenen reichen Familien in Saudi-Arabien, andere, soweit sie uns überhaupt bekannt sind, sind Akademiker aus begüterten Familien.

Ferner wird genannt: der "Kampf der Kulturen", geradezu ein Modebegriff in der gesamten Islam-Diskussion. Also die unterschiedliche Auffassung von Kultur und erstrebenswertem Leben. Doch da nehmen sich Europa und auch die USA viel zu ernst. Eine alle Lebensbereiche durchdringende christliche Kultur haben wir doch schon lange nicht mehr. Zwar haben wir immer noch, trotz Lenin und der Bewegung von 1968, die Familie, die zu zerstören auch den Propheten des eindimensionalen Menschen noch nicht gelungen ist, und wir haben die Demokratie, in Jahrhunderten gewachsen, für die aber niemand bereit ist, sein Leben zu riskieren. Wie einst in Paris, 1939. "Mourir pour Danzig? Non!" Das war Hitlers Chance. Zum Glück für die Demokratie setzte sich diese Parole nicht durch. Sie überlebte noch einmal, die Demokratie, aber da niemand im Ernst für sie kämpfen würde, ist ihr weiteres Überleben sozusagen Glückssache. Mal sehen, was kommt, heißt die Parole.

Die angeblich noch nicht vernarbten Wunden, die den Muslimen durch die europäischen Kreuzzüge und den Kolonialismus zugefügt wurden, stören noch heute ihr Verhältnis zum Westen. Das ist zwar aus westlicher Sicht - der letzte Kreuzzug war 1270 - ein bißchen sehr weit hergeholt, aber das stört die Moslems nicht. Auch der Kolonialismus, der die afrikanischen und arabischen Länder unterwarf, kam erst weitere drei Jahrhunderte später richtig in Gang, und als die Welt endgültig neu verteilt war, herrschten über die arabischen Völker nicht die Kolonialherren, sondern die Türken. Muslime also, aber auch das ist für viele Moslems westliche Besserwisserei. Sollen wir Europäer nun auch noch für die Kreuzzüge ein schlechtes Gewissen entwickeln? So daß wir deshalb überall die weiße Fahne hissen und abziehen aus der gesamten Ölregion und Afghanistan - was haben wir da verloren, niemand hat uns gerufen. Klar. Geht es den verarmten Massen in Asien und Afrika, den vielen Milliarden an der Armutsgrenze dann besser? Liefern die Öl-Länder denen das Öl dann zum Selbstkostenpreis? Und den Weizen und den Mais und das Fleisch aus Kanada, den USA und Argentinien zahlt - wer? Wir doch nicht.

Das Problem fängt nicht beim Kopftuch an, sondern unter dem Kopftuch, im Kopf. Es geht nicht um Religionen. Der Kampf ist kein Krieg der Kulturen. Das Problem ist nicht der Islam, sondern die Macht. Die Macht und ihre Neuverteilung in der Welt. Sind die Drahtzieher und Hintermänner der globalen Terror-Netzwerke wie El Kaida überhaupt religiös? Das ist die Frage. Ist es nicht, ähnlich wie bei anderen Terroristen auf der Welt, eine fixe Idee in den Köpfen von einigen Intellektuellen? Bei denen ein Gebräu aus Stalin, Mao und allgemeinem Menschenhaß, sicher gemischt mit einem Gutteil Selbsthaß - wie bei unserer RAF und den Roten Brigaden - sich zu einer im Wortsinn explosiven Mischung verbunden hat? Die Roten Brigaden jedoch und unsere RAF und andere Luxus-Terroristen konnten sich auf kaum jemanden im Volk stützen. Aber Stalin und Hitler und später Mao hatten sich auf riesige Volksmassen stützen können, deren Problem - Hunger, Armut, Krankheiten, Arbeitslosigkeit, Verelendung, Demütigung durch fremde Mächte und eigene Machthaber - sie zu lösen versprachen. Sie sicherten ihren Völkern Befreiung und Wiederherstellung ihres Selbstwertgefühls zu, und die Massen folgten ihnen, notfalls bis in den Tod. Die Führer der globalen Terror-Netzwerke, die "Zeit" nannte sie einmal "Islam-Faschisten", sind gleichfalls bereit, Massen in den Tod zu schicken. Sie sind davon überzeugt, daß es sich lohnt - nicht erst im Himmel. Es hat sich bei ihnen seit Jahren der Gedanke festgesetzt, daß der Westen reif sei für eine Übernahme. Symptome dafür sind ja genug vorhanden. Wir hören ja jeden zweiten Abend die Ratschläge der Politiker in der Tagesschau: die Amerikaner zum Abzug drängen, aus dem Irak, aus der ganzen Golfregion, auch aus Afghanistan. Terrain aufgeben, nachgeben, weiter verhandeln mit dem Iran, noch einmal nachgeben, Truppen abziehen, dann das ganze dadurch gesparte Geld für die Bekämpfung der Armut, des Hungers, der Krankheiten, der Unwissenheit ausgeben.

