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04.11.06 / Wo Künstler ein Zuhause auf Zeit finden / Schloß Wiepersdorf wird jetzt als Künstlerhaus genutzt - Eine lange Tradition wird fortgeführt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 04. November 2006

Wo Künstler ein Zuhause auf Zeit finden
Schloß Wiepersdorf wird jetzt als Künstlerhaus genutzt - Eine lange Tradition wird fortgeführt

Das Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf im brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming wurde jetzt wieder eröffnet. Unter der Leitung von Anne Frechen kann damit die lange Tradition des Hauses als Ort für bildende Künstler, Schriftsteller, Komponisten, Geisteswissenschaftler und Publizisten aus dem In- und Ausland fortgeführt werden. Die "Deutsche Stiftung Denkmalschutz" (DSD) hatte sich Ende 2005 wegen der besonderen Bedeutung des Schlosses und seiner langjährigen Tradition entschlossen, das Schloß Wiepersdorf zu übernehmen, um es mit Unterstützung des Landes Brandenburg und der Bundesrepublik Deutschland dauerhaft zu erhalten und weiterhin für kulturelle Zwecke zu nutzen.

Anstelle des heutigen Schlosses stand zunächst ein Herrenhaus der Familie von Leipzig. Um 1730 erwarb der preußische Offizier Gottfried Emmanuel von Einsiedel den Besitz und ließ auf den Grundmauern des Herrenhauses das Schloß erbauen. Als General bei König Friedrich II. von Preußen in Ungnade gefallen, starb Einsiedel 1745 auf dem Schloß und wurde in der Schloßkapelle beigesetzt. Gerüchte um seine angebliche Ermordung auf Befehl des Königs wollten nie verstummen. Angeblich soll der Geist des Generals nachts ruhelos durch Schloß und Park wandeln.

Um die Gerüchte über die angebliche Ermordung des vormaligen Schloßherrn endlich auszuräumen, ließ König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1856 das Grab des Generals öffnen. Da das Skelett unversehrt und vollständig war, schloß man das Grab wieder und betrachtete von Staats wegen die Sache als erledigt. Die Spukgeschichten in Dorf und Schloß konnte man dadurch jedoch nicht beenden.

Das im Niederen Fläming gelegene Schloß Wiepersdorf nimmt in der Geschichte der Künste, insbesondere der Literatur, eine besondere Stellung in Deutschland ein. 1814 übersiedelte das Dichterpaar Ludwig Achim und Bettina von Arnim von Berlin nach Wiepersdorf und machte es zu einem Ort des geistigen Austausches mit Vertretern der künstlerischen und wissenschaftlichen Elite. An das Dichterpaar wird im "Bettina und Achim von Arnim Museum" erinnert, das in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Schloß Wiepersdorf eingerichtet wurde. In dem Museum werden das Leben und Werk des Dichterpaares und die Geschichte des Hauses dokumentiert. Die Sammlung umfaßt darüber hinaus Bilder des Malers Achim von Arnim und gibt Auskunft über den damaligen Gesprächskreis des Dichterpaares, zu dem Friedrich Carl von Savigny, Clemens v. Brentano, Tieck, Schleiermacher, Humboldt und die Gebrüder Grimm gehörten.

Nach 1947 diente Schloß Wiepersdorf als Arbeits- und Erholungsstätte für Schriftsteller und Künstler. Im Jahr 1992 wurde es als Künstlerhaus und Einrichtung der

Stiftung Kulturfonds von den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen wieder eröffnet. Künstler wie Arnold Zweig, Anna Seghers, Christa Wolf und Sarah Kirsch waren in Wiepersdorf zu Gast.

Ende 2004 wurde der vorherige Träger des Künstlerhauses, die "Stiftung Kulturfonds", aufgelöst, nachdem Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen den Staatsvertrag über die Errichtung dieser Stiftung gekündigt hatten. Im Oktober 2005 wurde der Vertrag unterzeichnet, der die Zukunft des Künstlerhauses absichert. Im Vertrag wurde auch die Errichtung eines treuhänderischen Stiftungsfonds bei der DSD festgeschrieben, der aus dem Anteil des brandenburgischen Liquidationserlöses der Stiftung Kulturfonds gespeist wurde.

Die Erträge des Land Brandenburg-Fonds werden für Schloß Wiepersdorf eingesetzt, insbesondere für die Restaurierung, Erhaltung und Pflege des Schlosses und der zugehörigen Anlagen sowie die Nutzung als Künstlerhaus für Stipendiaten. Darüber hinaus gibt der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien dem Künstlerhaus drei Jahre lang 450000 Euro für das Künstlerhaus. (pm)


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