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14.10.06 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / 14. Oktober 2006

Schlimmeres / Die Dänen malen wieder Mohammeds, Merkel lockt die Elite zurück, und die Koalitionäre erbauen uns mit lustigen Einfällen
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Wer die Meinungsfreiheit des Volkes unterdrücken - nein, das wäre ein zu hartes Wort - also sagen wir: einen "für alle Seiten erträglichen Konsens herstellen" will, der benötigt vor allem ein eng geknüpftes Netz von ehrenamtlichen Lauschern und Zuträgern. Staatliche Spitzel in der angemessenen Menge einzustellen, würde jeden öffentlichen Haushalt sprengen.

Daher können wir uns glücklich schätzen, daß es in Europa Menschen gibt wie Martin Rosengaard Knudsen. Der Däne hat es sich zur Aufgabe gemacht, Abweichlern bis in den letzten Winkel seiner Heimat nachzuschnuppern, um ihre Bestrafung einzuleiten. Das mit der Bestrafung ist gar nicht so einfach in einem Land, in dem ein für deutsche Verhältnisse barbarisches Maß an gesetzlicher Meinungsfreiheit grassiert.

Doch Leute wie Knudsen lassen sich von europäischen Weichei-gesetzen nicht entmutigen, wo es doch die Scharia gibt, die für alle Ketzer die passenden Instrumente bereithält - sofern ihre Vollstrecker denn erfahren, wo sie zuzuschlagen haben. Das, dachte sich Knudsen, erledige ich gern und schleuste sich unter falschen Angaben in die Jugendorganisation der "Dänischen Volkspartei" (DVP) ein, wo er filmte, wie bei einer internen Feier Mohammed-Karikaturen gepinselt und prämiert wurden. Der Gewinnerentwurf zeigt den Religionsstifter als besoffenes Kamel.

Das eindeutige Material stellte der Filmer den Religionsrichtern dann per Internet zur Verfügung, wo es prompt die erhoffte Wirkung entfaltete. Der Århuser Imam Raed Hlayhel rief zu "stärkeren Reaktionen gegen Dänemark" auf. Ein muslimischer Internet-Nutzer freut sich öffentlich, daß Dänemark eines Tages den "Geschmack von Straßenbomben und explodierenden Autos" kennenlernen werde wegen des Ungehorsams seiner Bürger.

Einige DVP-Nachwüchsler sind inzwischen untergetaucht aus Furcht vor dem heiligen Zorn der Gotteskrieger, und die Regierung in Kopenhagen sinkt schlotternd auf die Knie. Man "bedauert" die "inakzeptablen" Verstöße gegen die islamischen Regeln, signalisiert Premierminister Anders Fogh Rasmussen.

Der arme Mann weiß um sein Dilemma. Man ist ja einerseits doch sehr stolz auf die "westlichen Werte", die Freiheit vor allem. Man hätte es nur halt lieber, wenn von den Freiheiten nicht alle naselang Gebrauch gemacht würde. Dieses Problem könnte sich von selber lösen: Das Untertauchen der DVP-Jünger und die Empörung von 66 "prominenten Bürgern Dänemarks", die den Geflohenen schnell noch eine Anzeige wegen rassistischer Hetze hinterhergeschickt haben, deutet darauf hin, daß es der Einführung strengerer Gesetze gar nicht bedarf, um Reinheit herzustellen.

Früher ging es ja auch ohne juristischen Firlefanz: Da sprach derjenige Recht, der die größte Keule schwang oder die furchteinflößendste Gefolgschaft vorzeigen konnte. Angst ist etwas ungemein Disziplinierendes.

Man muß nur aufpassen, daß die Standortqualitäten des Landes nicht leiden. Es heißt ja, junge, qualifizierte Menschen verließen unsere Gegend in Scharen, weil sie woanders mehr Freiheit fänden. Sogar gemäßigte Moslems wie Bassam Tibi zieht es schon weg von hier in die USA!

Keine Sorge, da hat sich die Politik bereits etwas einfallen lassen. Freiheit braucht es gar nicht, damit die Besten der Besten an unsere Türe klopfen und winselnd Einlaß begehren. Wir haben was Besseres zu bieten:

In dem derzeit gefeierten WM-film "Deutschland, ein Sommermärchen" fragt Nationaltorwart Jens Lehmann die Bundeskanzlerin, welchen Grund sie ihm als dreifachen Vater nennen könnte, aus England nach Deutschland zurückzukehren. Nun hätte die Kanzlerin ja was Patriotisches faseln können von "Zukunftsprojekt Deutschland" und "gemeinsam das Land zu neuer Stärke führen". Statt dessen Merkel: "Also spontan fällt mir da natürlich das Elterngeld ein!" Ja! Wir rufen alle millionenschweren deutschen Auslandseltern wie die Lehmanns auf, in die Heimat zurückzukommen, um es sich hier für maximal 1800 Euro monatlich mal so richtig gutgehen zu lassen! Ob sie widerstehen werden? Was, bitte, sind schon Freiheiten, auch unternehmerische, oder Patriotismus gegen die Aussicht auf soziale Alimentierung?

