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04.11.06 / Im Geschichtsbuch der Europäer berücksichtigen / Grußwort des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen anläßlich der Einweihung des Mahnmals der Opfer des Weltkommunismus

© Preußische Allgemeine Zeitung / 04. November 2006

Im Geschichtsbuch der Europäer berücksichtigen
Grußwort des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen anläßlich der Einweihung des Mahnmals der Opfer des Weltkommunismus

Exzellenzen, Herr Vorsitzender, Herr Bürgermeister, verehrte Damen, meine Herren, ich bedanke mich für die Einladung, hier heute aus Anlaß der Einweihung dieser Gedenkstätte ein Grußwort für die Landsmannschaft Ostpreußen (LO) vortragen zu können. Die LO ist ein in Deutschland beheimateter Opferverband. Der Sitz unseres Verbandes ist in Hamburg.

Obwohl regierungsamtlich nicht autorisiert, begreife ich mich bei dieser Veranstaltung als ein Vertreter der Bundesrepublik Deutschland.

Eine Bemerkung vorweg: Deutschland hat zwölf Jahre unter einer menschenverachtenden Diktatur leben und leiden müssen. Millionen Menschen wurden Opfer der von Deutschland ausgehenden NS-Ideologie, insbesondere die Juden Europas.

Wir wissen, wozu ein totalitäres Regime fähig ist. Deswegen ist mit unserem Opfergedenken für die Opfer des Weltkommunismus keine Anklage gegen ein Land verbunden. Kleine und große Despoten, heißen sie nun Stalin, Polpot oder Idi Amin, wachsen gelegentlich in jedem Land heran. Bei entsprechender Beeinflussung ist auch eine mehr oder weniger große Mitläuferschar immer vorhanden.

Die kommunistische Ideologie fand schon am Ausgang des ersten Weltkrieges 1919/20 in Deutschland fruchtbaren Boden. Von deutschen Kommunisten angezettelte Spartakisten-Aufstände forderten mehrere Hundert Opfer.

Keine nationale Minderheit in der Sowjetunion hatte so schlimm zu leiden wie die Rußlanddeutschen. Da viele von ihnen wohlhabende Bauern waren, hatten sie bei der sogenannten Kulakenvernichtung extrem viele Opfer zu beklagen.

Die Auslöschung des freien Bauerntums zu Beginn der 30er Jahre hatte in der Sowjetunion eine über Jahre andauernde Hungersnot zur Folge, die für rund 15 Millionen Menschen den Hungertod bedeutete. Wir wissen, daß in der rußlanddeutschen Wolgarepublik in diesen Jahren etwa 54000 Deutsche verhungert sind.

Ab Anfang August 1941 ließ Stalin die gesamte Bevölkerung der rußlanddeutschen Wolgarepublik als Staatsfeinde in die asiatischen Gebiete der Sowjetunion deponieren. Man schätzt, daß dabei etwa 350000 Menschen ihr Leben verloren haben.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges besetzte die Rote Armee die Ostprovinzen Deutschlands. Unzählige Menschen wurden ermordet. Hunderttausende Frauen geschändet. Im nördlichen Ostpreußen - im sogenannten Königsberger Gebiet - konnten rund 110000 Menschen nicht rechtzeitig fliehen.

Etwa 80000 davon sind in Königsberg bis 1947 verhungert. Die Reste der deutschen Volksgruppe, etwa 25000, wurden bis 1948 in den Westen abgeschoben. Das Königsberger Gebiet wurde von seiner angestammten Bevölkerung durch Völkermord ethnisch total gesäubert.

In der sowjetisch besetzten Zone Nachkriegsdeutschlands wurden bis 1949 einige tausend Menschen ermordet oder in die Sowjetunion verschleppt. Nur wenige kamen nach Jahren zurück. Zehntausende kamen in KZ-Lager, die nach dem Zusammenbruch der NS-Diktatur weiterbetrieben wurden.

Zwischen 1949 und 1961 verließen zirka 2,7 Millionen Menschen die DDR. Viele flüchteten unter Lebensgefahr und entgingen damit ihrer bevorstehenden Verhaftung. Etwa 75000 Menschen mußten sich während der DDR-Zeit wegen versuchter Republikflucht verantworten. Die meisten wurden zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt.

An der Berliner Mauer und an der innerdeutschen Grenze starben zwischen 1961 und 1989 etwa 300 Menschen eines gewaltsamen Todes. Sie alle sind Opfer der kommunistischen Diktatur.

Den Freiheitskampf der Deutschen in der DDR am 16./17. Juni 1953 möchte ich hier nicht unerwähnt lassen. Ähnlich wie drei Jahre später in Ungarn wurde er durch die sowjetischen Besatzer blutig niedergeschlagen. 475 Tote, Hunderte Verletzte und Tausende zu Kerkerstrafen Verurteilte sind hierbei zu nennen. Aber auch an 17 Sowjetsoldaten, die standrechtlich erschossen wurden, weil sie sich weigerten, auf unbewaffnete demonstrierende Deutsche zu schießen, soll hier gedacht werden. Europa, das christliche Abendland, hat in mehr als einem Jahrtausend eine Kultur des Opfergedenkens entwickelt. Wir stehen in dieser Tradition. Wir würden uns unserer Vorfahren als unwürdig erweisen, wenn wir die namenlosen Opfer des Weltkommunismus dem Vergessen anheimfallen lassen würden. Auch die Opfer des Weltkommunismus müssen im Geschichtsbuch der Europäer gebührend berücksichtigt werden. Dazu kann diese Gedenkanlage das Startsignal geben.

Ungarn und den Ungarn ein herzliches Glückauf.


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