Mit der Unwissenheit, da könnte etwas dran sein. Auch bei uns Kommentatoren. Denn niemand kann uns sagen, was dann kommt, soweit will auch Nahost-Experte Scholl-Latour nicht gehen. Bei Afghanistan hieße das ja direkt zurück in die Steinzeit. Burka an, und Frauen wieder raus aus den Schulen, Krankenhäusern und Universitäten?

Niemand von unseren "Experten" stellt die Frage nach dem Danach. Erst mal Amis raus aus dem Irak, aus der ganzen Ölregion. Sollte das tatsächlich langfristig die Ölversorgung gefährden? Kümmer dich nit drümm, wir haben ja die Windräder und die nachwachsenden Energien aus Jauche und den Treibstoff spendenden Raps. Und außerdem müssen wir noch mehr Energie sparen. Wir verbrauchen ohnehin zuviel Strom. Jetzt erst verstehe ich unseren ehemaligen Minister Trittin ganz.

Also: Sind alle Muslime Terroristen? Oder schützen sie diese? Halten wir fest: Wir haben in Europa 15 Millionen Moslems. In Deutschland sind es zirka 3,5 Millionen offizielle und mindestens noch eine weitere halbe Million illegale.

"Den Muslimen muß das Gefühl vermittelt werden, daß dies auch ihr Land ist", sagte der Ausländerbeauftragte der Grünen, Volker Beck, vor einiger Zeit in der Bremer Veranstaltungsreihe "Dialog nötiger denn je", die in der "Fatih-Moschee" stattfand. "Eroberer-Moschee" heißt das auf Deutsch. Ein Ausländerfeind, wer dabei Böses denkt. Aber Cigdem Akkaya vom "Essener Zentrum für Türkeistudien", staatlich gefördert, war noch einen Tick ehrlicher: "Die Leute werden Abschied nehmen müssen von der Illusion, Deutschland gehöre den Deutschen." Danke für die Aufrichtigkeit. Da ist noch ein großer Nachholbedarf. Die Türken brauchten, meint Günter Grass, dringend neue Moscheen, und er setzt sich dafür ein, in Lübeck ein altes christliches Gotteshaus in eine Moschee zu verwandeln wie einst die Hagia Sophia in Konstantinopel. Wahrscheinlich brauchen die vielen Millionen Muslime auch noch mehr Koranschulen. Ein muslimisches Kind, ein gläubiger Anhänger des Islam, ist noch lange kein Terrorist. In der Koranschule liest es nur den Koran. Aber es liest möglicherweise auch die Sure 9, 29: "Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und nicht an den Jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Allah und sein Gesandter verboten haben, und nicht die Religion der Wahrheit befolgen - von denjenigen, denen die Schrift gegeben wurde - bis sie den Tribut aus der Hand entrichten und gefügig sind!"

Wahrscheinlich werden Sie sagen, es wird ja nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Also: Wenn Sie lieber Schutzbefohlener werden wollen - bitte nach Ihnen!

Foto: Saladin gegen Richard Löwenherz 1191: Noch heute berufen sich Moslems auf die mittelalterlichen Angriffe. (BpK)


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren