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04.11.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfern Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 04. November 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfern Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

da können wir uns wieder einmal freuen, denn es kamen allerhand Zuschriften auf die auf unserer Familien-Seite veröffentlichten Fragen und Wünsche. Und wenn manche auch nur einen kleinen Hinweis enthielten oder Mut zur weiteren Suche machten, so beweist das doch, wie aufmerksam unsere Kolumne gelesen wird. Das bekam auch unsere Landsmännin Ilse A. Bannick aus Husum zu spüren - wieder einmal, muß man da schon sagen, denn die aktive Ostpreußin hat bisher nur sehr gute Erfahrungen mit ihren an unsere Familie gestellten Wünschen gemacht. Als wir in Folge 20 einige der Fotos veröffentlichten, die Renate Galonsky in einem alten Fotoalbum gefunden und diese Frau Bannick zur Vermittlung überlassen hatte, wußte ich gleich: Das wird ein Erfolg. Denn es waren Aufnahmen aus den 20er Jahren vor allem aus Heydekrug und Jugnaten, die mit den Namen der darauf abgebildeten Personen und anderen genauen Angaben versehen waren. Ich hatte recht: Schon bald meldete sich Frau Bannick und übersandte mir Kopien von den ersten Zuschriften, sogar aus England meldete sich eine Leserin, die sich noch gut an die abgebildete Gastwirtschaft Kissuth erinnern konnte. Die interessanteste Reaktion kam aber von Herbert Kissuth aus Zülpich, der einwandfrei seine väterlichen Verwandten erkannte, obgleich er als "Nachgeborener" die Heimat seiner Vorfahren nur vom Hörensagen kennt. Er freute sich sehr, so unerwartet diese Fotos zu entdecken, die ja für seine Familie dokumentarischen Wert haben. Frau Bannick bekam aber noch weitaus mehr Zuschriften, wie sie mir jetzt am Telefon sagte: "Ein ganzer Tisch ist voll!" Da werden wir wohl noch mehr hören!

Daß sich sogar nach 60 Jahren noch Spuren auffinden lassen, beweist ein Schreiben von Elisabeth Krahn aus Celle. Sie las in Folge 24 die Geschichte von einer nach Rußland verschleppten Ostpreußin, die nach der Entlassung nach Amerika ausgewandert war und nun beim Aufräumen eine alte Bibel fand, die sie aus der Gefangenschaft mitgebracht hatte. In ihr lag ein Zettel, auf den sie damals die Namen von fünf im Lager verstorbenen Leidensgenossinnen notiert hatte. Sie sandte die Namen an ihre ehemalige Kollegin Hildegard Förster in Suthfeld, die uns bat, diese zu veröffentlichen, weil vielleicht Verwandte noch immer im Ungewissen über das Schicksal der Verschleppten sein könnten. Frau Krahn konnte Frau Förster in einem Fall die Anschrift der Angehörigen mitteilen, diese kannten aber bereits das Schicksal der jungen Frau aus Miswalde.

Aber dann kam etwas Erstaunliches: Eine der Genannten, Inge Jek aus Mohrungen, ist nicht im Lager verstorben, sie hat geheiratet und lebt heute ebenfalls in Amerika! Ihr Bruder hat Frau Krahn dies auf einem Kreistreffen persönlich bestätigt. Das ist nun wirklich eine wundersame Geschichte, die vielleicht noch weitergeht, wenn die beiden in Amerika lebenden ehemaligen Schicksalsgefährtinnen zueinander Kontakt finden. Angehörige der drei anderen Frauen - Anna Dobschinski aus Hütta, Ottilie Kowalewski aus Bertung und Margarete Haufstein aus Frauenburg - haben sich nicht gemeldet. Ich danke jedenfalls Frau Krahn für diese Mitteilung, die wieder einmal aufzeigt, was unsere Ostpreußische Familie bewirken kann.

Aus Amerika kam auch der Suchwunsch von Gunter Hartmann, der in Rauschen aufwuchs - sein Vater führte dort das bekannte Restaurant "Seestern" - nach zwei ehemaligen Jugendgefährten aus dem schönen Ostseebad. Hierzu konnte ihm der Ortsvertreter von Rauschen, Hans-Georg Klemm, nach eigenen Recherchen nur soviel mitteilen, daß der eine der Gesuchten schon jung verstorben, von dem Schicksal des anderen nichts bekannt sei. Herr Hartmann wird sich aber über dieses sehr persönliche Schreiben sehr gefreut haben, denn Herr Klemm konnte dessen Erinnerungen noch mit netten Schilderungen ergänzen. Es gab noch weitere Zuschriften, aber hier gib es noch einiges zu klären, ehe ich darüber schreibe.

