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23.12.06 / Pianist statt Fußballer / Stars und ihre Berufswege

© Preußische Allgemeine Zeitung / 23. Dezember 2006

Pianist statt Fußballer
Stars und ihre Berufswege

Der schmale, schmucke Band wurde von Marianne Wellershoff, Redakteurin des Hamburger "KulturSpiegel", zusammengestellt und herausgegeben. Er wird allen Lesern gefallen, die für gegenwärtig schaffende Künstler Interesse zeigen. Es sind Schauspieler, Musiker, Sänger, Schriftsteller, Journalisten und viele andere mehr. Selbstverständlich spielt Neugier als Antriebsfeder des Interesses eine Rolle, doch dieser Wißbegier kann sich kein Prominenter entziehen, will es auch gar nicht, denn von seinem Bekanntheitsgrad hängt seine Karriere ab. In 75 Interviews stellt Marianne Wellershoff von ihr ausgewählte Prominente vor. Nur einzelne können hier zum Leseanreiz genannt werden.

Als erste wäre Peggy March zu nennen, deren berühmter Schlager dem Buch den Titel gab. Die 1948 in Pennsylvania Geborene siegte 1965 bei den Deutschen-Schlager-Festspielen mit dem Lied "Mit 17 hat man noch Träume". Und Träume hatten sie alle, die vielfach gar nichts mit dem später ausgeübten Beruf zu tun hatten. Mario Adorf zum Beispiel wollte Philosophie studieren. Aber dann geriet er zufällig in eine Studentenaufführung von Pirandellos "Heinrich IV." und kam vom Theater nicht mehr los. Der im russischen Gorki geborene Vladimir Ashkenazy wollte liebend gern Profi-Fußballer werden; zum Glück entschied er sich, seiner Berufung zu folgen und Pianist, später auch Dirigent zu sein. Er leitete das Royal Philharmonic Orchestra in London als Musikdirektor. Benoite Groult, 1920 in Paris zur Welt gekommen, studierte Literaturwissenschaft. 1989 verfaßte sie mit "Salz auf unserer Haut" einen internationalen Bestseller. Darin tritt der bretonische Fischer Gauvain als unversiegbare Liebe ihres Lebens auf.

Bündig erklärt sie im Interview: "Es war natürlich kein Fischer. Es war ein amerikanischer Bomberpilot. Nach dem Krieg sahen ja alle Amerikaner für uns ein bißchen wie Märchenprinzen aus." Der für die Rechte der Frau streitenden Journalistin Alice Schwarzer (geboren 1942) gelang 1975 der spektakuläre Durchbruch als Schriftstellerin mit "Der kleine Unterschied und seine großen Folgen". 1977 gründete sie das beachtenswerte Frauenmagazin "Emma", ein Lesegenuß für jeden, der nicht unbedingt die "Küchenfee" als Vollendung weiblichen Daseins im Blickpunkt hat.

Schließen wir den Reigen mit dem 1923 geborenen einstmaligen kaufmännischen Lehrling Horst Tappert. Der Schauspielerberuf wäre ihm nie in den Sinn gekommen, wenn er nicht nach Kriegsende und Kriegsgefangenschaft erfahren hätte, daß in Stendal das Theater wiedereröffnet werden sollte. Er fuhr hin, um sich als Verwaltungsgehilfe zu bewerben. Nach kurzem Gespräch schlug ihm der Direktor vor, Schauspieler zu werden. Man offerierte ihm einen Jahresvertrag. Seine Karriere begann, die 1974 in die "Derrick"-Rolle einmündete. In 281 Folgen der ZDF-Krimiserie spielte er den Polizeioberinspektor. Er blieb dem Publikum unvergessen.

Es macht Spaß, in diesem Buch zu blättern. Esther Knorr-Anders

Marianne Wellershoff: "Mit 17 hat man noch Träume - Prominente erinnern sich", Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2006, 158 Seiten, 6,90 Euro, Best.-Nr. 5986


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