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11.11.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. November 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied

und Familienfreunde,

der November ist da mit trübem Grau, Sturm und Kälte und mit den Gedenktagen an diejenigen, die nicht mehr unter uns weilen. Da gehen die Gedanken weit in die Vergangenheit zurück, es machen sich alte Narben bemerkbar, die noch immer schmerzen. Namen tauchen in der Erinnerung auf, die man vergessen glaubte, man denkt an Ereignisse, die das eigene Schicksal mitbestimmten, es fallen einem Worte ein, die bisher ungesprochen blieben. So ergeht es unserer Heimatgefährtin Eva Weidlich, wenn sie an den Totensonntag denkt. Denn an einem solchen wurde sie vor 73 Jahren in Raging, Elchniederung geboren. Für die Eltern Erna und Ewald Hoffmann blieb es ein Tag des Schreckens, denn kurz nach der Geburt brach in ihrem Haus ein Feuer aus, und nur einem Nachbarn war es zu verdanken, daß Mutter und Kind am Leben blieben: Er rettete sie unter Einsatz des eigenen Lebens aus dem brennenden Gebäude. Doch davon erfuhr Frau Weidlich erst sehr viel später, um so gravierender war für sie dieses Ereignis, so daß sie sich noch immer damit beschäftigt. Wie schnell hätte ihr Leben ausgelöscht werden können, kaum, daß es begonnen hatte, wäre der Nachbar nicht gewesen. Spät, aber nicht zu spät möchte sie ihm danken - über uns, denn sie will ihrem Lebensretter damit einen besonderen Dank abstatten. So übermitteln wir ihn hiermit an Herrn Walter Lunk in Bad Langensalza, den es wahrscheinlich sehr berühren wird, daß das Neugeborene, das er aus dem Feuer holte, nun im späten Alter noch an ihn und seine rettende Tat denkt.

Mit ihrer Geburt beschäftigt sich noch immer - oder vielmehr erst jetzt - Ursula Waltraud Müller, denn sie wurde schon in der Insterburger Frauenklinik, in der sie am 20. April 1943 als uneheliches Kind einer sehr jungen Mutter zur Welt kam, adoptiert. Erst vor einem Jahr erfuhr sie, daß sie nicht das leibliche Kind der Frau war, die sie immer für ihre Mutter gehalten hatte. Sie sucht nun nach einer Familie Rehberg aus den Kreisen Insterburg oder Wehlau, denn diesen Namen trug sie bei ihrer Geburt. Wir haben darüber in Folge 30 ausführlich berichtet. Bislang kamen nur Suchhinweise, aber es ergab sich nichts Konkretes. Frau Müller läßt die Tatsache, daß sie ihre leibliche Mutter nie gekannt hat, nicht los, und sie bat uns jetzt, folgenden Text zu veröffentlichen:

"Mehr als ein halbes Jahrhundert habe ich verbracht in dem Bewußtsein, meine Familie zu kennen. Und nun - mit über 60 Jahren! - spielt mir der Zufall die Erkenntnis in die Hände, daß meine ,Mutter' mich zwar von Kindesbeinen an geliebt und gepflegt, auf der Flucht aus Ostpreußen sogar gerettet ... aber nicht geboren hat! Ich habe erfahren, daß ich die Tochter eines damals minderjährigen Mädchens bin, das mich nach der Geburt nicht behielt. So kam ich als Säugling zu meiner Pflegefamilie, als deren Teil ich mich fühle und soweit wie möglich auch nach wie vor betrachte. Dennoch: Seit ich weiß, daß meine leibliche Herkunft ungeklärt ist, beschäftigt mich dieses Problem. Ich suche Schicksalsgenossen und Gesprächspartner, die ähnlich betroffen sind. Ich suche Menschen, die ihre Familie spät kennenlernten oder gar nicht mehr ausfindig machen konnten, die aber meine Empfindungen verstehen können. Wenn Sie selbst in einer ähnlichen Lage waren oder sind, auch wenn Sie Betroffene kennen, wäre ich über einen Kontakt und Austausch sehr froh."

