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14.10.06 / Ein neues Wahrzeichen für Hamburg / Die Hansestadt plant ein Konzerthaus der Superlative - Da die Elbphilharmonie teuer wird, setzt man auf spendenfreudige Bürger

© Preußische Allgemeine Zeitung / 14. Oktober 2006

Ein neues Wahrzeichen für Hamburg
Die Hansestadt plant ein Konzerthaus der Superlative - Da die Elbphilharmonie teuer wird, setzt man auf spendenfreudige Bürger
von Rebecca Bellano

In der Hansestadt Hamburg geschieht gerade in der Kulturförderung etwas Ungewöhnliches: Man erinnert sich seiner hanseatischen Tradition des bürgerlichen Engagements quer durch alle gesellschaftlichen Schichten, vermischt sie mit modernem Management und Marketing und heraus soll ein neues Wahrzeichen für die Stadt kommen.

Elbphilharmonie heißt das Projekt, das in der neu entstehenden Hafencity geplant ist. Die in das Projekt gesetzten Hoffnungen sind groß und ehrgeizig: Das imposante Konzerthaus soll einen der zehn besten Konzertsäle der Welt beheimaten. Klassische Musik soll hier genauso daheim sein, wie Musik des 20. und 21. Jahrhunderts einschließlich Pop und Rock. Gleichzeitig soll in dem auf den Kaispeicher A aufgesetzten Glas-Beton-Bau ein Hotel mit internationalem Konferenzbereich, Wohnungen, einer Plaza auf 37 Meter Höhe, einem Erholungs-Bereich und einem Nacht-Club entstehen.

Eigentlich hat Hamburg ja schon genügend Möglichkeiten, zumindest um moderne Konzerte zu veranstalten, doch der Entwurf der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron hat die Hamburger Bürgerschaft entflammt.

186 Millionen Euro lautete die erste Schätzung für das neue Wahrzeichen, inzwischen glaubt aber keiner mehr an den Betrag. Fakt ist, die Stadt gibt 77 Millionen Euro, ein gewerblicher Investors soll das Geld für Hotel und Wohnungen geben und die Hamburger Bürger den Rest für die öffentlichen Räumlichkeiten.

Inzwischen sind sogar schon 62 Millionen Euro durch private Spenden zusammengekommen. Ein Großteil dieser Summe stammt von drei Großmäzenen. Das Hamburger Unternehmer-Ehepaar Greve gab 30 Millionen Euro, Michael Otto (Otto-Versand) zehn Millionen Euro und von der Firma Reemtsma kommen ebenfalls zehn Millionen Euro. Die Körber-Stiftung sammelte bereits drei Millionen Euro, die allerdings für den laufenden Betrieb und nicht für den Bau gedacht sind.

Doch das Projekt wird mit folgendem Slogan beworben: 1,7 Millionen Bauherren, sprich so viele Bauherren, wie die Stadt Einwohner hat. Diese Einwohner werden nun durch geschickte Werbemaßnahmen dazu bewegt, bei "ihrem" Wahrzeichen mitzumachen ... und es scheint zu gelingen. Immerhin sind so bereits weitere zehn Millionen zusammengekommen. Überall in der Stadt hängen Plakate, die prominente wie weniger bekannte Hamburger Bürger zeigen, die für die Elbphilharmonie gespendet haben. Das Erkennungszeichen der Kampagne ist ein gelber Bauhelm mit dem Logo des in Realisierung befindlichen Bauwerks. Von der Tanzgruppe, der Buchhandlung und den Bäckereimitarbeitern bis zu dem berühmten Tierpark Hagenbeck reicht das Spektrum derjenigen, die bei der Spendenaktion mitmachen.

Selbst beim Internetauktionshaus "Ebay" ist die Elbphilharmonie inzwischen ein Begriff. So hat die 2005 ins Leben gerufene Stiftung auch hier um Spender geworben und dem Meistbietenden professionelle Fotoaufnahmen mit Bauhelm geboten. Für 5149 Euro wurde das Angebot im September ersteigert.

"Die Stiftung ist das richtige Instrument, um bürgerliches Engagement zu motivieren und zu mobilisieren. Mit den großartigen Projektentwürfen, der charmanten Werbekampagne und den gelben Bauhelmen haben wir nicht nur die Herzen, sondern auch die Geldbeutel vieler Hamburger öffnen können. All dies ist eine wichtige Voraussetzung, um für den zukünftigen Bau eine solide Basis zu schaffen und die Menschen dieser Stadt schon vor der Eröffnung neugierig auf die Elbphilharmonie zu machen", so die parteilose Hamburger Kultursenatorin und Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Elbphilharmonie Karin Welck.

Die einzig offene Größe ist bei Hamburgs Jahrhundertprojekt noch die private Investorengruppe. Wie gesetzlich ab einer gewissen Investitionshöhe vorgeschrieben, wurde das Großprojekt europaweit ausgeschrieben. Sechs der 25 eingereichten Gebote wurden näher überprüft und zwei sind jetzt in der Endauswahl, die aber erst Ende November erfolgen soll. Wer dann letztendlich den größten Teil des Hamburger Wahrzeichen finanzieren wird, werden die Hanseaten also erst in einigen Wochen erfahren. Bis dahin bleibt die Elbphilharmonie noch eine schöne Vision.

Foto: Alt und neu: Kaispeicher mit modernem Aufsatz (Elbphil.)


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