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30.12.06 / Anfangs war es spaßig / Weltkrieg aus Kindersicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / 30. Dezember 2006

Anfangs war es spaßig
Weltkrieg aus Kindersicht

"Es ist ein ungewöhnliches Vorhaben, über erfreuliche Seiten des Krieges zu schreiben. Die schreckliche Seite wird von mir kaum einbezogen, wird nur gestreift. Ein reales Bild des gesamten Lebens im Krieg kann ich also nicht darstellen - nicht vom Leben in der Heimat, schon gar nicht vom Leben an der Front -, weil ich die wahren Schrecken des Krieges nicht am eigenen Leibe verspürt habe. So ging es den meisten meines Alters, obwohl wir in dieser wachen, aufnahmefähigen Phase unseres Lebens sechs Jahre Kriegszeit miterlebten." Dieses schreibt Peter Johannsen, der in einer Hamburger Kaufmannsfamilie aufwuchs, bei Ausbruch des Krieges neun Jahre alt war und auf seine Kindheits- und Jugenderinnerungen aus den Jahren 1939 bis 1948 zurückblickt.

Das liebste Spielzeug der Jungen waren die naturgetreuen Schiffsnachbildungen der deutschen Kriegsflotte und eine Armee von Miniatur-Soldaten aus Elastolin. Im Garten bauten sie sich eine Schanze, bewarfen sich mit Grassoden und spielten mit großer Begeisterung die "Erstürmung einer Festung". Sie interessierten sich für die schneidigen Uniformen der verschiedenen Waffengattungen und freuten sich auf den einmal im Jahr veranstalteten "Tag der Wehrmacht".

Bei Erbsen und Gulaschkanone konnte man auch eine richtige Kanone sehen und mit einem Maschinengewehr, natürlich nur mit Platzpatronen auf einen Pappkameraden schießen.

"Luftgefahr, Luftgefahr, oh, wie ist das wunderbar!" Am Anfang war das alles noch ein großer Spaß. In der Schule fieberte Peter Johannsen förmlich der Luftgefahr entgegen, immer dann, wenn er seine Schulaufgaben nicht gemacht hatte oder eine Klassenarbeit geschrieben werden sollte, auf die er sich nicht vorbereitet hatte. Als im Norden und Westen des Reiches immer öfter Bomben auf die Städte fielen, wurde von "oben" verfügt, daß Kinder in die verschonten südlichen Gebiete verschickt werden. Für Peter Johannsen war die Kinderlandverschickung ein Ferienvergnügen, eine fabelhafte Sache, nur für Kinder, ohne ewig mahnende Eltern. "Ich war im Paradies gelandet, bei herzlichen Menschen in einem gottbegnadeten Winkel der Erde. In Kärnten." Im Juli 1943, als 50 Prozent Hamburgs in fünf Tagen in Schutt und Asche gelegt werden, erfährt schließlich auch Peter Johannsen seine Schreckensgeschichte. Das Grauen um ihn herum läßt sich auch nicht so leicht aus seinem kindlichen Gemüt verbannen.

Durch die Erinnerung an eine Kindheit der Jahre von 1939 bis 1948 vermittelt Peter Johannsen in seinem Buch "Hitlerjunge Ahnungslos" dem Leser ein Bild, wie Kinder im Zweiten Weltkrieg aufwuchsen. Entstanden ist eine Mischung aus Fakten, Absurdem und Witzigem. Johannsen läßt die Erlebnisse von Kindern, Erwachsenen, Hitleranhängern und -gegnern, Mitläufern, Siegern sowie Besiegten aus einer Zeit lebendig werden, die uns immer fremder zu werden droht. B. Mußfeldt

Peter Johannsen: "Hitlerjunge Ahnungslos", Frieling-Verlag, Berlin, geb., sw Fotos, 304 Seiten, 16,90 Euro. Best. Nr. 5567


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