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09.12.06 / Wolf und Mensch sind seine Feinde / Anpassungsfähig, überlebenstüchtig und doch gefährdet - der Elch wurde Wild des Jahres 2007

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. Dezember 2006

Wolf und Mensch sind seine Feinde
Anpassungsfähig, überlebenstüchtig und doch gefährdet - der Elch wurde Wild des Jahres 2007
von Anne Bahrs

Die "Schutzgemeinschaft Deutsches Wild" bestimmte den Elch zum Tier des Jahres 2007, um auf diese größte Hirschart der Erde besondere Aufmerksamkeit zu lenken. Seit einigen Jahren werden Elche, in den beiden vergangenen Jahrhunderten schon mehrfach in hiesiger Landschaft vom Aussterben bedroht, in harten Wintern auch wieder in Vorpommern gesehen.

Als Heinrich Eichen das von Gerhard Lascheit vertonte Lied "Abends treten Elche aus den Dünen" schrieb, konnte man in der Elchniederung südlich des Memeldeltas und östlich des Kurischen Haffs im ostpreußischen Landkreis Heinrichswalde noch oft diese grandiosen Tiere sehen. Später erfuhr man, bedingt durch die geschichtlichen Ereignisse, lange Jahre kaum etwas über die dort beheimateten eurasischen Elche, die zumeist etwas kleiner sind als ihre gewaltigen Verwandten in Alaska und Kanada. In einigen Zoos kann man mittlerweile aber auch in der Bundesrepublik Deutschland Elche sehen und sich von ihrer imponierenden Statur von 1,80 bis 2,10 Meter Größe überzeugen. Erst während der Eiszeit haben sich die Elche entwickelt. Sie sind tiergeschichtlich also eine noch junge Hirschart, erforschten Wissenschaftler. Bis ins Mittelalter hinein sollen auch in den Alpen Elche gelebt haben. Es mag dort im bevölkerungsreichen Siedlungsraum Mitteleuropas für sie zu laut, zu unruhig geworden sein, vielleicht wurden die Elche auch zu sehr bejagt. Vor 150 Jahren sah man schließlich im Kaukasus noch Elche, später nur noch in Skandinavien, Rußland, Polen und in Ostpreußen. Um diese großen Tiere vor dem Aussterben zu bewahren, wurden sie für schonungsbedürftig erklärt. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges aber haben sich die Elche gewaltig vermehrt.

Nun sieht man im nördlichen Skandinavien selbst an der Autobahn nicht selten die dreieckigen Warnschilder, darin das Bild eines Elches mit schaufelförmigem Geweih. Elche sind schließlich auch tagsüber unterwegs, um ihren großen Hunger zu stillen oder um eine Gegend zu finden, in der sie nicht von riesigen Mückenschwärmen geplagt werden. Als in Schweden die von den Elchen angerichteten Schäden zu groß wurden, gab man hier 1970 die Erlaubnis zum Erlegen von 60000 Tieren. In Finnland wurden 1982 50000 Elche zum Abschuß freigegeben.

Diese Großhirsche haben Schwimmhäute zwischen ihren Paarhufen. Darum finden sie Halt und Sicherheit auch im moorigen Gelände. Sie können sogar relativ flott und ausdauernd laufen, wenn sie sich verfolgt fühlen. Ihr plump wirkender, massiver Körper mit der hohen Brust und dem hochstehenden Nacken befähigt sie auch, gute Schwimmer zu sein. Dabei stört das markante Schaufelgeweih der männlichen Tiere offenbar nicht, obgleich es bis zu 20 Kilogramm schwer sein kann. Die Rosetten wachsen dem Elch seitlich des Kopfes. Daher spreizen sich seine Schaufeln ab. Manchen Elchen wächst aber nur ein Riesengeweih ohne Schaufeln.

Im russischen Naturschutzgebiet Petschora-Illitsch besteht seit etlichen Jahren eine Elchfarm. Dort werden Versuche der Domestizierung unternommen, um die wirtschaftliche Nutzung durch Fleisch- und Milchgewinnung zu erproben. Es muß allerdings zugefüttert werden. In der Gefangenschaft setzen die Elchkühe bereits nach 16 Monaten ihre ersten Kälber. Die Tragzeit dauert neun Monate.

In Sibirien werden schon lange Elche vor die Schlitten gespannt, wie die Rentiere bei den Samen. Auch das Ren ist eine Hirschart, dem Elch also nahe verwandt. Es wird versucht, auch die Elche zu Reit- und Arbeitstieren abzurichten.

Während einer Reise durch Finnland konnte ich in einer von Samen betriebenen Gastwirtschaft geräucherten Elchschinken probieren. Er schmeckte kernig-streng. Ich zog dann allerdings ein Fischgericht vor. Vielleicht aber ließ mich auch der Respekt vor dem vielbesungenen Wappentier nicht urteilsfähig sein.

Wenn der Sommer sich zum Herbst hinwendet, sucht der Elch, der monatelang allein herumstreift, wieder seine Herde. Er stößt einen nicht besonders lauten, nasal klingenden Ruf aus und wird weithin gehört. Das Rudel kommt ihm entgegen. Einige Wochen bleibt der Elch bei seinem "Harem". Es ist für ihn eine anstrengende Zeit. Kaum kommt er zum Fressen. Rivalenkämpfe gilt es zu bestehen. Denn der Nachwuchs des vorletzten Jahres ist bereits geschlechtsreif und fordert sein Recht.

Eigentlich sind außer den Menschen nur noch Wölfe eine Bedrohung für die Elche, da sie sich gern zur Nacht noch ein tapsiges Jungtier holen. Besonders lange, harte Winter treffen die großen Wiederkäuer schwer. Wenn keine erreichbaren Kiefern- oder Wachholderzweige mehr zu finden sind, schälen die hungrigen Elche die Baumstämme und richten dadurch großen Schaden an. Bevorzugt fressen sie das junge Laub der Weiden, Birken, Eichen. Sie suchen aber auch Rüben- und Kornfelder auf und zertrampeln hier mehr als sie fressen können.


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