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23.12.06 / Nur für Linientreue

© Preußische Allgemeine Zeitung / 23. Dezember 2006

Nur für Linientreue
von Harald Fourier

Markus Wolf war ein gefürchteter Mann. Nach seiner Beerdigung vor einigen Wochen pilgerten dennoch tagelang Hunderte von Berlinern an das Grab des früheren Stasi-Spionage-Chefs, vor dem ein Blumenmeer prangte. Für überzeugte Kommunisten ist und bleibt er "einer von uns" oder "der beste Kundschafter der Welt", wie ein Trauergast es ausdrückte.

Wolf wurde in Friedrichsfelde zu Grabe getragen, wo Jahr für Jahr der rote Trauerzug für "Karl und Rosa" hinpilgert. Doch wenn sie in drei Wochen wieder dorthin kommen, werden sie feststellen, daß etwas nicht stimmt: Der Bezirk hat ein Denkmal aufgestellt, das - horribile dictu - an die "Opfer des Stalinismus" erinnert.

Das ist zu viel für die Rotfrontkämpfer-Fraktion. Seit Wochen laufen die unverbesserlichen Vertreter des SED-Regimes Sturm gegen "ihre" (weil zur Linkspartei gehörende) Bezirksbürgermeisterin Christina Emmerich.

Hans Bauer, Vorsitzender der "Gesellschaft für rechtliche und humanitäre Unterstützung" (ein Verein alter SED-Funktionäre), findet, daß die 60 mal 40 Zentimeter kleine Plakette einen "Mißbrauch der Gedenkstätte" darstellt.

Und eine Gruppe von "Prominenten" aus der Linkspartei um Sahra Wagenknecht und Kurt Julius Goldstein hat erklärt, daß der Begriff "Opfer des Stalinismus" ein Kampfbegriff sei, von dem sich überzeugte Sozialisten und Kommunisten provoziert fühlten.

Die Bezirksbürgermeisterin Christina Emmerich versicherte den Kritikern des Gedenksteins aber, er sei gewidmet nur den "Kommunisten und Sozialisten, die unter Stalin in der Sowjetunion umkamen". Wer als "Kulake" (freier Bauer) oder als bloßer Nichtkommunist im Gulag verreckt ist oder als Spion von der Tscheka erschossen wurde, der ist kein Denkmal wert.

Übrigens auch nicht die vielen Sozialdemokraten, die in Mittel- und Ostdeutschland nach 1945 ins Todeslager kamen. Was den Berliner Landtagsspräsidenten Walter Momper (SPD) und ehemaligen Regierenden Bürgermeister aber nicht daran hinderte, den unter anderem aus Mitteln der Lottostiftung finanzierten Gedenkstein feierlich einzuweihen - deutsche Gedenkkultur 2006.


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