Als "sehr bescheiden" hatte ich den Wunsch von Irmgard Sablewski bezeichnet, die so gerne etwas über die Heimatorte ihrer Vorfahren wissen wollte. Sie hat diese nie kennengelernt, da sie 1939 in Dortmund geboren wurde. Ihr Vater stammte aus dem westpreußischen Rosenberg, die Mutter aus Berent. Unsere Leserin Lucia Schwarz übermittelte die Bitte, sie selber hatte auf Heimattreffen schon vergeblich nach diesen Orten gefragt. Alle wollten Erkundigungen einziehen, aber dabei blieb es auch. Nicht so bei unserer Ostpreußischen Familie. Denn jetzt bekam ich eine Briefkarte von Frau Sablewski, mit der sie sich für die vielfältigen Zuschriften aus verschiedenen Bundesländern sehr herzlich bedankt, die durch unsere Veröffentlichung und die Vermittlung von Frau Schwarz veranlaßt wurden. Frau Sablewski hat sich sehr gefreut, etwas über die Geburtsorte ihrer Eltern - beide 1899 geboren und 1979 gestorben - zu erfahren. Unsere Ostpreußische Familie schließt doch auch die westpreußischen Leserinnen und Leser mit ein, denn wir sind ja eine Sippe, nämlich Alt-Preußen. Kleine Geschichtskunde: Ostpreußen erhielt bei der ersten Teilung Polens im Jahre 1772 diesen Namen, als Westpreußen und das Ermland wieder mit dem Königreich Preußen verbunden wurden.

"Mein Dankeschön ist schon lange überfällig, aber ein altes Pferd geht eben langsamer" - so launig beginnt der Brief unserer langjährigen Leserin Frieda Lukner aus Florida. Ganz herzlich bedankt sie sich für die Veröffentlichung ihres "so unwichtigen Wunsches" - nach den Winkler-Spezialitäten mit den herrlich verrückten Namen -, aber so "kleinnuschig" war er gar nicht, denn er erweckte bei vielen Leserinnen und Lesern Erinnerung an heitere, sorglose Stunden in der noch unversehrten Heimat. So wie bei Herrn Dr. med. Frank Neumann aus Moers, der als Student regelmäßig mit seinen Kommilitonen das in ganz Ostpreußen bekannte Lokal anlief. Ihm sind als hochprozentige Getränke neben dem berühmten "Elefantendoubs mit Setzei" noch "Pschismokatzky" und "Schneegestöber" in Erinnerung geblieben! Auch über diese Reaktion wird sich nun Frau Lukner freuen, die ihrem Brief ihre Erinnerungen an die Heimat beigefügt hat, sie mußte sie einfach aufschreiben. Sie enden mit dem Satz aus dem Nehrungslied, der auch über meinen späten Lebensjahren steht: "... doch de Sehnsucht bleew!" Und diese Sehnsucht führt sie in Gedanken noch immer an das Kurische Haff, auf die Nehrung, in die Elchniederung, in das Große Moosbruch ...

Es ist immer schwer, Wünsche zu erfüllen, die auf vor längerer Zeit erfolgte Veröffentlichungen zurückgehen - in diesem Fall sogar unmöglich. Im Ostpreußenblatt Folge 14 / 1994 erschien als Erinnerungsfoto 991 eine Aufnahme aus dem RAD-Lager Groß Borken. Im Text wurde erwähnt, daß Frau Waltraut Wilken geborene Schwarzenberger, die dieses Foto einsandte, auch noch ein weiteres vom Gutshaus Groß Borken übermittelte, das nicht abgedruckt und an die Einsenderin zurückgesandt wurde. Dieses Foto sucht nun unsere Leserin Erna Staubert geborene Mohr, weil ihre Großeltern seit 1885 Pächter des Gutes gewesen waren. Durch den frühen Tod des Großvaters Friedrich Schmidt war seine Frau Therese gezwungen, bereits 1896 mit ihren neun Kindern Groß Borken zu verlassen. Für ihre Enkelin hätte ein Bild vom Gutshaus schon einen ideellen Wert. Leider ist die Einsenderin des Fotos vor drei Jahren verstorben. Ob diese Aufnahme vom Gutshaus Groß Borken noch existiert, ist nicht feststellbar, aber vielleicht ist in unserm Familienkreis noch ein anderes Foto von dem Gutshaus zu finden, da es ja RAD-Lager war und eine der anderen ehemaligen Maiden auch ein Erinnerungsfoto besitzen könnte. Einen ganz persönlichen Gruß an Sie, liebe Frau Staubert, denn wir sind im selben Jahr in Königsberg geboren und haben beide in der Dinterstraße gewohnt - das verbindet schon! Zuschriften sind zu richten an die Tochter von Erna Staubert, die den Wunsch ihrer Mutter übermittelte. (Sigrid Müller-Staubert, Ahltener Straße 9 in 31275 Lehrte.)

Eure Ruth Geede


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