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04.11.06 / Handwerkskunst für die Serie / Das Stadtmuseum Berlin zeigt Berlin-brandenburgische Keramik aus den 20er Jahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / 04. November 2006

Handwerkskunst für die Serie
Das Stadtmuseum Berlin zeigt Berlin-brandenburgische Keramik aus den 20er Jahren

Im Mittelpunkt einer Ausstellung des Märkischen Museums in Berlin steht eine repräsentative Auswahl von Künstlermodellen der 1920er Jahre aus dem breiten Produktionsspektrum der Steingutfabriken Velten / Vordamm GmbH / Werk Velten. Sowohl die Entwürfe für die Serienproduktion als auch handbemalte, signierte Fayenceunikate, deren Farbigkeit und plastische Lebendigkeit beeindrucken, vermitteln einen Einblick in die Keramikkultur dieser Zeit.

Der Leiter der Steingutfabriken, Dr. Hermann Harkort, bekannt als Keramikforscher und Vorsitzender der Deutschen Keramischen Gesellschaft (1925 - 1929), stellte in seinem Werk in Velten bei Berlin bereits seit 1919 zweckmäßige, von Künstlern gestaltete Keramiken in preiswerter Serienproduktion her.

Das Märkische Museum kaufte 1931 etwa 1000 Modelle aus der Musterkammer der Fabrik, welche den Grundstock der Berlin-brandenburgischen Keramiksammlung des 20. Jahrhunderts bilden.

Eine Auswahl von 70 Exponaten der Veltener Künstlermodelle wird nun der Öffentlichkeit präsentiert. Allein etwa 700 Keramiken befinden sich noch heute in der Studiensammlung des Stadtmuseums.

Als Verfechter der Reformideen des Deutschen Werkbundes und begeisterter Anhänger des Staatlichen Bauhauses in Weimar warb Harkort Maler wie Walter Stock, sowie Bildhauer wie Gerhard Marcks, Richard Scheibe und Alexander Archipenko für die Umsetzung seiner Produktionsstrategien. Zudem übernahm Harkort die Umsetzung baukeramischer Entwürfe von Walter Sutkowski.

Im Jahre 1919 übertrug man die künstlerische Leitung des Unternehmens Charlotte Hartmann. Sechs Jahre später wurde der Bauhaus-Keramiker Theodor Bogler Leiter der Modell- und Formwerkstatt, und im Jahre 1928 siedelte Walter Burri aus der Werkstatt Otto Lindigs von Dornburg an der Saale nach Velten über. Die Graphikerin Elisabeth Dörr lieferte ab 1919 Entwürfe nach Velten.

Von Hedwig Bollhagen stammen zahlreiche Modelle und Dekore bedeutender Fayence sowie Seriengeschirre aus Steingut. Mit neuen Modellen, handbemalten Geschirren aus Steingut und Fayence sollte der Keramik eine neue Geltung verschafft werden. Alles, was im Haushalt dem Gebrauch diente, so der Wortlaut des Angebotskatalogs, konnte "dem verfeinerten Geschmack eine Augenweide" bieten.

Das Werk Velten, welches in den 20er Jahren zunächst erfolgreich produzierte und Exportverbindungen nach England, Holland, sogar bis nach Nordamerika hatte, mußte unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1931 seine Tore schließen.

In der Berliner Ausstellung wird auch an den Förderer des Märkischen Museums, den Direktor der "Bötzow-Brauerei" Julius Maria Ludwig Bötzow, erinnert. Vor 80 Jahren (1926) konnte auf Grund des von ihm hinterlassenen Vermächtnisses die "Julius-Bötzow-Stiftung" gegründet werden. Der Erlös von Aktienpapieren im Wert von 100000 Reichsmark ermöglichte dem Museum die Einrichtung einer Sammlung zeitgenössischen Kunstgewerbes und den Ankauf weiterer bedeutender Erwerbungen. pm

Die Ausstellung im Ephraim-Palais / Stadtmuseum Berlin, Poststraße 16, 10178 Berlin, ist dienstags und donnerstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 12 bis 20 Uhr geöffnet, Eintritt 3 / 1,50 Euro, bis 7. Januar 2007.


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