Auf die Hochverdiener im Saal, die ganze Nationalmannschaft saß da herum, sprang der Funken allerdings nicht recht über, merkwürdig. Wie überhaupt der Draht zwischen der Kanzlerin und dem Fußballkader nach dem Film zu urteilen recht dünn blieb. Als nächstes prallen beide nach der schmerzlichen Niederlage gegen Italien aufeinander. In der Umkleidekabine saßen die Spieler wie betäubt. Kein Wort, kaum eine Regung. Doch plötzlich kommt Bewegung auf. Merkel und der Bundespräsident schneien herein. Köhler geht betont still von Spieler zu Spieler, drückt jedem die Hand und bedankt sich bescheiden. Anders Merkel im rollrasengrünen Kostüm: Laut scherzt sie über die schweigenden Köpfe der vollkommen Niedergeschlagenen, denen eben in vorletzter Spielminute der Traum vom Titel zerplatzt war: "Na jaaa! Es gibt ja schlimmeres als Dritta wär'n!" Zum Glück saßen da Fußballer und nicht Biathleten, die hätten die Kanzlerin nach einem solchen Spruch mit ihren Sportgewehren durchsiebt.

Allerdings hält sich die Kanzlerin wohl ohnehin für schußfest. Sonst hätte sie längst die Nerven verloren über der Frage, wie sie jemals politisch lebend aus dieser Koalition wieder herauskommen sollte. Bis zum vergangenen Wochenende ging es im Regierungsviertel zu wie auf dem Hof der Rütlischule. Entfesselte gingen aufeinander los wie die Berserker, Gang-Boß Struck feuerte seine Spießgesellen zu immer neuen Gemeinheiten an, während vom Südzaun aus die "Black Warriors" spitze Messer schleuderten. Merkel kriegte reichlich was ab, rührte sich aber kaum und hoffte darauf, daß die schon irgendwann müde werden. Diese Woche nun schienen die Bandenkrieger endlich abzuschlaffen. Struck hat erst mal keine Lust mehr zu dem Gezänk und Hamburgs von Beust ist sogar der Kragen geplatzt. Stoiber solle "die Schnauze halten", giftete der Bürgermeister. Wir wußten gar nicht, daß der blasse Hanseat solche Wörter kennt!

Wir sind gespannt, was wir zu sehen kriegen, wenn sich der Qualm der Schlachten verzogen hat. Es dürfte ziemlich wenig sein. Die Gesundheitsreform ist in den Nebeln einer ungewissen Zukunft entschwunden, und die "großen Volksparteien" machen einen ziemlich elenden Eindruck. Wo ihnen einst ein Riesenheer treuer Anhänger hinterhemarschierte, das an den Lippen seiner großen Vorsitzenden hing, kraxeln heute traumatisierte Trüppchen übriggebliebener Parteimitglieder durch die Ruinen vergangener Herrlichkeit und verstehen die Welt nicht mehr.

Vor allem die Christdemokraten dürften sich fühlen wie die Klinsmänner nach der Italienpleite. Nur gut ein Jahr ist es her, da hing der Himmel noch voller Geigen: Rot-Grün in Scherben, Neuwahlen in Sicht und dann Durchmarsch zu Schwarz-Gelb. Was ist bloß schiefgelaufen?

Eigentlich alles. Selbst der Sinn des Lebens, also des Parteilebens, ist irgendwo im Koalitionsgestrüpp verschüttgegangen. Man hat fast alle Ministerpräsidenten, stellt die Kanzlerin - aber wozu eigentlich? "Also spontan fällt mir da natürlich das Eltern ..." Schnauze! Bald kommt noch eine Dame in Grün zur CDU-Basis und flötet, daß es ja "schlimmeres gibt als 27 Prozent".

Immerhin hat die Regierenden der Humor nicht verlassen, trotz all der Stänkerei. Gelegentlich ist zu hören, daß es für die Stabilität im Lande viel besser sei, wenn statt alle vier künftig nur noch alle fünf Jahre gewählt würde. Sowas aus den Reihen einer Koalition zu vernehmen, die sich schon nach zehn Monaten vollkommen festgefressen hatte, lädt doch zum Schmunzeln ein.


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