© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. Oktober 2006

Selbsternanntes "Bawag"-Opfer klagt Rechte ein

Vorige Woche begann vor dem Arbeitsgericht in Wien der Prozeß des ehemaligen ÖGB-Präsidenten Verzetnitsch gegen den Gewerkschaftsbund. Der langjährige ÖGB-Chef war auch langjähriger Angestellter des ÖGB gewesen und nach dem Auffliegen der "Bawag"-Affäre nicht nur abgesetzt, sondern auch fristlos entlassen worden. Verzetnitsch klagt auf 850000 Euro plus Zinsen, weil er durch die fristlose Entlassung - im Vergleich zu einer Kündigung - Abfindungs- und Pensionsansprüche verliert. Der ÖGB bringt eine interessante Gegenforderung ins Spiel: Der ÖGB habe allein zwischen April und September 2006 wegen der von Verzetnitsch mitzuverantwortenden "Bawag"-Krise zwölf Millionen Euro an Mitgliedsbeiträgen verloren.

Der Prozeß wurde nach der ersten Verhandlung auf unbestimmte Zeit vertagt - aus guten Gründen: Denn der eigentliche "Bawag"-Prozeß könnte auch Verzetnitsch in den Verdacht der Untreue bringen, wie das die Anklageschrift dem ehemaligen "Bawag"-Generaldirektor Elsner, anderen "Bawag"-Direktoren und dem "Bawag"-Aufsichtsratspräsidenten, der gleichzeitig Finanz-Chef des ÖGB war, vorsieht. Dieser Prozeß wartet noch immer auf Genehmigung durch die Oberstaatanwaltschaft - und dann könnten auch noch die Anwälte Einspruch erheben.

Der Hauptbeschuldigte Elsner, der in Frankreich verhaftet worden war, weilte allerdings nur einen Tag im Gefängnis - dann durfte er ins Krankenhaus übersiedeln. Gegen eine Kaution von einer Million Euro, die sein alter Geschäftspartner Schlaff für ihn hinterlegt hatte, ist Elsner sogar auf freiem Fuß. Das französische Gericht hat zwar der Auslieferung zugestimmt, doch diese wird von Elsners Anwälten blockiert: Elsner sei nicht transportfähig. (RGK)