Soweit unsere Leserin, die längst erwachsen ist und plötzlich auf der Suche nach ihren Wurzeln ist. Ich weiß, daß wir bereits mehrere ähnliche Fälle in unserer Familie behandeln haben, was auch für mich als Vermittlerin nicht immer leicht ist, da man sehr behutsam vorgehen muß. Aber es gab schon glückliche Lösungen, wenn Halbgeschwister, die nie voneinander gehört hatten, sich fanden. Hoffen wir also weiter! Zuschriften an Uta Müller, Sankt-Göres-Straße 36 in 40489 Düsseldorf, Telefon (02 11) 40 03 43.

Im nächsten Falle geht es auch um eine Adoption, allerdings wurde das Kind erst im Alter von acht Jahren adoptiert - nach dem Tod der Eltern. Die Familie Basteck wohnte in Klenzkau, die Eltern arbeiteten auf dem Gut des Besitzers Grabski. Tochter Christel wurde am 20. August 1930 geboren, vier Jahre später kam ihre Schwester Adele zur Welt. Als die Eltern 1938 verstarben, wurde Christel von der Familie Grabski adoptiert. Ihre jüngere Schwester kam in die Obhut einer anderen Familie. Christel gelangte nach der Vertreibung nach Bremen, wo sie noch heute als Christel Fröse lebt. Immer hat sie ihre Schwester Adele gesucht, aber nie gefunden. Wir bekamen den Suchwunsch von anderer Seite zugesandt, an die anscheinend der Ruf gelangt ist, daß wir immer noch nach so vielen Jahren Familien zusammenführen können, die durch Krieg und Flucht auseinander gerissen wurden. Deshalb sollen Zuschriften auch an den Betreuer von Frau Fröse, Herrn Pietsch, Telefon (01 77) 8 92 24 16, gerichtet werden.

Ja, unsere Ostpreußische Familie hat sich schon eine feste Mittlerposition geschaffen, und sie könnte getrost den bekannten Werbeslogan auch für sich beziehen: Wenn du nicht weiter weißt ... dann wende dich an die Ostpreußische Familie! Das tat auch Herr Leuther von Gersdorff, indem er uns bat, das Bild eines Hauses aus Memel zu veröffentlichen, um den genauen Standort zu erfahren. Das hat prompt geklappt, denn eine alte Memelerin, Sabine Klink geborene Ogilski, meldete sich aus Rosenheim und teilte Herrn von Gersdorff mit, daß das Haus auf dem Friedrichsmarkt in der Altstadt von Memel steht. Und nun setzt wieder unsere Mittlerrolle ein: Ehe Herr von Gersdorff feststellte, daß sein Foto auf unserer Seite erschienen war, meldete sich ein vermutlicher Leser, aber dieser Brief ist leider ungeöffnet abhanden gekommen. Falls dieser Schreiber also bisher vergeblich auf eine Antwort wartet, so ist dies die Erklärung. Dank sei ihm trotzdem gewiß!

Auch Sigrid Matthee-Kohl konnte einen Erfolg verbuchen, zwar nicht direkt durch unsere Familie, denn ich hatte ihr den Rat gegeben, sich zwecks Suche nach ihrem Onkel Franz Matthee, * 1904 in Groß-Wersmeningken, an die Deutsche Kriegsgräberfürsorge zu wenden. Von dort erhielt sie Auskunft, daß ihr Onkel am 28. Februar 1945 im Kriegslazarett 1 / 615 verstorben und auf dem Waldfriedhof in Danzig-Langfuhr zur letzten Ruhe gebettet worden sei. Diese Frage ist also gelöst, nicht aber die nach dem Schicksal

ihres Vaters Heinz Matthee, * 1914, der sich auch in jenen Tagen in Danzig-Langfuhr befand. Auch die Suche nach den Bildern ihres Großonkels Albert Munier aus Minge, der nach dem Krieg bei Hamburg (Schönningstedt / Bergedorf-Land) gewohnt hat, blieb bisher ohne Ergebnis. Trotzdem stellte Frau Matthee-Kohl noch eine neue Frage, die schon eher zu einem Erfolg führen dürfte. Ihr Großvater Karl Plauk und seine Ehefrau Emilie, geborene Mattulat aus Rauterskirch, betrieben in Königsberg ein Lebensmittelgeschäft im Haus Karl-Baer-Straße 16.

Kannte jemand diesen Kolonialwarenladen und kann sich an die Inhaber erinnern? Existiert vielleicht sogar noch ein Foto von Haus und Geschäft? Das wäre natürlich großartig. (Sigrid Matthee-Kohl, Hauptstraße 45 in 76865 Rohrbach, Telefon 0 63 49 / 74 50.)

