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21.10.06 / Einstiger Vasall stellt China bloß / Nordkorea handelt gegen die Wünsche aus Peking und verringert somit dessen Weltgeltung

© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. Oktober 2006

Einstiger Vasall stellt China bloß
Nordkorea handelt gegen die Wünsche aus Peking und verringert somit dessen Weltgeltung
von Albrecht Rothacher

Nordkoreas Atomtest hat China in eine prekäre Lage gebracht - Peking wird auch nicht verhindern können, daß Nordkorea noch eine zweite, vermutlich verbesserte Atombombe testen will. Noch unerwünschter sind für Peking die strategischen Folgen in der neuralgischen Region Nordostasien: Japan, das 1945 zum ersten und bisher einzigen Opfer von Atomwaffen wurde, fühlt sich erneut akut bedroht. Es wird mit amerikanischer Hilfe seine Flug- und Raketenabwehr zu Wasser und Lande ausbauen und möglicherweise ein eigenes Atomwaffenprogramm beginnen. Technisch ist das für das Hochtechnologieland Japan ein leichtes.

Südkorea mit seiner naiven Sonnenscheinpolitik hat seit Jahren den Schlüssel für eine friedliche Wiedervereinigung in Peking statt in Washington gesehen. Seoul hoffte, China würde auf seinen abhängigen Klientelstaat gut einreden und als Dank für die südkoreanische Entspannungspolitik mithelfen, die beiden Staaten auf der seit 1945 geteilte Halbinsel wieder zusammenzuführen. Weil das wiedervereinigte Korea dann zu China freundliche Beziehungen unterhalten müßte, wurde den USA weithin unterstellt, sie wollten die Teilung nur vertiefen. Jetzt stellt sich der Einfluß Pekings auf Pjöngjang als sehr begrenzt und die Skepsis der USA gegenüber dem kommunistischen Norden als durchaus berechtigt heraus. Nun braucht Südkorea die Raketenabwehr und den militärischen Schutz der USA gegen das unberechenbare Regime. So verliert China ohne eigenes Zutun innerhalb weniger Tage Freunde und Einfluß, ausgerechnet an den amerikanischen Rivalen.

Es kommt noch schlimmer: Traditionell unterhielt das Chinesische Kaiserreich zum Schutz gegen den Rest der Welt eine Pufferzone abhängiger Staaten um sich: Burma, Thailand, Vietnam, Tibet, die Mandschurei und die Mongolei gehörten meist ebenso dazu wie Korea. In ihre inneren Angelegenheiten mischte sich China nicht ein. Heute bemüht sich China wiederum, asiatische Klein- und Mittelstaaten um sich zu scharen. Am stärksten ist die Abhängigkeit bei Myanmar (Burma), Laos und Nordkorea. Justament das Land, das im Bezug auf Lieferungen von Öl, Nahrungsmitteln und militärischem Gerät am stärksten von China abhängig ist, ignoriert nun vor der gesamten Welt dreist die Interessen der Schutzmacht. Die gesamte bisherige Verhandlungspolitik Chinas ist ebenso unterlaufen wie das kunstvoll gestrickte System der neuen regionalen Abhängigkeiten.

Man muß nicht Asiate sein, um zu verstehen, wie massiv der Gesichtsverlust Chinas ist, das schon von einer Weltrolle träumte und nun von einem Halbstarken im eigenen Hinterhof ungestraft beleidigt wird. Die ersten Verlautbarungen des Außenministeriums in Peking belegen deshalb den einstigen Bundesgenossen mit einem Vokabular, das sonst nur für den Erzfeind auf Taiwan reserviert ist.

Bei Verzicht auf einen Militärschlag will Japan unter seinem neuen Premier Shinzo Abe ein Totalembargo gegen Nordkorea durchsetzen. Japans Häfen sind bereits für Schiffe aus Nordkorea gesperrt. Die USA wollen die Kontrolle aller Seetransporte nach Nordkorea erreichen, um Importe für das Raketen- und Atomprogramm zu verhindern. Dazu müßte allerdings China mitspielen.

Südkorea hatte nach den Raketentests vom Juli seine umfangreiche Nahrungs- und Düngemittelhilfe ausgesetzt. Die USA und Japan verlangen jetzt, daß Seoul Touristenreisen zu den Diamantbergen und den Aufbau der Wirtschaftssonderzone Kaesong - die beiden größten Devisenbringer für den Norden - unterbindet. China, Rußland und Südkorea befürchten, daß bei einem See- oder sogar Totalembargo des Nordens die dortige Diktatur ganz zusammenbrechen würde, das Regime zuvor aber noch einen militärischen Rundumschlag unternehmen könnte. Die Folge: Flüchtlingswellen hungernder Nordkoreaner würden die Region überschwemmen, und statt des exzentrischen, zynischen, aber intelligenten Kim Jong-il würden dümmere und noch brutalere Generäle die Macht übernehmen.

An demokratische Dissidenten könnte die Verantwortung nicht übergeben werden - es gibt sie nicht, denn Menschen mit politischen Idealen hatten in diesem Land keine Überlebenschance.

China will also das Regime nicht aufgeben. Es lehnt militärische Maßnahmen ebenso ab wie partielle Seeblockaden. Chinas Uno-Botschafter Wang will "feste, konstruktive, angemessene und vorausschauende Sanktionen". China wird seine Nahrungsmittelhilfe, die in erster Linie die Nomenklatura und das Militär ernährt, stark einschränken. Der Zahlungsverkehr und der Handel mit Militärgütern - Nordkoreas einziger Exportschlager sind Raketen für den Nahen Osten - dürften stark eingeschränkt werden. Dazu soll der Import von Luxusgütern nach Nordkorea blockiert werden. Dies betrifft auch Rotweine aus Bordeaux und Hennessy Cognac, Kim Jong-ils erklärte Lieblingsgetränke. Möglicherweise sind seine verbunkerten Weinkeller so gut bestückt, daß er auch diese Einschränkungen verkraftet. So liefen die internationalen Sanktionen einmal mehr ins Leere - bis zur nächsten gezielten Provokation.

Foto: Stark bewaffnet: China kann und will Kim Jong-il nicht militärisch zurückpfeifen. (pa)


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