Es berührt die Nachkommen eines verstorbenen Menschen oft eigenartig, wenn man dessen Nachlaß sichtet und darin auf Relikte einer längst vergangenen Zeit stößt. Für Gernot Grübler erwies sich jetzt ein kleines Heft aus dem Besitz seiner Mutter als Fundgrube, da er nun seine Lebenserinnerungen, an denen er arbeitet, vervollständigen kann. Aber noch wichtiger wäre es für ihn, wenn die darin enthaltenen Namen Gestalt annehmen könnten. Deshalb wendet er sich erneut an unsere Familie, obgleich seine vor einiger Zeit veröffentlichte Frage nach den Begleitumständen des im Oktober gestarteten Trecks von Weidenau nach Heinrikau bisher keine Resonanz erbrachte. In dem "Quittungsbuch", das seine Mutter trotz Flucht und vielfachem Wohnwechsel aufbewahrt hatte, sind die Namen der Haushaltsgehilfinnen vermerkt, die in den Jahren 1941 bis 1944 bei der Lehrerfamilie Grübler in Weidenau, Kreis Tilsit-Ragnit beschäftigt waren. Interessant ist die darin vermerkte Entlohnung, die einen Hinweis auf die damaligen Arbeitsbedingungen gibt. Herr Grübler besitzt noch Originalaufnahmen von den jungen Haushaltsgehilfinnen, die wahrscheinlich ihr Pflichtjahr bei der Lehrerfamilie ableisteten. Er hofft, daß sie Krieg und Vertreibung überstanden haben und sich jetzt bei ihm melden, denn er würde ihnen gerne Abzüge der Aufnahmen zur Verfügung stellen. Durch Heirat dürften sie wohl einen anderen Namen tragen. Es handelt sich um Erika Pucknat, (beschäftigt vom 1. April bis 15. Oktober 1941), Erna Petrowsky, (15. Oktober 1941 bis 31. Januar 1942), Helene Hofft, (1. April 1942 bis 30. November 1943) und Lydia Brinkmann, (1. Dezember 1943 bis 30. November 1944). Letztere begleitete die Lehrerfamilie auf der Flucht, zuerst im Treck bis Heinrikau und dann weiter nach Crossen / Sachsen. Anfang Dezember 1944 kehrt Lydia Brinkmann wieder nach Ostpreußen zurück - was ist wohl aus ihr und den anderen Mädchen geworden? (Gernot Grübler, Liegnitzerstraße 12 in 31246 Lahstedt, Telefon 0 51 72 / 20 65, Fax 0 51 72 / 32 79, E-Mail: gernot.gruebler@gmx.de.)

Ein Gedicht wird gesucht - neben den vielen, die mir bekannt sind und die ich deshalb nicht suchen muß. Aber dieses habe ich nicht gefunden. Der Text lautet ungefähr so: "Und trägt Dir Garben auch tausendfach der Liebe goldnes Feld. Ich weiß ein Lied, das im Winde weht; und es kommt der Tag, da Dein Herz versteht: Allein auf der Welt!" Andrea Pucknus sucht es für ihre Großmutter, die aus Kaltecken stammt und eine geborene Ginnuth ist. Da nur eine E-Mail-Adresse vorliegt (pucknus@wilbeck.de) können Antworten auch an mich gerichtet werden.

... und da kann ich gleich den Wunsch von unserer Leserin Liesbeth Krüßel, geborene Dauter, anschließen, die im August 2001 in ihrem Heimatort Ludendorff einen Landsmann getroffen hat, den sie nun dringend sucht. Ihr Appell richtet sich an Herrn Heinz Oberst: "Wir brauchen Ihre Hilfe! Eine Ludendorfferin versucht, eine Chronik über unseren Ort zu erstellen. Ich weiß, daß Ihre Kenntnisse über Ludendorff sehr groß sind. Bitte rufen Sie mich an!" Sie sehen, liebe Frau Krüßel, ich habe Ihre Bitte so schnell wie möglich veröffentlicht und hoffe, daß sie ebenso schnell erfüllt wird. (Liesbeth Krüßel, Ritterstraße 12 in 09111 Chemnitz, Telefon 03 71 / 64 13 31.)

Eure

Ruth Geede


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